Facts for FUN: Was ist „Wulkje“ und warum ist es Welterbe?
Die Ostfriesen sind seit 300 Jahren Teetrinker. Bis heute gehört die Teekultur in Ostfriesland zur geliebten Kulturpraxis. Und die Niedersachsen aus Ostfriesland trinken Tee auf eine höchst eigene Art. Der Tee wird zunächst aus losen Teeblättern gekocht und dann auf ein Stück weißen Kandiszucker geschüttet, der „Kluntje“ genannt wird. Dann kommt ein bisschen Sahne hinzu, die das charakteristische wolkenähnliche Gebilde formt, das sogenannte „Wulkje“. Jetzt bitte nicht umrühren! Mit jedem Schluck entsteht ein anderer Geschmack. Sahne, Tee und Kandis haben jedes Mal eine andere Konzentration.
Die Ostfriesen halten ihre Teezeiten leidenschaftlich ein das gemeinsame Teetrinken prägt den Tagesablauf und das familiäre und berufliche Miteinander in Ostfriesland. Im Durchschnitt trank laut Deutschen Teeverband im Jahr 2012 jeder Ostfriese rund 300 Liter Tee, das entsprach in etwa dem Zwölffachen des deutschen Durchschnittsverbrauchs.[Auch viele Redewendungen und Ausdrücke im Plattdeutschen ranken sich rund um den Tee. Die „ostfriesische Rose“ ist das klassische Dekor beim Prozellan. Die „Echt ostfriesische Mischung“ ist eine kräftige Schwarzteemischung aus Assam-Tee. „Echt“ ist er nur dann, wenn der in Ostfriesland gemischt wurde.
Warum wurde und ist Tee im Kaffeetrinkerland Deutschland gerade in Ostfriesland so erfolgreich? Die Nähe zu den Niederlanden, deren Ostasiatische Kompanie Anfang des 17. Jahrhunderts erstmals Tee importierte, spielt dabei eine große Rolle. Außerdem galt das neue Heißgetränk als gesund. Als schließlich der Teekonsum als Alleinstellungsmerkmal der Region offenbar war, wurde er als identitätsstiftende Kulturpraxis von der Heimatbewegung aufgegriffen.
2016 nahm die Unesco die ostfriesische Teezeremonie auf die Liste der immateriellen Kulturgüter auf, weil die Teekultur „eine Ostfriesland einende Kulturpraxis“ darstelle. (Unesco/ph).