Fränkische Bierstraße feiert Revival
250 Brauereien und 600 Biergärten umfasst die „Fränkische Bierstraße“, die der Verein Bierland Oberfranken in
diesem Jahr wiederbelebt hat. So sollen wieder mehr Touristen und Bierliebhaber auf die Region aufmerksam und die zumeist kleinen Brauereien gestärkt werden, wie Bernd Sauer, Geschäftsführer der Handwerkskammer in Bayreuth, sagt. Etwa 2500 Quadratmeter Landstraße verbinden die traditionsreichen Betriebe in den drei fränkischen Regierungsbezirken miteinander. Mehr als 50 Bier-Wander-Touren gibt es. „Da können die Besucher Bierkultur und die Landschaft erleben.“
Höchste Brauereidichte der Welt
Schon in den 70er- und 80er-Jahren lockte eine „Fränkische Bierstraße“ Menschen nach Nordbayern. Daran will der Verein nun mit einem umfangreicheren Angebot anknüpfen. Schließlich hatte allein der Bezirk Oberfranken die höchste Brauereidichte der Welt, wie der Verein im Jahr 2000 recherchiert hat. Damals kamen – bei insgesamt
200 Brauereien – 5500 Einwohner auf eine Brauerei. In Oberbayern waren es knapp 45 000 Einwohner und in Kanada etwa 200 000 Einwohner je Brauerei. Seitdem ist die Zahl der oberfränkischen Brauereien allerdings rückläufig.
Was den kleinen Handwerksbrauereien am meisten zu schaffen macht? Der niedrige Bierpreis und fehlende Betriebsnachfolger, wie Sauer erklärt. Ideal, um überleben zu können, sei die Kombination aus Brauerei, Wirtshaus mit Übernachtungen und Biergarten. „Doch das ist eine große Herausforderung.“ Der Handwerkskammmer und dem Verein sei daran gelegen, den Brauereien gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Die Nachfrage nach dem Beruf sei jedenfalls da, sagt Sauer. „Es gibt zu wenige Lehrstellen.“
Keine Chance gegen die Industriebrauereien
Braumeister Christof Pilarzyk aus Rödental im Landkreis Coburg, Vorsitzender der Vereinigung Privater Braugasthöfe und des Vereins Bierland Oberfranken, sieht das Hauptproblem der kleinen Brauereien in „den großen Industriebrauereien, die mit ihren Preisen den Markt systematisch zerstören.“ Handwerklich und aus regionalen Produkten hergestelltes Bier habe seinen Preis. „10 Euro für einen Kasten Bier? Das ist eigentlich eine Frechheit, wettert Pilarzyk. „Deshalb gehen auch viele kleine Brauer kaputt.“
Ähnlich sieht es Gerhard Ilgenfritz, Präsident des Verbandes Privater Brauereien in München und Geschäftsführer einer Brauerei in Steinsfeld (Kreis Ansbach). Bier werde in Deutschland zu billig verkauft, ein Kasten von Großkonzernen bisweilen unter zehn Euro „verklopft“. Jedoch: „Ein tolles, individuelles Produkt muss zu einem
vernünftigen Preis verkauft werden – und die kleinen Brauereien müssen den Mut haben, diesen Preis zu verlangen.“ Die Kunden würden das für ein gutes Bier akzeptieren, ist Ilgenfritz überzeugt.
Die „Fränkische Bierstraße“ sei ein gutes Vermarktungsinstrument für die kleinen Brauereien, sagt Ilgenfritz. Denn viele stünden mit dem Rücken zur Wand, da zähle jede Aktivität. Und Pilarzyk ergänzt: „Durch die „Fränkische Bierstraße“ rücken die Betriebe noch enger zusammen.“ Das sei enorm wichtig. Denn nur gemeinsam könnten sie sich behaupten. Und: „Das Frankenland soll als Zentrum des Bierbrauens wieder bekannter werden. Wenn man an Bayern und Bier denkt, hat man Berge, München und Oktoberfest im Kopf. Aber die wahre Bierkultur liegt im Norden Bayerns. Dort gibt es mit Abstand die meisten Brauereien.“ (lby/MJ)