Sternerestaurants entdecken die Thekenkultur
Wer kennt ihn nicht, den guten alten Tresen in der lauschigen Stammkneipe an der Ecke? Besonders beliebt ist dieser bei Einzelbesuchern und Gästen, die lediglich etwas trinken möchten, aber auch bei Leuten, die Kontakt suchen oder den feschen Zapfer einfach mal kurz mit ihrer kompletten Lebensgeschichte bespaßen wollen. Doch der Thekenplatz mit dem legeren Barhocker weist auch noch andere Vorzüge auf: Man kann in aller Ruhe beobachten, wie der Barkeeper seine farbenfrohen Cocktails mixt, man kann den Köchen über die Schulter schauen und nicht zuletzt lernt man dort sehr viel schneller Leute kennen als an einem separaten Tisch.
Einem Bericht von zeit.de zufolge hat nun auch die Spitzengastronomie die speziellen Eigenheiten der Theke für sich entdeckt und bindet diese immer häufiger ganz bewusst in neue Restaurantkonzepte mit ein. Einer der Trendsetter sei diesbezüglich der Sommelier Billy Wagner gewesen, der sich von der Esskultur in Japan inspirieren habe lassen. Dort sei es gang und gäbe, dass die Gäste beim Sushi-Essen den Mitarbeitern in der Küche zusehen können. Auch in seinem Berliner Kultrestaurant „Nobelhart & Schmutzig“ würden die Gäste allesamt an einer langen Theke sitzen. Die Vorteile: Das Essen käme immer heiß an den Tisch und bei eventuellen Fragen befände sich der Koch keine zwei Meter weit entfernt.
Auch in Düsseldorf ist die klassische Thekenkultur bereits in der gehobenen Küche angekommen: Im Sternerestaurant Nenio würde dem Zeit-Bericht zufolge Küchenchef Bastian Falkenroth jeden Gast persönlich mit Handschlag begrüßen und ihn zu einem Platz am Tresen geleiten, wogegen die Gäste in der Michelin-prämierten Gastrobar Dr. Kosch wählen könnten, ob sie lieber an einem Tisch oder dem Tresen speisen möchten. (zeit.de/TH)