Homosexualität in der Gastro: So leiden schwule Kellner!
Jeder mit ein bisschen Gastronomieerfahrung weiß, dass diese Branche ihren eigenen Regeln folgt. Es herrscht oft ein ganz spezieller, teils schwarzer Humor und viele Dinge bekommen die Gäste niemals mit. Die langen Arbeitszeiten sowie die psychische und physische Belastung im Allgemeinen machen die Arbeit in der Gastro zu einer echten Bewährungsprobe. Wenn man sich als Koch oder Servicekraft dann auch noch in irgendeinem Punkt vom Rest des Personals unterscheidet und dies bei den Kollegen nicht gut ankommt, ist die Arbeit kaum auszuhalten. Schwulenfeindlichkeit ist dafür ein leider häufiges Beispiel.
Andy, 29, ehemaliger Kellner, ist so ein Fall. Im Gespräch mit dem Portal „Munchies“ berichtet er von seinen Erfahrungen, die er als homosexueller Kellner gemacht hat. Regelmäßige Klapse auf den Hintern waren noch weniger schlimm. Aber wenn Kollegen mit einer Banane oder einem Würstchen vor seinem Gesicht herumwedelten und dabei Sprüche von sich gaben wie „Ohhh, pass auf, wenn du dich bückst“, hat das immer Spuren hinterlassen. Auch dass Barkeeper immer auf „ganz bestimmte Weise“ die Gurke in den Mund nahmen, wenn Andy an ihnen vorbeiging, hinterließ kein schönes Gefühl. Klar, anfangs hat Andy ab und zu selbst darüber gelacht, aber nach dem tausendsten Mal war es einfach nur noch verletzend. Es gehörte zum täglichen Arbeitsalltag mit dazu.
Es gibt noch viele weitere Beispiele. Eine Autorin des Portals „Noisey“ erzählt von ihrem Bruder, einem „Kellner aus Leidenschaft“. Als dessen Homosexualität bekannt wurde, wollte keiner seiner etwa 70 (!) männlichen Kollegen mehr mit ihm zusammenarbeiten. Der Geschäftsführer legte ihm sogar nahe, den Betrieb zu verlassen. „Ich hatte einen mir zugeteilten Kollegen, der nicht mehr mit mir arbeiten wollte, weil andere über mich geredet haben. Einer sah mich, als ich mit meinem damaligen Freund gebusselt habe. Nach einiger Zeit wollte keiner mehr mit mir arbeiten. Irgendwann kam dann der Geschäftsführer zu mir und meinte, es wäre besser, wenn ich aufhöre, dort zu arbeiten. Er sagte, man würde gewisse Spannungen mitbekommen und will nicht, dass jemand handgreiflich wird“, so das Zitat. Auch wenn dieser Vorfall zehn Jahre her ist, zeigt er doch, wie ernst mögliche Konsequenzen ausfallen können, nur weil man schwul ist.
Im Jahr 2009 bekam ein homosexueller Kellner in London 21.500 Pfund Schmerzensgeld. Kollegen hätten immer wieder derbe Kommentare über seine sexuelle Orientierung gemacht und vor ihm Geschlechtsverkehr simuliert. Sein Chef hätte ihm eine viel zu enge Arbeitsuniform gegeben, mit der er auch im Winter nach draußen gehen musste. Als sich durch die Kälte die Brustwarzen abzeichneten, zwickte ihm ein Gast sogar dort hinein. Sein Chef hätte dazu nur gesagt: „Und, hat es dir gefallen?“ Dabei soll er noch „Like A Virgin“ von Madonna gesungen haben. Auch im Jahr 2017 ist Homosexualität immer noch ein heikles Thema. Obwohl immer mehr Menschen Entwicklungen wie die Ehe für alle unterstützen, gibt es nach wie vor Mobbing und Diskriminierung, die hinter den Kulissen, teilweise aber auch in aller Öffentlichkeit stattfinden. (Noisey/Munchies/Queer/MJ)