Scharfe Sachen

Helikopterpilotin brennt besten Gin der Welt

Gin-Brennerin Julica Renn testet ein Glas Gin
Julica Renn holt mit ihrem Gin MILE HIGH 69® Gold beim „World-Spirits Award 2018“ sowie bei der International Wine & Spirit Competition London und Silber bei der „San Francisco World Spirits Competition 2018“ (© Mile High 69®)
Julica Renn verbindet ihre beiden Leidenschaften, die Brennerei und die Fliegerei, und hat damit ein Erfolgsprodukt namens MILE HIGH 69® kreiert. In einem Interview gibt sie Einblicke in ihre Mission und ihr Leben.
Mittwoch, 07.11.2018, 12:43 Uhr, Autor: Thomas Hack

Die 30-Jährige Julica Renn ist Jungunternehmerin, Helikopter-Pilotin und Gin-Brennerin mit Leidenschaft, die sie im Eiltempo ganz nach oben gebracht hatte: Gold beim „World-Spirits Award 2018“ sowie bei der „International Wine & Spirit Competition London“(IWSC) und Silber bei der „San Francisco World Spirits Competition 2018“ – mit ihrem Gin MILE HIGH 69®! Im Oktober 2018 kam nun ein wichtiger Design-Award hinzu: Gold vom IWSC in der Kategorie „Wine Artwork and Bottle Design“. Die energiegeladene Überfliegerin gibt Antworten und Einblicke, wohin ihre Reise weitergeht:

Gerade mal fünf Monate nach der Markteinführung räumen Sie mit Ihrem ersten Gin international höchste Preise ab. Einen weltmeisterlichen Gin brennen – wie haben Sie das gemacht?
Julica Renn: Es gibt kein einzelnes Geheimnis – es sind 1.000 Feinheiten und Schritte. Zum Beispiel habe ich mir einen Riech-Parcours aufgebaut aus vielen Weckgläsern mit den einzelnen, in reinsten Alkohol eingelegten Botanicals. Dann ging das Mischen und Ausprobieren los. Oft schmeckt und riecht eine Zutat vor und nach dem Brennen völlig unterschiedlich. Da tastet man sich so vor. Bei den vielen Tagen und auch Nächten in der Brennerei sind gute Notizen entscheidend. Sonst probierst Du und hast die Mischung, gehst ordentlich angeheitert ins Bett und stellst am nächsten Tag fest, Du hast vergessen, die genaue Rezeptur zu notieren. Das ist mir aber nur einmal passiert. Inzwischen haben wir Aktenordner voll mit Notizen und Fotos von allen Studien.

Warum ausgerechnet Gin? Das macht doch derzeit jeder …
Ich wollte gar keinen Gin machen, eben wegen des aktuellen Hypes. Aber immer mehr Freunde und Bekannte haben gefragt, ob ich nicht einen Gin machen kann. Sicher auch, weil mein Vater und unser Haus bekannt sind für gute Destillate. Die Nachfragen wurden immer häufiger und immer drängender. Und so dachte ich: Also gut, ich nehme die Herausforderung an. Schließlich hat es mich echt gereizt, gerade in der heiß umkämpften Disziplin Gin an den Start zu gehen und ich dachte: Das schaffe ich…

Und eigenes Tonic hast Du dann gleich noch nachgelegt?
Als der Gin fertig war, hab‘ ich alles ausprobiert und reingeschüttet, was ich gefunden habe – Sirup, Säfte, Tonics, alles. Experimentieren und Ausprobieren empfehle ich übrigens jedem Cocktail-Genießer. Erlaubt ist, was gefällt! Außerdem macht’s mega Laune!!! Die ausprobierten Tonics waren okay, es gab aber keines, das mich so richtig überzeugt hat und letztlich auch keines, das meinen Ansprüchen an Lebensmittelqualität entspricht. Hinzu kam, dass mich immer mehr Kunden fragten, welches Tonic ich zum MILE HIGH 69® empfehle. Also habe ich einfach selbst ein klassisches Tonic Water kreiert, und seit September 2018 gibt es zudem das Red Love Tonic, das mit Holunder und Apfel etwas süßer schmeckt. Eine echte Herausforderung dabei war es, den Tonic-typischen, bitteren Geschmack in Bio-Qualität sozusagen nachzubauen. Aber Bio ist bei uns Standard und damit Grundvoraussetzung, auch der MILE HIGH 69® Gin ist biozertifiziert. Es kommt nicht anderes in Frage!

Was kann jetzt noch kommen?
Zurzeit arbeiten wir sozusagen in der Königsdisziplin. Mit einem „Distiller’s Cut“ wollen wir die Quintessenz – das Erlesenstes, die beste Komposition – des bestehenden Gins kreieren. Der MILE HIGH 69® in seiner Steigerung. Ich bin mega stolz, dass mein Gin jetzt schon in der Sansibar auf Sylt, im KaDeWe, im Buratino in Barcelona, in vielen Frischeparadies-Märkten steht und in den Privatjets von Crystal Cruises serviert wird. Neuerdings habe ich Anfragen aus ganz Europa, darunter auch Clubs und Bars auf Ibiza, Mykonos und Mallorca. Das Allergrößte für mich aber wäre: Mein Gin wird in den Bars von Star Bartender Jörg Meyer ausgeschenkt. Das käme einem Ritterschlag gleich.

Ihre familiäre und unternehmerische Herkunft ist der Burgunderhof in Hagnau am Bodensee, ein Vorzeigebetrieb mit 300 Jahren Familientradition. Ihr Vater Heiner Renn ist eine national und international bekannte Größe für erlesene Destillate und Weine … Fluch oder Segen?
Ich nehme die Historie und die Familie als Chance wahr, nicht als Bürde. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und mir gleichzeitig immer die Freiheiten gelassen, selber zu tun und eigene Ideen zu verwirklichen. Letztlich konnte ich so mit dem Mile High eine eigene Marke, ein eigenes Produkt, mein eigenes Baby schaffen. Mein Gin ist etwas komplett Eigenes und nicht nur die Fortsetzung des Familienunternehmens! Sicher gibt es bestimmte Vorteile durch ein bestehendes Netzwerk, dass die Brennerei bereits vor Ort existiert und auch der Vertrieb schon da ist. Aber: Ich bin nicht nur bestehenden Fußstapfen nachgegangen, sondern habe meinen eigenen Weg beschrieben.

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Was hatte Ihr Vater zur Gin-Idee gesagt?
(lacht) Er hat gesagt: „Lass mich bloß in Ruhe damit!“ und „Um Himmels Willen auch das noch!“ Er hatte da gar keinen Bock drauf und ich musste ihn förmlich überreden. Schließlich meinte er „OK, dann mach du!“ Von der Idee war er aber nicht begeistert. Mittlerweile trinkt er liebend gerne meinen Gin.

Wie um alles in der Welt kamen Sie auf die Idee, einen Hubschrauber-Pilotenschein zu machen?
Als Studentin bin ich bei einem Kommilitonen in einem Helikopter mitgeflogen, da war’s um mich geschehen. Ich wusste sofort: Das will ich auch! Zunächst war die Fliegerei „nur“ ein Hobby, naja, ein zeitintensives Hobby. Aber dann hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich hab‘ mir gesagt: Jetzt mach ich den Schein und werde Pilotin! Tja, und was ich mir in den Kopf gesetzt habe, ziehe ich auch durch. Das Fliegen ist vollkommene Freiheit und gibt mir die Chance abzuschalten. Letztlich ist es genau dieses Freiheitsgefühl, das ich auch durch meinen Gin ausdrücken und transportieren wollte.

Sowohl die Welt des Gins als auch die der Fliegerei ist männerdominiert. Wie schwer hatten Sie es, sich da zu behaupten?
Die Fliegerei speziell im Helikopterbereich ist auf jeden Fall männerdominiert. Ich schätze, dass von 100 Piloten zwei Frauen sind. Ähnlich sieht es in der Brennerszene aus. Aber: Ich habe immer gute Erfahrungen gemacht, werde immer herzlich willkommen geheißen und bin noch nie belächelt worden oder Abschätzigkeit begegnet. Im Gegenteil: Die Männer freuen sich über weibliche Verstärkung und ich fühle mich in beiden Welten sehr wohl. Manchmal wurde ich auf dem Flugplatz schon eingeladen: „Komm, Du darfst mitfliegen“. Wenn ich dann sage „Danke, ich fliege selbst“ ist die Reaktion oft erst verwundert und dann: „Toll!“

Zu guter Letzt: Was ist nun mit der Anspielung 69 und dem Mile High-Club?
Es sind genau 69 Arbeitsschritte notwendig, um meinen Gin zu produzieren. Alles Weitere bleibt offen bzw. der Fantasie des Gin-Genießers überlassen. Der Mile High-Club hat für mich die als Pilotin die perfekte Produktwelt geboten und der Gin schmeckt „like sex in the air“ – über den Wolken kann alles möglich sein. So soll der Mile High 69 die Kreativität beflügeln. Ein Schelm, der …

HOGAPAGE gibt dieses Interview in leicht gekürzter Form wieder.

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