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Was macht einen Top-Arbeitgeber aus?

Hagen Goldbeck
Hagen Goldbeck, Präses der IHK zu Lübeck und Präsident der IHK Schleswig-Holstein, zeigt sich besorgt über den derzeitigen Fachkräftemangel. (Foto: © Felix Koenig/IHK Lübeck)
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel setzen Unternehmen zunehmend auf kreative Anreize wie höhere Gehälter, flexible Arbeitszeiten und attraktive Zusatzleistungen. Doch reicht das aus, um Fachkräfte zu gewinnen und zu binden? 
Dienstag, 24.09.2024, 08:54 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

„Der Fachkräfte- und auch Arbeitskräftemangel hat sich zu einem sehr großen Problem entwickelt“, konstatiert Hagen Goldbeck, Präses der IHK zu Lübeck. „Denn wir befinden uns mitten im demografischen Wandel, wodurch wir schwer Stellen nachbesetzen können.“ Doch wie lässt sich dieser Entwicklung begegnen?

„Wir versuchen derzeit, das Potenzial Ungelernter im Alter von Anfang 20 bis Mitte 30 zu aktivieren“, so Hagen Goldbeck. Er beobachtet eine deutliche Zunahme an Schulabbrechern oder Menschen ohne Berufsausbildung. „In der Bundesrepublik gibt es circa 2,6 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe, die keinen Berufs- oder Studienabschluss besitzen. Sie können daher nur schwer in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt Fuß fassen“, sagt Goldbeck. „Doch diesen Menschen müssen wir passgenaue Angebote zur Qualifikation machen, um sie in den ersten Arbeitsmarkt eingliedern zu können.“ 

Dafür setzen derzeit die Arbeitsagenturen vor Ort entsprechende Pilotprojekte auf, um die Menschen direkt anzusprechen und sie für eine überbetriebliche Ausbildung zu gewinnen. „Dabei steht ‚learning by doing‘ im Mittelpunkt, auch wenn unser bisher bewährtes duales Ausbildungssystem immer noch der Königsweg ist“, erläutert Hagen Goldbeck. 

Ausländische Fachkräfte sind nicht mit Flüchtlingen zu verwechseln

Als zweite Säule setzt er seine Hoffnung auf die Einwanderung von Fachkräften. Denn seit dem 1. März 2024 vereinfacht das „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ den Prozess für deutsche Betriebe, außereuropäische Zuwanderer, Fach- und Arbeitskräfte auch im globalen Kontext anzuwerben. Ein wesentliches Hemmnis steht dem Erfolg dieser Bestrebungen aber noch entgegen.

„Bei uns muss sich die Einstellung gravierend verändern“, findet Hagen Goldbeck. „Denn ausländische Fach- und Arbeitskräfte, die zu uns kommen, sind nicht zu verwechseln mit Armutsflüchtlingen, die ungelenkt nach Deutschland kommen und letztlich auch in den sozialen Systemen landen. Daher müssen wir unser ‚Mindset‘ hin zu einer Willkommenskultur ändern, damit wir die qualifizierten ausländischen Arbeitskräfte von uns überzeugen, sich nicht irgendwo anders in der Welt, sondern bei uns einzubringen.“

Gerade für die Gastronomie und Hotellerie sieht der IHK-Vorsitzende neue Perspektiven, da die Branche eher auf internationalen Tourismus ausgerichtet ist und sich für ausländische Fachkräfte als Einstieg anbietet. 

„Wir sehen zwischenzeitlich wieder einen ganz klaren Aufwärtstrend“

Dabei ist der Fachkräftemangel gerade in der Gastronomie und Hotellerie spürbar – besonders nach der Corona-Pandemie. „Aber wir sehen zwischenzeitlich wieder einen ganz klaren Aufwärtstrend und eine verstärkte Nachfrage nach Jobs in der Hotellerie“, sagt Michael Wierling, Direktor HR Northern Europe bei IHG Hotels & Resorts. Daher stuft er seine Branche auf Dauer als zukunftssicher ein, da „Menschen immer reisen werden“, was auch die stetig steigenden Buchungszahlen weltweit nach der Pandemie eindrücklich belegen.

Da der Hotelkonzern in Europa hauptsächlich Städtehotels betreibt und weniger saisonal aktiv ist, besteht die Herausforderung vor allem darin, die Fachkräfte in die Stadtzentren zu bekommen. „Die Immobilienpreise steigen seit Jahren immer weiter, sodass die Mieten in den Ballungszentren fast unerschwinglich werden“, erklärt Michael Wierling. „Das macht es für uns tendenziell schwieriger, gerade junge Generationen davon zu überzeugen, für den Job zum Beispiel eine Stunde Anfahrt in Kauf zu nehmen. Somit ist das Angebot an bezahlbarem Wohnraum mittlerweile ein sehr wichtiger Faktor für die Attraktivität eines Arbeitsplatzes.“ 

Was macht einen Top-Arbeitgeber aus?

Damit die potenziellen Mitarbeiter aber vielleicht dennoch eine längere Anfahrt in Kauf nehmen, muss ein Arbeitgeber überzeugend sein. Doch was macht einen Top-Arbeitgeber in der Hotellerie für die Zukunft aus?

Patrick Krüger, Director of Operations bei Pandox Germany, glaubt dabei vor allem an die sogenannten „soft skills“. Als Eigentümer von Hotelimmobilien in Nordeuropa mit Schwerpunkt auf großen Hotels in wichtigen Freizeit- und Geschäftszielen betreibt Pandox auch das Holiday Inn Lübeck, dessen Direktor den „Care For Our People Impact Award“ erhielt.

„Für mich zeichnet einen guten Arbeitgeber aus, dass er sich mit allen Mitarbeitern ehrlich auseinandersetzt, auf die Bedürfnisse eingeht und somit individuell und vor allem wertschätzend führt“, erklärt Patrick Krüger. „Alle Mitarbeiter müssen auch zu jeder Zeit das Gefühl haben, dass sie sich auf ihr Unternehmen verlassen können.“

Er führt aus, dass Pandox in der Corona-Zeit beispielsweise im Holiday Inn Lübeck die Gehälter trotz Kurzarbeit neun Monate lang auf 100 Prozent aufgestockt hat. „Damit wollten wir zeigen, dass auch, wenn es mal hart kommt, wir niemanden im Regen stehen lassen“, betont der Director of Operations. „In Kombination mit einem bewusst wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern hat uns das Hotel-Team mit seiner Loyalität zum Unternehmen gedankt, so dass wir kaum eine Fluktuation zu verzeichnen haben.“

Ein weiteres Merkmal für einen Top-Arbeitgeber: Nach den Erkenntnissen von Michael Wierling finden besonders junge Menschen, aber auch ältere Zielgruppen es besonders wichtig, dass ein Arbeitgeber sozial und umweltverträglich agiert. „Wenn dies authentisch in den Betrieben gelebt wird, können sich diesem stimmigen ‚Gesamtpaket‘ dann auch die Fachkräfte nicht verschließen“, so seine Einschätzung. 

Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen

Ein Beispiel für einen guten Arbeitgeber ist laut Michael Wierling der General Manager des Holiday Inn Lübeck, Christian Schmidt. Für sein besonderes Engagement für seine Mitarbeiter erhielt er den sogenannten „Care For Our People Impact Award“. Seinen Arbeitnehmern verspricht er einen „Room to belong“, der auf Diversität und Inklusion der Teams abzielt sowie einen „Room to grow“ für vielfältige Talentförderungsprozesse. Schließlich soll ein „Room to make a difference“ entstehen.

„Mir ist wichtig, jedem Mitarbeiter auf Augenhöhe zu begegnen und jederzeit ansprechbar zu sein“, sagt der General Manager. „Auch fördere ich bewusst die Weiterentwicklung meiner Mitarbeiter und ermuntere sie auch, Erfahrungen zu sammeln. Denn nur wer Wertschätzung erfährt, wird engagiert und loyal sein.“

(visions4you/SAKL)

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