Kinder im Hotel – notwendiges Übel oder Umsatzbringer?
Hotelier Alexander Borchard führt das Familotel Borchard’s Rookhus in Mecklenburg-Vorpommern und hat sich bereit erklärt, HOGAPAGE einige Fragen zum Thema Kinder und Urlaub zu beantworten.
HOGAPAGE: Herr Borchard, Sie sind erfolgreicher Hotelier. Was bedeuten in diesem Zusammenhang Kinder für Sie?
Alexander Borchard: Kinder sind Teil der Gesellschaft, wenn nicht sogar der wichtigste Teil! Sie gehören somit auch zu allen Lebensbereichen und das betrifft natürlich auch das Reisen, das Essen gehen und den Urlaub. Wer hier auch nur an ein notwendiges Übel denkt, ist in der Gastgeberbranche falsch. Wenn man mit Erwachsenen Geld verdienen will, muss man natürlich auch die Kinder (nicht nur) dulden. Ausnahmen hiervon sind klar positionierte „Adult only“-Konzepte, die konsequent umgesetzt und entsprechend kommuniziert werden. Wenn man sich richtig auf die Zielgruppe einstellt sind Kinder natürlich gute Umsatzbringer, dafür gibt es weit mehr Möglichkeiten als Malsachen und Kinderkarten. Wie auch bei anderen Spezialisierungsrichtungen kommt es hierbei immer auch auf die Umsetzung an. Wenn man sich voll spezialisiert, sind Familien genauso gute Umsatzbringer wie andere Konzepte.
Was sollten Eltern beim Urlaub mit Kindern beachten? Was sind die No-Gos?
Kinder sollten sich natürlich dem Umfeld entsprechend anpassen und benehmen, dafür sind die Eltern verantwortlich. Wenn das so eingehalten wird, gibt es keine No-Gos. Beispiel: Im Hallenbad eines 5-Sterne-Hotels wird eben nicht getobt und gespritzt, in einem Familienhotel darf man das. Das lernen Kinder ganz schnell, wenn man es ihnen beibringt. Klare Regeln, die nicht nur als Verbote formuliert sind, helfen dabei. Ansonsten kann man Eltern durchaus auch freundlich und vor allem verständnisvoll auf das eine oder andere aufmerksam machen.
Was tun, damit Kindern im Urlaub nicht langweilig wird?
Dafür gibt es natürlich unendlich viele Möglichkeiten. Das Wichtigste ist, die Kinder mit einzubeziehen und kreativ werden zu lassen. Wenn Kids das Gefühl haben, abgeschoben zu werden und einfach nur „geh spielen“ gesagt wird, wird ihnen schnell langweilig und dann werden sie unruhig und verhaltensauffällig.
Welche Urlaubsarten sind für Urlaub mit Kindern geeignet, welche eher nicht?
Eigentlich gibt es nur ganz wenige Urlaubsarten, die nicht geeignet sind. Es kommt jedoch auf die Bedürfnisse und das Interesse der ganzen Familie an. Daran muss die Urlaubsart angepasst werden. Sicherlich ist eine 4-wöchige Kreuzfahrt auf der Queen Mary nicht wirklich für Kinder geeignet und auch ein reines Wellnesshotel nicht, aber das versteht sich wohl von selbst. Eine räumliche Trennung ist immer von Vorteil, nicht nur damit die Gäste ohne Kinder nicht gestört werden, sondern damit die Eltern auch in Ruhe ihr Essen genießen können, ohne die ganze Zeit das schlechte Gewissen im Nacken zu haben. Natürlich ist aus meiner Sicht das Familotel-Konzept das Beste für die gesamte Familie. Es wird sich gleichermaßen um die Eltern wie die Kinder gekümmert und alle Bedürfnisse können zumindest mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner erfüllt werden. Ein wesentlicher Faktor, damit dieses Konzept auch zur Zufriedenheit unserer Gäste umgesetzt werden kann, ist entsprechend geschultes und qualifiziertes Personal.
Sieht man in Ihrer Branche Kinder als die Touristen von morgen an?
Das hoffe ich doch sehr, bei uns auf jeden Fall. Wir erleben es sehr oft, dass Eltern mit ihren Kindern kommen und selbst als Kind in der Region Urlaub gemacht haben. Bei viele Kollegen sogar im eigenen Haus. Unser Haus ist dafür eigentlich noch etwas zu jung, aber die ersten „Generationswiederkehrer“ hatten auch wir schon und sind zuversichtlich, dass dieser Anteil in der Zukunft noch weiter zunehmen wird. (TH)