Wodka Tonic: Der Longdrink des Grauens
Eine Partynacht hätte für eine 35-Jährige in den USA fast tödliche Folgen gehabt. Bis die Ärzte die Ursache für ihre quälenden Beschwerden finden können, erlebt die Frau Schüttelkrämpfe, Fieber-, Brech- und Durchfallattacken. Zudem klagt sie über starke Bauch- und Rückenschmerzen. Nach einer Party beginnt sie „wie nach einem Blitzschlag“ zu frieren und zu zittern. Ihr Bauch krampft, Schwindel setzt ein. Zu Hause angekommen muss sich die Frau mehrfach übergeben. Ihre Körpertemperatur misst 38,9 Grad Celsius. Als sie am nächsten Tag die Notaufnahme aufsucht, rätseln die Ärzte über die Ursache ihrer heftigen Beschwerden, wie Spiegel Online berichtet.
Blutwerte sind dramatisch
Den Ärzten fällt auf, dass die Bauchdecke der Patientin leicht gespannt ist. Die Zahl ihrer weißen Blutkörperchen ist erhöht, was den Verdacht zunächst auf einen gewöhnlichen Magen-Darm-Infekt lenkt. Die 35-Jährige wird ohne Befund entlassen. Im Krankenhaus lassen die Mediziner jedoch weitere dramatische Blutergebnisse außer Acht. Der Nierenwert Kreatinin ist z. B. deutlich erhöht. Nachdem sich die Symptome bei der Patientin verschlechtern, sucht sie wieder die Notaufnahme auf. Ihr Blutdruck ist nun zusätzlich erhöht und sie kann kein Wasser lassen. Die Zahl der roten Blutplättchen (Thrombozyten) ist weiter gefallen. Leber und Niere melden Alarm. Nach einer ausführlichen Befragung der Patientin kommen die Ärzte dem gefährlichen Spuk endlich auf die Spur.
Immunsystem spielt verrückt
Die Frau gibt an, dass sie in ihrer Partynacht keine Drogen und sehr wenig Alkohol zu sich genommen habe. Es seien zudem keine Erbkrankheiten bekannt. Die Ärzte können sich die hohen Entzündungswerte im Blut der Patientin nur mit einer heftigen Reaktion des Immunsystems erklären. Dann haben die Mediziner einen entscheidenden Einfall. Sie fragen die Frau, ob sie Gin Tonic getrunken habe. Tonic Wasser beinhaltet nämlich Chinin, das für den bitteren Geschmack verantwortlich ist.
Bei der US-Arzneimittelbehörde FDA steht Chinin, das in den USA für die Bekämpfung von Malaria tropica zugelassen ist, nicht besonders hoch im Kurs. Es gibt immer wieder Meldungen über schwere Nebenwirkungen und Todesfälle, die mit chininhaltigen Substanzen in Verbindung gebracht werden.

Wodka Tonic ist der Schlüssel
Die Patientin erinnerte ich, dass sie auf der besagten Party an einem Wodka Tonic nippte. Auch auf einer Hochzeit, die 16 Monate zuvor stattfand, trank sie ebenfalls Wodka Tonic. Auch damals bekam sie danach Fieber, Schüttelfrost und Bauchschmerzen. Allerdings klangen die Beschwerden wieder ab. Dies ist jedoch der entscheidende Hinweis für die Ärzte. Das Chinin im Tonic Wasser hat Antikörper im Blut der Frau aktiviert. Die haben sich gegen die Thrombozyten und bestimmte weiße Blutkörperchen gerichtet. Das löste bei der Frau eine sogenannte TMA, thrombotische Mikroangiopathie aus, wie Spiegel Online weiter schreibt. Bei dieser Symptomatik verändern sich kleinste Blutgefäße mit Gefäßverschlüssen durch Blutpfropfen. Nach zwei Monaten an der Dialyse war die Frau wieder gesund. (spiegel.de / FL)