Ninorta Bahno: Deutschlands erste syrische Weinkönigin zieht Bilanz
Ninorta Bahno (26) wurde ein Jahr besonders streng beäugt. Als erste deutsche Weinkönigin mit syrischen Wurzeln hat sie dem traditionellen Amt ein neues, erfrischendes und buntes Gesicht gegeben. Zweifler und Kritiker hielten mit ihrer Meinung aber auch nicht hinterm Berg. Im Interview mit der „Welt“ zieht sie nach einem Jahr Amtszeit Bilanz.
„Es war ein sehr schönes Jahr für mich“, erklärt die aramäische Christin, „mit vielen besonderen Momenten.“ Für die 26-Jährige stand aber nicht nur das Repräsentieren im Vordergrund. „Ich wollte eine Botschafterin für Integration sein. Und ich glaube, es hat funktioniert“, sagt sie. Ihr Amt habe eine integrative Ausstrahlung gehabt, wie sie der „Welt“ weiter erzählt. „Integration kommt nicht nur von einer Seite.“
Anfang 2013 floh sie mit ihrer Schwester aus der syrischen Stadt Kamischli nach Deutschland. Ohne den nötigen Respekt und Akzeptanz der deutschen Kultur sei ein Leben hierzulande nicht vorstellbar, sagt die Syrerin.
Winzer Peter Terges lobt Ninorta Bahno
In den hohen Kreisen der deutschen Winzergenossenschaften ist man voll dees Lobes für die junge Syrerin. Bahno habe sich in ihrem Amt „sehr, sehr gut geschlagen“, betont Winzer Peter Terges, Vorsitzender der Vereinigung der Trier-Olewiger Winzer. Ihr Wille sich mit Crashkursen bei den Winzern fit für das amt zu machen, ist sehr gut angekommen. Ihre Einarbeit erfolgte „mit großem Interesse“, sagt Terges gegenüber der „Welt“.
Die negativen Seiten des überraschenden Ruhms: der viele Presserummel um Bahno. Ninorta I. machte in ganz Europa Schlagzeilen. „Und die ,New York Times’ hat mir dreimal geschrieben, weil sie ein Interview wollte“, sagt Terges.
Nicht alle Flüchtlinge waren mit Bahnos Wahl einverstanden
„Damals war das schon ein bisschen Stress für mich“, sagt die 26-Jährige Migrantin. Aufmerksamkeit zu erregen liege nicht in ihrem Naturell. Trotzdem hätte sie den medialen Wirbel um ihre Person und das Amt nachvollziehen können. „Wenn ich jetzt daran denke, ist es eine schöne Erinnerung.“ Von Mitbürgern, die unter gleichen Voraussetzungen nach Deutschland kamen, bekam sie auf ihre Amtszeit als Deutsche Weinkönigin positive Resonanz. Nicht alle Flüchtlinge hätten ihre Wahl aber gutgeheißen, erzählt sie. „Wegen des Weins.“ Im Islam gibt es ein Alkoholverbot für Muslime.
Während ihrer Amtszeit zog Bahno immer wieder Parallelen zu ihrer syrischen Heimat. Bei Feiern in Syrien tranken sie, ihre Familie und Freunde gerne einen guten Wein. „Jetzt verbinde ich den Wein vor allem mit Trier“, sagt sie lachend.
Niortas Nachfolgerin steht bereits fest: Sinologie-Studentin Bärbel Ellwanger. Die 23-Jährige spricht dank ihres einjährigen Aufenthaltes in Taiwan übrigens fließend chinesisch. (Welt.de / FL)