Trends in der Tourismusbranche

Fachtagung stellt „Gästeführer 4.0“ vor

Eine Reiseleiterin mit deutscher Flagge
Der Job des Gästeführers hat sich erheblich verändert und heutzutage ist wesentlich mehr Unterhaltung gefragt. Wie sieht die Zukunft der Branche aus? (© rh2010/Fotolia)
Digitalisierung, Facebook, chinesische Besuchermassen – der Bundesverband der Gästeführer in Deutschland hat auf dem 4. Deutschen Gästeführertag den Wandel der Branche beleuchtet.
Montag, 18.02.2019, 13:35 Uhr, Autor: Thomas Hack

Schirm nach oben, Mappe unter den Arm geklemmt und immer eine Jahreszahl parat – Gästeführer erklären Touristen in zahllosen deutschen Städten Land und Leute. Aber der Job hat sich erheblich verändert und heutzutage ist wesentlich mehr Unterhaltung gefragt – vor allem aber gute Nerven! Moderne Gästeführer müssen sich auf Facebook vermarkten, sollen mehr unterhaltsame Geschichten als trockene Jahreszahlen parat haben und wenn sich ein Junggesellenabschied für eine Brauhaus-Führung anmeldet, muss man ebenfalls erahnen können, was da auf einen zukommen kann. Anja Broich vom Verein Kölner Stadtführer (VKS) ist seit rund 20 Jahren Gästeführerin und hat beobachtet, wie sich die Branche gewandelt hat. Auf dem 4. Deutschen Gästeführertag, der dieser Tage in Köln veranstaltet wurde, ging es daher insbesondere um neue Herausforderungen der Branche. Hier die wichtigsten Veränderungen:

Das neue Publikum: Chinesen und Kreuzfahrer
„Es kommen heute immer mehr Gäste aus Asien – vor allem viel mehr Chinesen. Das sind immer sehr große Gruppen, die in die Stadt strömen und auch schnell wieder weg sind. Meist bringen sie ihre Chinesisch sprechenden Gästeführer selbst mit, seltener sind es Chinesisch sprechende Guides aus der Stadt, denn Chinesisch ist bei deutschen Gästeführern noch nicht so verbreitet, daher gibt es derzeit nur wenig Kontakt zu uns. Des Weiteren haben wir Gäste aus allen europäischen Ländern, immer mehr auch aus Osteuropa. Was auch sehr zugenommen hat, sind Gruppen, die über Flusskreuzfahrten zu uns kommen – hier insbesondere die Gäste aus den USA, Großbritannien, Schweiz und den Niederlanden.“

Die neuen Erwartungen: Unterhaltung statt dröge Jahreszahlen
„Vor sehr vielen Jahren noch bestand die klassische Gästeführung darin, viele Jahreszahlen herunterzurattern. Heute ist mehr Unterhaltung gefragt. Und heute sind auch die Gästeführer besser ausgebildet was die Methodik und Didaktik in diesem Berufsfeld betrifft. Man muss Geschichte in Geschichten erzählen, also mit Anekdoten, Hintergrundinformation. Die Authentizität und der Humor, den ein Guide zu vermitteln mag, sind fast das Wichtigste heute. Dann bleiben auch die Inhalte besser hängen.“

Die neuen Führungen: Events für Junggesellen
„Eventführungen oder sogenannte Specials werden immer mehr gefragt. Bei uns in Köln zum Beispiel Brauhaus-Führungen, bei Junggesellenabschieden sind sie zum Beispiel sehr beliebt. Da wird über Braukunst, Braugeschichte und Kölner Sagen und Legenden berichtet. Zum Ende hin dringt man häufig allerdings immer weniger mit Informationen durch, besonders, wenn die Brauhäuser gut gefüllt sind. Man muss es mögen, auch als Gästeführer. Ich selbst zum Beispiel überlasse das Feld da lieber den jüngeren Kollegen.“

Die neuen sozialen Medien – und die Frage „Ist das der Dom?“
„Es kommt mitunter ja die Frage auf, ob digitale Angebote irgendwann die Dienstleistung der Gästeführer ersetzen. Das beantwortet sich aber fast von selbst, denn die Erfahrungen und Emotionen, das physische Erleben einer Führung und ganz einfach die Authentizität des Originals – all das könnte nie durch eine digitale Vermittlung zu ersetzen sein. Was aber natürlich wichtiger wird ist die eigene Vermarktung in den sozialen Netzen. Da sind vor allem junge Kollegen stark vertreten.“ (dpa/TH)

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