„Alien-Weine“ – oder die Zukunft der Winzerei?
Die Szenerie wirkt fast wie in einem neuen Science-Fiction-Film des Kultregisseurs Ridley Scott: eine schummrige Halle irgendwo unter der Erde, eine spärliche Beleuchtung – und eine Reihe seltsamer eiförmiger Tanks, in denen irgendetwas Gefährliches zu schlummern scheint. Doch es sind keineswegs fürchterliche Aliens, die hier auf ihre Erweckung warten, sondern ein guter Tropfen Wein, der sich mitten im Reifeprozess befindet. Und diese futuristischen „Brutstätten“ sind nicht etwa wie heutzutage üblich aus Stahl, sondern aus gutem alten Beton!
Was auf den ersten Blick wie ein hipper neuer Trend aussehen mag, geht in Wirklichkeit auf eine jahrhundertelange Tradition in den Mittelmeergebieten zurück und hat auch durchaus seinen Sinn: Durch die Porosität des Betons reift der Wein fast auf jene Art, wie er es in einem Holzfass machen würde, denn auf eine solche Weise bekommt der Rebensaft genau jene Menge an Sauerstoff, die er benötigt. Eine sogenannte „Weinpaste“ im Inneren des Fasses soll dabei chemische Reaktionen des Weines mit der Betonoberfläche verhindern.
Wie das Onlineportal beton-campus.de berichtet, seien die Betonfässer zudem um einiges pflegeleichter und robuster als ihre Holz-Pendants und würden Experten zufolge sehr viel besser für die Mikrooxidation geeignet sein. Die dickwandigen Behälter besäßen darüber hinaus eine isolierende Wirkung und würden daher nur äußerst langsam auf etwaige Wärmeschwankungen reagieren. Wie nun die Neue Zürcher Zeitung berichtet, scheint es jedoch auch kritische Stimmen zu geben. So befürchten einige Weinkenner und Sommeliers, dass unter Umständen hygienische Probleme auftreten und Fremdstoffe in den Wein übergehen könnten. Fazit: Während die Betonreifung für einige Winzer eine lukrative Alternative darstellt, schreiben andere dieses „alte/neue“ Verfahren lediglich ganz besonders experimentierfreudigen Weinherstellern zu. (beton-campus.de/nzz.ch/TH)