Wie rettet man kleine Gastrobetriebe?
„Ich kann es nicht akzeptieren, dass wir diesen Mittelpunkt verlieren“, berichtet Maik Escherhaus, der mit seiner Frau und zwei Söhnen im niedersächsischen Dorf Handorf-Langenberg lebt und dort ein Wirtshaus retten möchte.
„Das muss klappen“
In dem Ort gibt es ohnehin nur noch eine einzige Kneipe. Das „Zum Schanko“ findet aber keinen Nachfolger. Deshalb startet Escherhaus mit zwei anderen Männern eine Aktion: Die Gründung einer Genossenschaft, um das Haus zu kaufen und über einen Pächter weiter zu betreiben.
Bis 4. April können Bürgerinnen und Bürger Anteile von je 250 Euro zeichnen. „Wir brauchen 800 Anteile, bis das ganze Objekt übernommen werden kann“, sagt Escherhaus, der zuversichtlich ist, dass es in Zukunft ein Dorfgemeinschaftshaus „Zum Schanko“ geben wird. „Wir haben einen herausragenden Zusammenhalt im Dorf. Viele haben den Wunsch, das zu erhalten“, sagt er. Räumlichkeiten für Stammtische, Vereine und geselliges Beisammensein seien enorm wichtig – auch die Kinder sollten später einen Treffpunkt haben. „Das muss klappen. Wir haben so viel Engagement reingesetzt.“ In der Tat ist die Resonanz sehr positiv. „Wir erleben momentan eine große Welle der Begeisterung – bei Menschen, die Anteile zeichnen wollen und Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.“
Bundesweites Engagenemt
Initiativen zur Rettung von dörflichen Gasthäusern gibt es bundesweit. Nach einem starken Rückgang der Wirtshäuser in ländlichen Regionen Bayerns haben einige Gemeinden Lösungen gefunden. „Innerhalb eines Vierteljahres sanierten die Günzacher Bürger mit 6000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit das Anwesen – von der Jugend bis zum Rentner waren dabei im Dorf alle beim Wiederaufbau der Dorfwirtschaft beteiligt“, heißt es zum Beispiel über den Gasthof „Hirsch“ in Günzbach im Ostallgäu. Die Wege, ein Wirtshaus wiederzubeleben, sind vielfältig. Neben Gemeinden, die Gasthäuser kaufen und mit Hilfe der Bürger zu Dorfgemeinschaftshäusern mit Restaurant umbauen, gibt es zunehmend auch Genossenschaften.
„Klar ist, dass es in der Tat zahlreiche Beispiele dafür gibt“, bestätigt Marcell Haag die Tatsache, dass Genossenschaften oftmals eine Gaststätte betreiben und verweist auf Initiativen zur „Rettung des Dorflebens“ etwa in Nordrhein-Westfalen. „Ohne bürgerschaftlichen, ehrenamtlichen Einsatz sind solche Projekte meistens zum Scheitern verurteilt.“
Dehoga teilweise skeptisch
„Auf dem Land sterben die Gasthöfe aus“, so Ingrid Hartges, in Berlin. Dass Kommunen versuchen, Lösungen zu finden, sei verständlich. Aber: „Es darf nicht zu Wettbewerbsverzerrungen führen – wenn eine Art von Gastronomie gefördert wird und der klassische Gastronom diese Förderung nicht bekommt.“
Der Geschäftsführer des Dehoga Niedersachsen, Rainer Balke, steht Genossenschaftsmodellen skeptisch gegenüber. Diese änderten nichts an den schlechten Bedingungen für Gastronomen auf dem Land, sagt er. „Für kleine Betriebe ist die Lage enorm schwierig.“ Der bürokratische Aufwand sei hoch, die Suche nach Personal und Kunden oft schwer. „Problematisch ist, wenn Kommunen, die Angst davor haben, dass ihr letztes Gasthaus schließt, zulassen, dass andere Standards gelten.“ Es dürfe zum Beispiel nicht sein, dass andere Bauordnungsvorgaben gelten, nur damit es noch eine Kneipe im Ort gibt. „Wir haben Angst davor, dass über Genossenschaftsmodelle das ganze Gefüge ins Ungleichgewicht gebracht wird.“ (dpa/MJ)