Das Gastgewerbe steht vor großen Herausforderungen
Laut dem DEHOGA-Branchenbericht Frühjahr 2018 beklagen 46,8 Prozent der Gastronomen und 38,5 Prozent der Hoteliers Ertragsrückgänge. Hauptprobleme sind nach Angaben der Betriebe die Suche nach Mitarbeitern, die steigenden Betriebskosten, ausufernde Bürokratie und starre Arbeitszeiten. Dennoch ist die Branche zuversichtlich: „Deutschlands Gastronomen und Hoteliers profitieren von der robusten Konjunktur in Deutschland und der damit verbundenen guten Konsumstimmung sowie von der weltweiten Reisefreude“, so DEHOGA-Präsident Guido Zöllick. „Die guten Umsatzzahlen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Herausforderungen und Risiken für die Branche zunehmen. Konsequenter Bürokratieabbau, eine Reform des lebensfremden Arbeitszeitgesetzes und gleiche Steuern für Speisen wären ein Zukunftsprogramm und Ausdruck von mehr Wertschätzung für die heimischen Gastgeber.“
Entwicklungen der Branche
Die Mehrheit der Gastronomen berichtet von guten (42,7 Prozent) beziehungsweise befriedigenden (40,1 Prozent) Geschäften im zurückliegende Winterhalbjahr. 34,9 Prozent erzielten höhere Umsätze, während 31,9 Prozent der Befragten Umsatzeinbußen hinnehmen mussten. Trotz positiver Grundstimmung bleibt die Ertragssituation angespannt. Fast jeder zweite Unternehmer (46,8 Prozent) klagt über sinkende Erträge in Folge
steigender Kosten und des starken Preisdrucks.
Die Unternehmen der Hotellerie bewerten ihre Geschäftslage von Oktober 2017 bis März 2018 ähnlich gut wie in der Vorjahressaison: 48,5 Prozent der befragten Hotels berichten für das Winterhalbjahr von einer guten und 37,8 Prozent von einer befriedigenden Geschäftslage. Auch wenn sich die Zahl der Umsatzgewinner etwas verringert hat, melden 39,9 Prozent der Beherbergungsbetriebe Umsatzzuwächse. Der Anteil der Umsatzverlierer lag bei 30,3 Prozent. Die steigenden Betriebskosten, der harte Verdrängungswettbewerb sowie die Dominanz der Online-Buchungsportale belasten die
Hotels. 38,5 Prozent berichten von sinkenden Erträgen. 27,0 Prozent erwirtschafteten höhere Erträge.
Insbesondere vor dem Hintergrund des vielerorts spürbaren Fachkräftemangels ist es umso erfreulicher, dass 77,5 Prozent der Restaurants
und 83,0 Prozent der Hotels ihre Mitarbeiterzahl konstant gehalten bzw. sogar erhöht haben. Trotz der erschwerten Bedingungen wurden in den vergangenen zehn Jahren im Gastgewerbe 295.000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen. Das entspricht einem Plus von
38,4 Prozent. „So sieht nachhaltiges Wachstum aus. Das muss die Politik anerkennen und noch stärker danach handeln“, so DEHOGA-Präsident Guido Zöllick.
Erwartungen an den Sommer
Trotz leicht gedämpfter Erwartungen und zahlreicher Herausforderungen bleiben die Gastronomen und Hoteliers für die kommenden Monate zuversichtlich. 50,5 Prozent der Gastronomen und 58,4 Prozent der Hoteliers setzen im Sommer 2018 auf bessere Geschäfte als im Vorjahr. Besondere Wachstumsimpulse erhoffen sich die Gastronomie- und Hotelbetriebe durch gutes Sommerwetter und damit verbundene Geschäfte in der Außengastronomie. Vor dem Hintergrund der allgemeinen guten Erwartungen prognostiziert der DEHOGA für die Gesamtbranche im Jahr 2018 ein nominales Umsatzwachstum von 2,0 Prozent.
Stimmen aus der Branche
Wie aus der DEHOGA-Konjunkturumfrage hervorgeht, wünschen sich die Unternehmen mehr Verständnis für die besonderen Belange des Gastgewerbes und mehr Gestaltungsfreiraum bei der Höchstarbeitszeit. Die im Koalitionsvertrag verabredete Tariföffnungsklausel im Arbeitszeitgesetz mit Experimentierräumen für tarifgebundene Unternehmen ist nur Betrieben mit Betriebsräten vorbehalten.
„Wir brauchen mehr als bloße Experimentierräume. Wir brauchen ein praxistaugliches Arbeitszeitgesetz für alle Unternehmen und ihre Mitarbeiter“, machte Zöllick deutlich. Uns geht es nicht um Mehrarbeit, sondern um eine bessere Verteilung der Arbeit.“ Dringenden Handlungsbedarf sieht der DEHOGA auch bei der Besteuerung von Speisen. „In Zeiten, in denen der Lebensmitteleinzelhandel sowie Supermärkte, und Tankstellen ihr verzehrfertiges Angebot to go immer weiter ausbauen und damit klar in Konkurrenz zur klassischen Gastronomie treten, benötigt das Gastgewerbe mehr denn je faire Wettbewerbsbedingungen“, so Zöllick. (MJ)