Klimawandel: Champagnertrauben weichen nach England aus
In der Champagne wird es ganz allmählich zu warm für die Trauben, die den weltberühmten Schaumwein prägen. Doch es scheint Abhilfe zu geben: immer mehr Winzer schauen sich jenseits des Ärmelkanals in der englischen Grafschaft Kent nach Feldern um, denn die Bodenbeschaffenheit dort sei ähnlich wie im französischen Weinanbaugebiet. So etwa ist auch Henry Warde aus Westerham in den jungen Geschäftszweig des britischen Weinanbaus eingestiegen: „Die Erde hier ist ähnlich wie in Nordfrankreich, viel Kreide, die Wurzeln der Reben können tief in den Boden wachsen“, lässt er dazu verlauten. Es sei derzeitig genauso wie an der Côte des Blancs in der Champagne, wobei der Klimawandel wärmere Temperaturen mit sich bringe, sodass sich die Trauben auch im britischen Klima wohlfühlen würden. Warde begann jedenfalls darüber nachzudenken, selbst Wein anzubauen. „2006 haben wir schließlich die ersten Reben gepflanzt, die wir in Deutschland einkauften“, erzählt er und meint damit Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier, also diejenigen Sorten, die zur Herstellung von Champagner nötig sind.
Sogar britische Rotweine könnten zukünftig gut funktionieren.
Doch es gibt ein kleines Problem: bekanntermaßen darf sich ein Schaumwein nur dann Champagner nennen, wenn er tatsächlich aus der französischen Champagne kommt. Also heißt das Produkt von Henry Warde schlichtweg Sparkling Wine. In Weiß und in Rosé stellt er ihn bereits her, ganz nach der traditionellen Methode der Franzosen, der Flaschengärung. Und obwohl der Squerryes Brut noch ziemlich frisch auf dem Markt ist, ist er offensichtlich bereits eine wichtige Nummer auf der Karte der britischen Weinproduzenten und hat Warde zufolge auch schon verschiedene Preise gewonnen.
Die Anzahl der britischen Schaumwein-Winzer ist derzeitig noch relativ übersichtlich, allerdings werden es langsam mehr, auch nördlich des 50. Breitengrades – und dort wuchsen bis vor wenigen Jahren noch gar keine Reben. Das Geschäft mit dem edlen Rebensaft scheint jedenfalls zu funktionieren, denn der Anbau der Reben, die Weinherstellung und der Weintourismus gehen in der Grafschaft Kent mittlerweile Hand in Hand. Und eines scheint für Henry Warde letztendlich ziemlich sicher zu sein: „Wenn die Klimaerwärmung so weitergeht, wie es derzeit aussieht, wird es künftig noch viel mehr Wein aus Großbritannien geben. Dann könnten sogar Rotweine hier funktionieren.“ (dpa-tmn/TH)