Spitzenhotellerie im Wandel

„Luxus ist sowas von inflationär geworden“

Das Burj Khalifa in der Skyline von Dubai
Blick auf das Burj Khalifa in der Skyline von Dubai, dem derzeit höchsten Gebäude der Welt, in dem sich das Luxushotel Armani befindet. (Foto: picture alliance/ZB/euroluftbild)
Das Bild von Luxus hat sich gewandelt. Das zeigt sich auch in der Spitzenhotellerie. Eine Topausstattung und erstklassiger Service sind längst nicht mehr alles. Es geht um moderne Wohlfühlkonzepte, den Lifestyle-Faktor – und schöne Fotos für Social Media.
Freitag, 27.04.2018, 09:39 Uhr, Autor: Markus Jergler

Natürlich gibt es unumstößliche Qualitätsanforderungen, an denen sich jedes Spitzenhotel messen muss, egal ob konventioneller oder neuer Luxus. Es gibt es auch nach wie vor den klassischen Luxusreisenden, „mit anonymen Erste-Klasse-Flügen, einem Auge für jedes Detail und überhaupt nicht anfällig für Empfehlungen von außen“. Doch daneben bekommt die Luxushotellerie immer mehr neue Gesichter.

„Luxus ist sowas von inflationär geworden“
Wer den Reiseveranstalter Feinreisen aus Hannover bei Google sucht, stößt nach einer Sekunde auf das Wort Luxusreisen. Trotzdem sagt Geschäftsführer Timo Kohlenberg: „Im Gespräch mit den Kunden benutzen wir den Begriff Luxus gar nicht mehr. Das ist nur noch für das Marketing und die Suchmaschine.“ Man spricht von Exklusivität, Anonymität und Top-Service. Aber nicht von Luxus. „Die einen schreckt das Wort ab, die anderen gähnen“, sagt Kohlenberg. „Luxus ist sowas von inflationär geworden.“

„Vor 20 Jahren war „Prunk und Pracht“ die einzige Art von Luxus“, sagt Stephan Braun, Geschäftsführer des Veranstalters Windrose Finest Travel. Doch die Ansprüche der Reisenden haben sich verändert, alte Statussymbole an Strahlkraft eingebüßt. Wer heute ein Luxushotel sucht, muss erklären, was genau er meint. Bei Airtours, der Topmarke der Tui, beobachtet man einen Trend weg von großen, oft international standardisierten Luxushotels hin zu kleineren und individuell gestalteten Häusern und Resorts. Ruhe, Naturnähe und Nachhaltigkeit heißen die Wünsche vieler Gäste. Ein Beispiel sei die Hotelgruppe Six Senses („authentisch, persönlich, nachhaltig“) mit Häusern auf den Fidschi-Inseln, den Malediven oder im Oman.

Es gibt viele Arten von Luxus
Zwischen dem altehrwürdigen Grand Hotel und dem ultramodernen, reduzierten Beton-und-Glasbau ist im Luxussegment heute vieles möglich. Vom durchgestylten „Armani Hotel“ im Wolkenkratzer Burj Khalifa in Dubai bis zu einem luxuriösen Boutique-Hotel wie dem „Orania“ in Berlin-Kreuzberg gebe es alle Facetten, so Braun. „Regionalität und Authentizität sind ein klarer Trend.“ Ein Luxushotel dürfe vor Ort kein Fremdkörper mehr sein, wie das typische Kolonialhotel der 1960er Jahre in Asien. Heute gebe es innerhalb einer Kette große regionale Unterschiede, was vom Kunden auch geschätzt werde.

Der neue Luxus ist schwerer zu definieren als der alte. Lifestyle, Design und individueller Wohlfühl-Faktor sind Schlagworte. „Die Gäste erwarten ein Konzept, eine Idee, was das Hotel sagen will“, erklärt Braun. Ganz wichtig sei auch das Thema Essen geworden: „Es gibt im Luxussegment keine mittelmäßigen Restaurants mehr. Im Zweifelsfall verzichtet das Hotel auf eigene Gastronomie.“ Die Weine, das Personal, das Ambiente: Das alles muss top sein. Früher sei es der Klientel um Ruhe, erstklassigen Service und klassischen Luxus gegangen, sagt Kohlenberg. „Das ist heute anders. Es gibt immer mehr junge reiche Menschen, die so etwas nicht interessiert.“ Zur Kundschaft von Feinreisen gehören zum Beispiel Profifußballspieler. „Denen wird sowieso überall der rote Teppich ausgerollt.“ Diese Gäste suchten das Besondere, Außergewöhnliche, Exklusive. „Da kommt es nicht mehr hundertprozentig aufs Hotel an, sondern auf das Erlebnis dahinter“, sagt Kohlenberg.

Und noch etwas hat sich verändert: Für viele Luxuskunden muss ein Hotel heutzutage schöne Bilder für Social Media liefern. „Das ist ein ganz starkes Argument“, sagt Kohlenberg. „Wie die Zimmer aussehen, ist nicht mehr so relevant, sondern die Frage: Wer war vor mir da?“ Und das lässt sich im Zweifel auf Instagram herausfinden. „Heute ist es für viele in Ordnung, sich selbst darzustellen.“ Viele wohlhabende Reisende ahmten dann die Bilder der Promis in den sozialen Netzwerken nach. (dpa-tmn/MJ)

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