Auch die Deutschen können „Cognac“
Manche Produkte haben es heutzutage nicht leicht. Der Weinbrand hatte etwa sicher schon lustigere Zeiten. Denn schon der Cognac liegt seit Jahrzehnten im künstlichen Koma und wird nach Meinung mancher Experten derzeit erst sehr langsam wieder ins Leben, sprich in die Bars, zurückgeholt. Was für einen Weinbrandhersteller, dem zusätzlich noch das Image des Originals fehlt, die Sache nicht einfacher macht. Zu Unrecht, wie man jüngst im Zuge einer Verkostung im Wiener Park Hyatt-Hotel feststellen konnte. Das Traditionsunternehmen Asbach aus Rüdesheim am Rhein präsentierte hier kürzlich seine wichtigsten Produkte und bewies, dass man auch in Deutschland „Cognac“ kann – auch wenn der seit knapp 100 Jahren aus markenrechtlichen Gründen nicht mehr so heißen darf.
Für die Herstellung der jährlich rund 25.000 hl Weinbrand verwendet das 1892 von Hugo Asbach gegründete Haus (das inzwischen zur Underberg-Gruppe gehört) hpts. Trauben aus Frankreich und Italien der Sorten Trebbiano, Silvana und Müller-Thurgau, also durchwegs weiße Trauben. Gelagert werden die Spirituosen sowohl in 20.000 Barriques (á 300 l), als auch in etwa 100 großen Holzfässern, die zwischen 11.000 und 49.000 Litern fassen. Für die intensive braune Färbung der Endprodukte reicht die Lagerung alleine aber nicht. Für den von den Konsumenten gewünschten Farbton muss mit etwas Zuckercouleur nachgeholfen werden, wie Asbach-Geschäftsführer Christopher Dellee, offen erklärte. „Eine völlig legale Methode, die auch alle anderen Hersteller von Weinbrand oder Cognac verwenden“ betonte er.
Von 3 bis 66 Jahren
Zur Verkostung kamen
- Original (3 Jahre gereift, wobei die Weinbrände durch die Bank Cuvées verschiedener Jahrgänge sind. Die Altersangabe bezieht sich jeweils auf den jüngsten Weinbrand): klassisch weinig, leichte Schärfe, würzige Eichenholz-Töne
- Privatbrand (8 Jahre): fruchtig, Noten von dunkler Schokolade und Zedernholz, vollmundig, aromatisch-reifen Noten
- Selection (21 Jahre): Röstaromen, dunkle Schokolade, Rosinennoten, sehr rund und zugänglich, schöne Fruchtsüße
- Johann Wolfgang von Goethe (Vintage Reserve 1952 – stammt im Unterschied zu den anderen Produkten aus einem einzigen Jahrgang): noch erstaunlich jugendlich und kräftig, Noten von Walnüssen und Pflaumen, perfekt eingebundene Eichenholz-Note, sehr langer Abgang. Lediglich 300 Karaffen dieser Spezialität wurden abgefüllt zum Stückpreis von ca. 1500 Euro.