Coffee to go im Mehrwegbecher
Austrinken – und zack, in die Tonne. Das passiert jeden Tag in Deutschland viele, sehr viele Male. Der Coffee to go im Pappbecher ist bei Kaffeetrinkern beliebt. Man bekommt ihn auf dem Weg zur Arbeit oder für die spontane Kaffeepause an fast jeder Ecke schnell auf die Hand. Und das hat Folgen: Papierkörbe quellen über, Parks und Spielplätze vermüllen. Viele tausend Tonnen Müll fallen durch die Einwegbecher jedes Jahr an. Recyceln lassen sie sich nicht. Die Alternative: Pfand-Becher, die sich viele Male befüllen lassen. Diese gibt es inzwischen in vielen Städten. Aber wie kommen die bei den Kaffeefans an?
Hannover
„Hannocino“ heißt der rote Mehrwegbecher in Hannover, den man gegen zwei Euro Pfand in 150 Cafés und Geschäften bekommt. Er besteht überwiegend aus Bestandteilen, die biologisch abbaubar sind. 50.000 sind zurzeit im Umlauf – und könnten nach Schätzungen des Abfallwirtschaftsbetriebes aha mindestens 5,2 Millionen Pappbecher im Jahr einsparen helfen. Gefragt ist das Mehrweg-System vor allem in der Innenstadt und in den Szene-Vierteln.
Freiburg
Schon etwas mehr Erfahrung haben die Kollegen in Freiburg. Seit eineinhalb Jahren können Kunden in 112 Betrieben gegen einen Euro Pfand den „FreiburgCup“ aus recyclingfähigem Kunststoff bekommen. „Unsere Mehrwegbecher kommen überwiegend bei jungen Leuten gut an“, sagt Dieter Bootz vom Abfallwirtschaftsbetrieb ASF. Rund um die Uni nutzten 60 Prozent der Coffee-to-go-Trinker den weiß-grünen „FreiburgCup“, woanders nur 20 bis 25 Prozent. Der Grund: „Es gibt Leute, die sind ihren Pappbecher gewohnt. Manche Kunden bestehen einfach drauf“, so Bootz. Und die großen Kaffee- und Imbissketten – die immerhin den Großteil des To-go-Verkaufs ausmachen – beteiligen sich wie in Hannover nicht an dem System.
Ob Hannover oder Freiburg, in keiner Stadt funktionieren die Mehrwegbecher-Systeme perfekt. Die Deutsche Umwelthilfe sieht diese trotzdem als Erfolg. „Die Erfahrungen werden auf lokaler Ebene gemacht“, sagt Thomas Fischer, Leiter Abfallpolitik und Kreislaufwirtschaft. Das Ziel müsse aber ein bundesweites Pfandsystem sein wie das für Getränkeflaschen. „Die Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen. Die Benutzung der Mehrwegbecher muss so einfach sein wie die der Einwegbecher“, meint der Experte. Zurzeit landen davon jährlich fast drei Milliarden auf dem Müll – Tendenz steigend. Deshalb sieht Fischer auch die Politik gefordert: Unternehmen und Kunden müssten mehr bezahlen, wenn sie Einweg statt Mehrweg benutzten.
Der „Recup“
Ein bundesweites Pfandsystem für Mehrwegbecher – das wollen auch Fabian Eckert und Florian Pachaly erreichen. Ihr Plan: Den Einwegbecher komplett verbannen. Deshalb entwickelten die beiden Münchner Jungunternehmer den „Recup“, einen Mehrwegbecher aus stabilem Kunststoff. Im September 2016 starteten sie ihr Pilotprojekt im nahe gelegenen Rosenheim. Seitdem hat es mehr als 20 Städte erreicht, darunter München, Berlin, Köln, Oldenburg und seit kurzem auch Hamburg.
Egal welche Variante man wählt, auch Pfandbecher verschlingen ebenfalls Ressourcen und Energie. „Den eigenen Mehrwegbecher dabei zu haben, wäre natürlich ökologisch das Beste“, sagt Julia Post, die vor drei Jahren die Initiative „Coffe to go again“ gegründet hat. Cafés, die daran teilnehmen, füllen Kaffee nicht nur in mitgebrachte Becher ab, sondern belohnen die Kunden dafür zum Beispiel mit einem Rabatt. Mehr als 500 Betriebe in Deutschland tragen inzwischen das Logo der Kampagne. (dpa/MJ)