Der Bier-Likör aus der Lausitz
Martin Wagner von der Sächsischen Spirituosenmanufaktur in Kirschau produziert seit einiger Zeit wegen der Corona-Pandemie nicht mehr nur Obstler. Gemeinsam mit der Bergquell Brauerei Löbau hat er zu viel produziertes Bier vom Frühjahr in Likör und einen hochprozentigen Brand umgewandelt. Denn: Die Pandemie hat den Bierabsatz in Deutschland förmlich einbrechen lassen – vor allem bei Fassbier. Und in Sachsen gibt es mit deutlich über 70 Brauhäusern so viele wie in keinem anderen ostdeutschen Bundesland.
Lagerung von Fassbier ist problematisch
Brauereichef Steffen Dittmer erklärt: „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht.“ Der erste Lockdown im Frühjahr kam für Brauereien und Gaststätten überraschend. Längst war ein Gros des Gerstensaftes für die ersten Frühlingstage und die Biergartensaison gebraut und verkauft. Die Wirte blieben auf ihren Bierfässern sitzen. Die Lagerung ist schwierig.
Wegschütten war für Dittmer aber keine Alternative. Er kaufte das Bier zurück. Mit 20.000 Litern unterschiedlichster Biersorten klopfte der Brauereichef bei Jungunternehmer Wagner an. Der 37-jährige Wirtschaftsingenieur ist gelernter Brauer und Mälzer, in der Weinbrennerei in Wilthen hat er sein Brenn-Handwerk gelernt. Den Brand einer Wildpflaume verkaufte er 2014 erstmals unter dem Label „Sächsische Spirituosenmanufaktur“. Inzwischen destilliert der Ein-Mann-Betrieb 50 verschiedene Produkte. „Ich arbeite regional mit den Obstbauern zusammen und verarbeite hiesige Rohstoffe“, so Wagner.
Produktion startete im Frühjahr
Nachdem alle Genehmigungen durch den Zoll vorliegen schmeißt der Brenner im Frühjahr seine Destillationsanlage an. Dann gibt es zuerst einen Brand vom Pilsner, ihm folgen drei weitere Sorten. Und es wird wohl nicht bei einer einmaligen Bierrettungsaktion bleiben: Auch der zweite Lockdown traf die Gaststätten und Brauereien hart.
(dpa/NZ)