Tschechien: Kneipensterben im Bierland
Die tschechische Regierung hat im Mutterland des Pilsener Bieres schärfere Steuerregeln beschlossen. In der Folge sind vielen Wirten in Tschechien der Spaß und der Umsatz flöten gegangen. Seit Ende 2016 müssen die Gastronomen in unserem östlichen Nachbarland ihre Umsätze elektronisch und in Echtzeit an die Finanzbehörden übermitteln. Das geht vielen Wirten zu weit, wodurch eine Lokalität nach der anderen die Rollläden dauerhaft unten lässt.
1.000 Gaststätten schränken Betrieb ein
Mehr als tausend Gaststätten hätten ihre regelmäßigen Bierlieferungen abbestellt, teilte ein Sprecher der Pilsener-Urquell-Brauereigruppe gegenüber der Deutschen Presseagentur mit. Die Brauerei ist einer der Marktführer in Tschechien. „Vor allem kleinere Kneipen auf dem Lande, die keine warmen Mahlzeiten anbieten, beenden ihre Tätigkeit“, sagte der Sprecher.
Rund ein Fünftel aller Kneipen betroffen
Die Vereinigung der Hotel- und Gaststättenbetriebe rechnet damit, dass rund ein Fünftel aller Kneipenwirte ihre Lokale dicht machen werden. Ein schwerer Schlag für die bierverliebten Tschechen: zwischen Prag und Pilsen liegt der Pro-Kopf-Bierkonsum mit 143 Litern pro Jahr im weltweiten Ranking nämlich unangefochten auf Platz eins. Schätzungen zufolge tragen rund 30.000 Kneipen und Restaurants zu diesem Konsum bei.
Mehr Steuereinnahmen und Vereinsheime
Die verschärfte Steuergesetzgebung in diesem Fall haben die Tschechen ihrem Finanzminister Andrej Babis zu verdanken. Der Politiker von der liberal-populistischen ANO-Bewegung beziffert die zusätzlichen Steuereinnahmen durch das Gesetz auf 150 Millionen Euro.
So leicht lassen sich einige Gastronomen jedoch nicht ins Bockshorn jagen: Zahlreiche Dorfkneipen firmieren in Vereinsheime um, denn hier gibt es für Mitglieder kostenlos Bier – gegen eine Spende oder einen Förderbeitrag. (dpa / FL)