Trotz Hitze und Corona

Deutsche Winzer erwarten Spitzenjahrgang

ein Glas Federweißer
Federweißer wird in allen 13 Weinanbaugebieten in Deutschland hergestellt. Der frühe Lesebeginn begünstigt den deutschen Federweißen im Wettbewerb mit Importen aus Italien und anderen südeuropäischen Ländern. (©: Tanja/fotolia.com)
Es wird wieder gekeltert. In Rheinland-Pfalz startet die Weinlese, der frühe Beginn begünstigt den deutschen Federweißen im Wettbewerb mit Südeuropa. Die Branche ist optimistisch – trotz einiger Sorgen.
Dienstag, 11.08.2020, 09:46 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Begleitet von starker Trockenheit und so früh wie selten zuvor hat in Rheinland-Pfalz die Weinlese für Federweißen (in Österreich auch „Sturm“ genannt) begonnen. Mit Hilfe eines Traubenvollernters wurden dieser Tage in Weisenheim am Sand (Kreis Bad Dürkheim) bei heißem Wetter unter anderem Trauben der Sorten Solaris und Ortega geerntet. Einen „Spitzenjahrgang“ erwartet Winzer Michael Schwindt. „Die Trauben sind schön prall“, sagte der 45-Jährige. Die Lese des Federweißen, der als Vorbote des neuen Jahrgangs gilt, begann auch wegen der zeitigen Vegetation der Rebe recht früh. Den Beginn der Hauptlese erwartet das Deutsche Weininstitut für Ende August oder Anfang September.

Sorgen bereite den Winzern vor allem die Trockenheit, sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut beim Beginn der Lese. Im Februar und März seien die Wasservorräte der Böden zwar etwas aufgefüllt worden. Seitdem gebe es aber wie in vergangenen Jahren viel zu wenig Niederschläge. Immer seltener komme es zum großflächigen und länger andauernden Landregen der Vergangenheit. Die Veränderung des Klimas führe dazu, dass die Niederschläge regional extrem unterschiedlich verteilt seien. „Insgesamt aber sind die Voraussetzungen für einen mengenmäßig und qualitativ guten Jahrgang gegeben“, betonte Büscher.

„Corona kostet 25 Prozent vom Umsatz“

Auch die Folgen der Corona-Pandemie trifft die Weinbauern. Winzer Schwindt sagte, Weinfeste und Gastronomie mit Ausschank von frischem heimischem Wein fielen derzeit weg. „Corona kostet uns 25 Prozent, auch vom Umsatz. Das kann man nicht komplett auffangen“, meinte Schwindt, der den elterlichen Betrieb in der Pfalz 2001 übernommen hatte.

„Im Vergleich zu anderen Branchen haben wir die Krise einigermaßen gut überstanden“, sagte Büscher vom Deutschen Weininstitut. Im Einzelhandel und im Direktverkauf habe es auch Absatzzuwächse gegeben, zudem sei der Onlinehandel zum Teil um 50 Prozent gewachsen. „Ganz wettmachen wird man es nicht. Insgesamt ist die Branche mit einem blauen Auge davongekommen.“

Hoher Zuckergehalt

Nach der ersten Pressung in der Kelter konnte der Winzer Schmidt bei Ortega sogar mehr als 100 Grad Oechsle messen – einen außergewöhnlich hohen Wert für diese frühe Zeit. Die Zahl gibt die Menge des Zuckergehalts im Traubensaft an.

Der neue Wein gibt einen ersten Vorgeschmack auf den neuen Jahrgang. Bei Temperaturen um die 25 Grad Celsius über die meiste Zeit des Sommers hätten sich die Reben optimal entwickeln können, sagte Büscher. In einigen Anbauregionen seien Spätfröste zu den Eisheiligen im Mai ein Problem gewesen. Zum Erntehelfer-Team gehörte am Montag auch die Pfälzische Weinkönigin Anna-Maria Löffler aus Haßloch. (dpa/CK)

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