Oettinger-Brauerei schließt Standort in Gotha
Zum Jahresende 2022 schließt die Oettinger-Brauerei ihren Standort in Gotha. Teile der Produktionskapazitäten und -anlagen würden auf die drei anderen Brauerei-Standorte der Unternehmensgruppe in Deutschland verlagert, teilte das Unternehmen mit. Die Stellen in Produktion und Logistik in Gotha sollen demnach abgebaut werden. Das Unternehmen reagiere damit auf die „negative Entwicklung des Absatzvolumens im Biermarkt in den vergangenen Jahren und stellt sich für die Zukunft neu auf“.
Linke und NGG zeigen sich erstaunt
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) nannte den Vorgang im Kurznachrichtendienst Twitter einen „unglaublichen Skandal“. Der Gothaer Betrieb sei eine gut geführte Firma mit mehr als 220 tariflich bezahlten guten Arbeitsplätzen. Auf Basis von Mehrwegangeboten arbeite die Brauerei in Gotha wirtschaftlich solide und schreibe schwarze Zahlen. „Nun will man mit Einweg mehr Rendite erwirtschaften. Den Betrieb und auch die Umwelt zerstören.“
Auch die Linksfraktion im Thüringer Landtag zeigte sich empört. Die Schließung der Brauerei in Gotha sei durch nichts gerechtfertigt. „Der Standort arbeitet profitabel“, erklärt der Gothaer Landtagsabgeordnete der Linken, Sascha Bilay. Die in Bayern ansässige Konzernspitze wolle lediglich durch Einwegprodukte noch mehr Gewinne machen. „Wir fordern das Management auf, zusammen mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft nach Lösungen zu suchen, um eine Schließung abzuwenden“, sagt Sascha Bilay.
Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Thüringen zeigt sich erstaunt über die Standortschließung: „Die Ankündigung der Schließung der Brauerei hat uns sehr überrascht“, sagt Jens Löbel, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten Thüringen. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat würden die Pläne zeitnah begutachten und einen Gegenentwurf vorlegen. „Hier sollen Managementfehler der vergangenen Jahre mit noch größeren Fehlern ausgebügelt werden. Leidtragende sind die Beschäftigten und ihre Familien.“
„Eine fatale Entscheidung“
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) nannte den Vorgang nicht nachvollziehbar. „Dass der einzige ostdeutsche Standort eines im Kern wettbewerbsfähigen Unternehmens komplett geschlossen werden soll, halte ich für eine fatale Entscheidung“, sagte er.
Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch und der Landrat des Landkreises Gotha, Onno Eckert (beide SPD), erklärten, die Schließung sei die falsche Antwort auf die Fragen der Zeit. Gerade jetzt gelte es, den Standort Gotha zu erhalten. „Wenn ihn Oettinger nicht mehr will, dann muss das Unternehmen bereit sein, ihn schnell an einen anderen Partner abzugeben.“
Oettinger hatte erst kürzlich in den Standort investiert
Oettinger hatte die ehemalige VEB-Brauerei in Gotha im Jahr 1991 übernommen. Zum 30. Jahrestag der Übernahme teilte das Unternehmen mit, es seien mehr als 100 Millionen Euro in den Standort, die Technik und die Logistik investiert worden. Damit sei die modernste und größte Braustätte Thüringens mit einem jährlichen Ausstoß von rund 1,4 Millionen Hektolitern entstanden.
(dpa/SAKL)