Mit Helikoptern und Kerzen: Winzer kämpfen gegen den Frost
Mit der Mistgabel stochert ein Helfer im brennenden Stroh, legt ein paar feuchte Halme nach, bis weißer dichter Rauch den Weinberg hinunter zieht und die Reben einhüllt. Nebenan kontrolliert Teamleiter Roy Paul die kleineren Holzfeuer, legt hier Grillkohle nach, dort ein Brikett. Alle zwei bis drei Reihen lodert ein solches Feuer. „Viel Rauch, wenig Flammen, das ist das Beste“, sagt Paul, der zum Schutz vor der Kälte eine dick wattierte Jacke und hohe Stiefel trägt.
Um die Knospen der Weinreben gegen den Spätfrost zu schützen, zünden Winzer des Sächsischen Staatsweinguts Schloss Wackerbarth in mehreren Nächten Feuer in den Weinbergen an. Der Rauch lässt die Temperatur über dem Boden um ein bis zwei Grad steigen. „Die können entscheidend sein, wenn die Knospe schon aufgegangen ist“, so Paul. Weil der März ungewöhnlich warm war, sind die Knospen im Elbtal zum Teil schon recht weit ausgetrieben, vor allem bei den roten Sorten wie Spätburgunder und dem Blaufränkischen. Erwischt sie der Spätfrost, drohen erhebliche Ernteausfälle – bis hin zum Totalverlust.
Im Kampf gegen die Minusgrade zünden Paul und seine vier Kollegen abends um elf die Feuer an. Bis morgens um sieben halten sie diese am Lodern. „Wir müssen die ganze Nacht die Feuer bedienen, kontrollieren und auflegen, da wird man nicht müde.“ Die Winzer sehen keine Alternative, auch wenn der Aufwand enorm ist.
Ganz Deutschland kämpft gegen den Frost
Auch Winzer in anderen Bundesländern greifen zu ungewöhnlichen Mitteln: So werden etwa in Baden-Württemberg Hubschrauber zum Schutz junger Reben vor Frost eingesetzt. Sie tauschen kalte und warme Luft aus. „Wir können die Temperatur um bis zu vier Grad erhöhen“, sagt Agrarminister Peter Hauk (CDU) in Obersulm. Die zweistündigen Flüge in 15 Metern Höhe seien aber nur bei leichtem Bodenfrost sinnvoll. Zunächst sind zwei Tage für den Test auf 100 Hektar Land geplant.
In Duttweiler in der Pfalz verwirbeln auch in der kommenden Nacht stationäre Windräder die Luft, so dass sich wärmere mit kälteren Schichten vermischten, berichtet Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Die Temperaturen seien in der Nacht zum Donnerstag mancherorts auf bis zu minus sechs Grad gesunken. In der Schweiz haben Winzer in den vergangenen Tagen Frostkerzen zwischen den Reben angezündet, um die Temperatur im Weinberg leicht zu erhöhen. Frostkerzen gelten allerdings als kostspielig und kommen vor allem auf kleineren Flächen zum Einsatz.
In Sachsen, wo 2300 Winzer eine Fläche von insgesamt 493 Hektar bewirtschaften, gibt man sich vorsichtig optimistisch. „Wie erfolgreich die Maßnahmen sind, wird sich endgültig aber erst in drei bis vier Wochen zeigen“, sagt Martin Junge von Schloss Wackerbarth. (dpa/MJ)