Zukunftswelten

Digitalisierung im Hotel – Fluch oder Segen?

Der Dinosaurier-Roboter „Kibo-kun“ und die hübsche Roboterin „Yumeko-chan“ im japanischen Henn na Hotel, Nagasaki.
Der Dinosaurier-Roboter „Kibo-kun“ und die hübsche Roboterin „Yumeko-chan“ im japanischen Henn na Hotel, Nagasaki. (© picture alliance/AP Images)
Ein Roboter-Saurier an der Rezeption? Virtuelle Yoga-Lehrer? Die Hotellerie hat längst die Digitalisierung entdeckt, doch das Hotel der Zukunft sagt momentan noch den wenigsten Gästen zu…
Donnerstag, 13.12.2018, 13:36 Uhr, Autor: Thomas Hack

Wer im japanischen „Henn na Hotel“ an der Rezeption eincheckt, spricht mit einem Dinosaurier – genauer gesagt mit einem Tyrannosaurus Rex! Die Urzeitechse teilt sich den Arbeitsplatz mit einem weiteren künstlichen Artgenossen und einer Puppe, die äußerlich eher den Vorstellungen einer Hotelangestellten entspricht. Menschen sind sie alle nicht – „Henn na“ setzt auf Roboter! Das japanische Hotel, das sein künstliches Lobbypersonal zum Markenzeichen gemacht hat, ist nicht alleine in der Branche. Auch in einigen deutschen Hotels erledigen Roboter den Check-in, geben Infos für Ausflüge in die Umgebung oder helfen beim Service aus. Der „Brunner Hof“ in Arnschwang im Bayerischen Wald testet gemeinsam mit einem weiteren Hotel im Landkreis Cham den Roboter Pepper am Empfang. Das Wiener Hotel „Schani“ setzt auf den Schanibot, der von Gästen gerufen werden kann und Ausgehtipps parat hat. In Zukunft werden solche künstlichen Helfer möglicherweise häufiger in den Lobbys und Hotelzimmern der Welt anzutreffen sein…

Virtuelles Yoga und individualisierte Beleuchtungskonzepte
Schon heute bieten immer mehr Hotels eine App, mit der Gäste reservieren, einchecken und bezahlen können. Das Wiener Hotel „Schani“ testet als Partner des Fraunhofer Instituts etwa das Angebot, Hotelzimmer wie die Plätze im Flugzeug im Voraus individuell auszuwählen – mit Ausblick, im Erdgeschoss oder doch lieber in der Nähe des Lifts. Im „KViHotel“ im ungarischen Budapest lässt sich per App die Zimmertemperatur aus bis zu 10 000 Kilometern Entfernung im Voraus einstellen, und im „Smartel“ im münsterländischen Ahaus kann man Licht und Klimaanlage per App steuern. In den Living Hotels liegen sogar hoteleigene Handys auf den Zimmern aus, die der Gast auch auf Erkundungstour mitnehmen kann. Auch die großen Ketten treiben die Vernetzung ihrer Hotelzimmer voran. Marriott International hat in Maryland einen Versuchsraum zum Internet der Dinge eingerichtet, in dem Yoga-Übungen an einem Ganzkörperspiegel gezeigt werden oder die Dusche eine im Gästeprofil gespeicherte Wunschtemperatur einstellt. Die NH Hotel Group hat in Häusern in Berlin und Madrid „Mood Rooms“ eingerichtet, in denen per iPad je nach Stimmung und Tageszeit verschiedene Lichtkonzepte eingestellt werden können.

Mehrheit der Gäste noch nicht für die Digitalisierung bereit
„Die Hotellerie darf im heutigen digitalen Zeitalter den Anschluss nicht verpassen und sollte vielmehr sogar Vorreiter darin sein, neue Services und Lösungen auszuprobieren und anzubieten“, erklärt Maarten Markus, Managing Director für Nordeuropa bei der NH Hotel Group das Engagement. Die individuell einstellbare Härte des Wasserbetts kommt dafür genauso infrage wie die Schnittstelle für das Entertainment-System, über die Musik und Filme vom Laptop oder Handy auf dem Fernseher oder über das Soundsystem abgespielt werden können. Laut Miriam Taenzer, Tourismus-Expertin beim Digitalverband Bitkom, dauert es aber in der Hotellerie erfahrungsgemäß etwas länger als in anderen Branchen, bis sich neue Technologien wirklich durchsetzen. Und auch die Gäste scheinen noch nicht ganz bereit für die neuen Angebote. Bei einer Bitkom-Umfrage gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie einen Empfang und Check-in von Robotern nicht nutzen würden. Auch der Steuerung von Licht oder Musik per Smartphone-App steht die Mehrheit der Befragten ablehnend gegenüber, genauso wie der Nutzung des Smartphones als Zimmerschlüssel. (dpa-tmn)

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