Nachhaltigkeit

Flüssiges Brot

Gruppe Menschen sitzt bei einander und trinkt Bier
Die Idee für „Knärzje“ kam Anthes bei einem Wochenendtrip in London, wo er zum ersten Mal „Toast Ale“ trank. (Foto: © Knärzje GmbH)
Bier ist flüssiges Brot, heißt es. Beim Brotbier stimmt das zumindest ansatzweise. Es wird mit übrig gebliebenem Brot gebraut, damit dieses nicht im Müll landet.
Mittwoch, 07.07.2021, 08:53 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Felix vom Endt öffnet den Zapfhahn und frisches Bier sprudelt aus dem Tank direkt ins Glas: noch etwas trüb, aber mit einer cremigen Schaumkrone. „Das sieht schon sehr brotig aus“, sagt der 35-Jährige und lacht. Denn seinen außergewöhnlichen Inhaltsstoff sieht man dem Bier nicht an. Die kleine Craftbier-Brauerei Orca Brau in Nürnberg braut Bier aus Brot, das sonst in der Mülltonne landen würde. Das mag ungewöhnlich klingen. Für den Brauerei-Chef ist es aber nur konsequent: „Man spart mit etwas, das sonst weggeworfen würde.“ Etwa 30 Prozent des Braumalzes ersetzt vom Endt mit Brot, das in den 35 Filialen der Bäckerei Fehl in der Region nicht verkauft wurde.

Brotbier blickt auf lange Tradition zurück

Brotbier hat laut vom Endt im skandinavischen und baltischen Raum eine lange Tradition. In den vergangenen Jahren ist diese Idee auch in Deutschland, Großbritannien und anderen europäischen Ländern verstärkt aufgekommen, um zumindest einen Teil der unzähligen Tonnen Brot, die niemand mehr essen will, vor dem Abfall zu retten. Meist sind es Start-ups, die die Spezial-Biere in kleiner Auflage brauen.

Nische wächst

Deren Zahl ist in Deutschland nach Angaben des Deutschen Brauerbunds sehr überschaubar. Im Vergleich zu den großen Brauereikonzernen besetzt der Frankfurter Daniel Anthes mit seinem Brotbier „Knärzje“ nur eine Nische, diese aber wächst. Waren es anfangs noch 400 Liter, die er pro Abfüllung braute, sind es inzwischen bis zu 5000 Liter alle drei bis vier Wochen. Anthes freut sich über den Erfolg, gibt aber auch zu: „Wir werden mit dem Bier nicht die Welt retten.“ 500 Laib Brot verwendet er pro Brauvorgang. Umgerechnet rette eine Flasche Bier damit eine Scheibe Brot, sagt Anthes. Es gehe ihm vor allem darum, ein Zeichen zu setzen und den großen Brauereien zu zeigen, dass es auch anders gehe.

Brauerbund skeptisch

Abfälle vermeiden und gleichzeitig Rohstoffe sparen – auch der Nürnberger Felix vom Endt sieht im Brotbier viel Potenzial für mehr Nachhaltigkeit. „Das wäre eine Möglichkeit nicht nur für uns, auch für die großen Brauereien.“ Der Deutsche Brauerbund ist jedoch skeptisch. „Aus unserer Sicht lässt sich der Malzbedarf aus verschiedenen Gründen nicht einfach durch Brot ersetzen“, erklärte Sprecher Marc-Oliver Huhnholz. Neben den technischen und lebensmitteltechnologischen Herausforderungen spreche auch dagegen, dass Brot für größere Produktionsmengen und längere Produktionszeiten eingelagert werden müsste. „Ein Aufwand, der aus unserer Sicht nur in einem kleineren Rahmen realisierbar erscheint.“

(dpa/NZ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Zwei Menschen stoßen mit Corona an
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Corona erreicht Netto-Null-Plastik-Fußabdruck

Corona hat weltweit einen Netto-Null-Plastik-Fußabdruck erreicht. Dies ist eine weitere Etappe auf dem Ziel, kein Plastik in der Natur zu hinterlassen. Mit einem AR-Tool veranschaulicht das Unternehmen zudem jedem den persönlichen Plastik-Fußabdruck.
Lost Lager
Klimaschutz
Klimaschutz

Mit grüner Energie gebraut

Brewdog bringt das neue, CO2 negative Lost Lager auf den Markt. Zudem engagiert sich das Unternehmen mit dem Projekt „Lost Forest“ für die Aufforstung eines 5.000 Hektar großen Waldgebiets. Hier sollen eine nachhaltig bewirtschaftete Campinganlage, Eco Lodges und ein Hotel entstehen. 
Ein Bier aus Abwasser gebraut
„Zeichen setzen!“
„Zeichen setzen!“

Erstes Craftbier aus Abwasser gebraut

Mit Bier aus Abwasser will eine Firma zeigen, dass ehemaliges Toilettenwasser genießbar sein kann. Das Unternehmen will das Bier aber nicht verkaufen, sondern ein Zeichen setzen.
Hilton am Berliner Gendarmenmarkt
Umweltbewußtsein
Umweltbewußtsein

Hilton am Berliner Gendarmenmarkt wird grün

Aroundtown hat für sein Hotel in der Hauptstadt die BREEAM-Zertifizierung erhalten. Dabei handelt es sich um ein internationales Kennzeichen für umweltfreundliche Gebäude. Weitere Standorte des Immobilienunternehmens sollen nun folgen.
Thomas Banhardt beim Austausch mit Manuel Neuer
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit

Feldberger Hof kooperiert mit Manuel Neuer

Ein guter Kaffee ist der perfekte Start in den Tag. Wenn er dann noch nachhaltig produziert ist, schmeckt er gleich um so besser. Das denkt auch Fußball-Weltmeister Manuel Neuer. Er ist Gesellschafter der Marke Alrighty Caretrade Coffee und jetzt eine Zusammenarbeit mit dem Schwarzwälder Hotel eingegangen. 
Berlin Lodging Outlook
Event
Event

Berlin Lodging Outlook rückt digitale und nachhaltige Zukunftstrends in den Fokus

„Digitale und nachhaltige Transformation: Die wichtigsten Zukunftstrends für die Hotellerie“ – unter diesem Motto steht das fünfte Berlin Lodging Outlook der Cornell Hotel Society. Es findet am 22. November im Hotel Bristol Berlin statt. Top-Experten sprechen hier über digitale und nachhaltige Zukunftstrends.
Hans im Glück
Tierschutz
Tierschutz

Hans im Glück erreicht Ziel der Masthuhn-Initiative zwei Jahre früher

Hans im Glück setzt ein starkes Zeichen für Nachhaltigkeit und Tierschutz:  Bereits 2020 hatte sich der Systemgastronom dazu bekannt, die Anforderungen der Masthuhn-Initiative (auch: European Chicken Commitment (ECC)) bis 2026 zu erfüllen. Nun erreicht der Systemgastronom dieses Ziel viel früher als geplant. 
Anne Schiefer, CEO GreenSign Institut & Arne Klehn, General Manager JW Marriott Berlin
Umweltbewußtsein
Umweltbewußtsein

Neues Nachhaltigkeitsevent für die Hospitality

Das GreenSign Institut präsentiert das Future Lab, ein neues Eventformat mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Vom 1. bis 3. Dezember 2025 findet die Premierenveranstaltung im JW Marriott Hotel in Berlin statt.
Das Team von Maisel & Friends
Preis
Preis

Maisel & Friends bei „World Beer Awards“ geehrt

Große Freude in Bayreuth. Das Brauereigelände der Gebr. Maisel erhielt jetzt eine Ehrung als „Visitor Attraction of the year“. Damit wird nicht nur das umfangreiche Unterhaltungsangebot prämiert, sondern auch die Handwerkskunst selbst.