Weinpreis

Herkunft wichtiger als Geschmack

Weinberg in Kärnten mit See im Hintergrund
Bei Weinen aus weniger bekannten Weinbauregionen – hier etwa Kärnten – sitzt die Geldbörse vieler Konsumenten nicht ganz so locker. (©ÖWM/Weinbauverband Kärnten)
Was Kunden für Wein zu zahlen bereit sind, liegt wohl mehr an dessen Herkunft denn an dessen Geschmack. Das hat ein internationales Forscher-Team in einer Studie ermittelt.
Montag, 29.10.2018, 09:55 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

In einer wissenschaftlichen Studie wurde jetzt bewiesen, was die meisten ohnehin geahnt haben: dass nämlich die Herkunft eines Weines bei vielen Konsumenten ausschlaggebend für seinen vermeintlichen Wert ist – und zwar unabhängig von seiner tatsächlichen Qualität. Bei Weinen aus Regionen mit bekanntem Namen greifen demnach speziell wenig weinerfahrene Konsumenten eher tiefer in die Tasche. Das gilt der Studie nach in Asien noch stärker als im Westen. Hersteller aus weniger namhaften Regionen sollten dem mit ihrem Marketing entgegenwirken.

Gleichwertige Weine wurden unterschiedlich beurteilt
Die Forscher haben für die Studie etwa gleichwertige Weine aus der südafrikanischen Westkap-Region, dem Rheingau, den US-Bundesstaaten Iowa und Wisconsin, Argentinien sowie dem spanischen Rioja kredenzt und gefragt, wie viel die Probanden zu zahlen bereit wären. Byron Marlowe, Professor für Hospitality-Unternehmensführung an der Washington State University Tri-Cities, zufolge kamen die meisten Weine bei einer Blindverkostung gut an. „Aber sie schnitten schlechter ab, wenn offenbart wurde, dass die Weine aus Regionen stammen, mit denen die Tester nicht so vertraut sind oder es Sorten sind, die diese nicht kennen.“

Das wirkt sich letztlich auf den Preis aus. Wenn die Probanden wussten, dass ein Wein aus Iowa oder Wisconsin stammt, lag der Preis, den sie zu zahlen gewillt waren, im Schnitt 2,8 bis 4,7 Dollar unter dem normalen Handelspreis. „Wenn Teilnehmer wissen, dass sie einen Wein aus dem mittleren Westen trinken, ist ihre Erstreaktion, diesen schlechter zu bewerten als Wein aus einer bekannteren Region“, meint Marlowe. Auch der Rheingau und Argentinien hatten mit diesem Problem zu kämpfen, allerdings nicht ganz so ausgeprägt. Westkap und Rioja dagegen sind Regionen, die auch unerfahrene Weintrinker eher kennen – und genau diese bewerten eher nach der Herkunft. 

Marketing gefordert
Die Studie hat ergeben, dass bei Teilnehmern in Hongkong ähnliche Trends gelten wie in westlichen Ländern. Allerdings scheinen bei Asiaten nicht mit dem Geschmack des Weins zusammenhänge Details wie eben die Herkunft eine noch größere Auswirkung darauf zu haben, was Kunden zu zahlen bereit sind. Das gilt wiederum besonders bei Konsumenten, die wenig Erfahrung mit Wein haben.

Da Wein in Asien und gerade Hongkong immer beliebter wird, sind solche Faktoren für die Vermarktung wichtig. „Lehrer, Weinkundler und Marketer können diese Details nutzen, wenn sie Weine in asiatischen Ländern vermarkten, und die Menschen in Sachen Weinherkünfte und -Eigenschaften bilden“, meint Marlowe. (pte)

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