Einflussfaktoren

Studienergebnis: So ticken Gäste beim Thema Trinkgeld

Eine Hand ordnet Geld in eine Registrierkasse ein
Beim Trinkgeld gibt es Rituale – und Unsicherheit. (Foto: tetxu/fotolia)
Der gleiche Mensch, gibt nicht immer gleich viel Trinkgeld. Viele Faktoren beeinflussen die Höhe des Betrages. Dem Thema haben sich jetzt Forscher der Uni Frankfurt gewidmet.
Dienstag, 12.06.2018, 08:23 Uhr, Autor: Markus Jergler

Auch wenn die meisten Deutschen nicht über Geld und auch nicht über Trinkgeld sprechen, ist es für einen Großteil selbstverständlich gewisse Dienstleistungen, wie beispielsweise den Service bei einem Restaurantbesuch, mit einem kleinen Tipp zu belohnen. Die Höhe wird von einer Vielzahl von Konventionen bestimmt, die aber nicht eindeutig definiert sind.

Das fängt schon damit an, dass keiner genau weiß, was das Servicepersonal in Restaurants oder Bars an Trinkgeld bekommt. Fragt man die Empfänger, dann gehen diese von zehn Prozent aus. Die Gebenden wiederum sprechen gerne von fünf bis zehn Prozent – oder runden mit einem freundlichen „stimmt“ einfach auf.

Kellner und Gäste befragt
Studenten der Uni Frankfurt haben im Rahmen eines Seminars Forschungsseminar in ausführlichen Interviews 40 Kellner und Gäste befragt. Dabei wurde Wert auf einen Querschnitt gelegt – vom Café über die Bar bis zum teuren Restaurant. Schwerpunkt war dabei, wonach sich die Gäste beim Trinkgeld richten. „Das hat oft nichts mit der Qualität des Restaurants zu tun. Es geht vielmehr um die Beziehung der Gäste untereinander“, sagt Stegbauer.

So hat das Seminar festgestellt, dass sich Gruppen beim Trinkgeld stark aneinander orientieren. Jede Gruppe entwickelt dabei ihr eigenes Ritual. Wenn man sich einigermaßen gut kennt, legt man beim Zahlen oft zusammen. Bei der Höhe des Trinkgelds wird dann geschaut, wer was gibt. Diskutiert wird über die Höhe des Trinkgelds aber meist nur, wenn die Beziehungen wie etwa unter guten Freunden oder in der Familie sehr eng sind.

Gruppen-Einfluss entscheidet
Der Einfluss der Gruppe scheint beim Trinkgeld also immens. „Wenn man großzügig sein will, muss man nur die eigene Gruppe übertrumpfen und sonst niemanden“, sagt Stegbauer. Verblüffend sei, dass viele dennoch behaupteten, sie ließen sich beim Trinkgeld vom eigenen Umfeld nicht beeinflussen.

Nicht verwunderlich ist dagegen, dass beim ersten romantischen Date besonders viel Trinkgeld fließt. Schließlich geht es darum, bei der Partnerin oder dem Partner im Restaurant einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Sex sells
Das Trinkgeld ist aber auch ein wichtiges Signal in der Kommunikation zwischen Gast und Servicekraft. Der Flirt-Faktor kann laut Seminar bei den Geschlechtern in beiden Richtungen eine Rolle spielen: Auf Körperkontakt sei ein Gast aus, wenn er der Bedienung das Geld in die Tasche stecke. Den Faktor könnten sich auch Kellnerinnen mit bestimmter Kleidung und entsprechendem Lächeln zunutze machen, hieß es.

Manchmal sogar mit Anweisung, wie die Interviewer herausgefunden haben: Eine weibliche Servicekraft wurde demnach von einem Wirt dazu angehalten, den älteren Herrschaften doch immer wieder mal den Arm auf die Schulter zu legen. Aber auch Kellner könnten beim weiblichen Geschlecht einiges an Trinkgeld herausholen. (dpa/MJ)

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