So steht die Generation Z zur Hospitality-Branche
Die Studie der Jade Hochschule basierte auf Befragungen von insgesamt 124 Personen, wobei etwa 50 Prozent der Generation Z angehören und etwa 50 Prozent über 27 Jahre alt sind. Alle Befragten hatten zumindest erste Erfahrungen als Mitarbeiter in der Hotellerie oder Gastronomie.
In der Umfrage definierte man Wertschöpfung in Hotellerie und Gastronomie als Prozess, bei dem Produkte und Dienstleistungen (wie z. B. Lebensmittel, Mobiliar, Kapital) von Lieferanten und weiteren Akteuren „bezogen“ anschließend von Mitarbeitern und Dienstleistern „verarbeitet“ und als bedarfsgerechte Angebote (wie Übernachtungen, Speisen, Erlebnisse) an Gäste verkauft werden.
Neben einer Wertschöpfung in Euro als Differenz zwischen Umsatz und Kosten (Gewinn) geht es in der Studie auch um „Werteschöpfung“ durch z. B. Steigerung der Gäste- und Mitarbeiterzufriedenheit und Umwelt- und Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Transparenz, Fairness und Offenheit.
Gastronomie als Ort zum Wohlfühlen
Zu den wichtigsten Erkenntnissen aus der Studie zählt, dass die Generation Z die Hotellerie und Gastronomie hauptsächlich als Ort zum Wohlfühlen und für positive soziale Kontakte betrachtet (47 Prozent). Bei den über 27-Jährigen war dies sogar noch stärker ausgeprägt (67 Prozent). Die Arbeit in diesem Bereich wird zudem größtenteils als ein Job angesehen, von dem man gern erzählt (46 Prozent; Ü27 = 53 Prozent).
Berufliche Pläne hat die Generation Z eher im mittleren Management (43 Prozent) oder Top-Management in der Hotellerie (37 Prozent), während selten Pläne außerhalb des Gastgewerbes erwogen werden (12 Prozent). Dabei ist jedoch zu beachten, dass die befragten Personen vielmehr aus der Hotel- als aus der Gastrobranche stammen.
Bei der Aussage, dass die Branche für eine faire und transparente Wertschöpfung für alle Beteiligten gleichermaßen steht, stimmten eher weniger zu (8 Prozent). Die Generation Z sieht dabei Lieferanten eher angemessen an einer nachvollziehbaren Wertschöpfung beteiligt als die Mitarbeiter. Darüber hinaus sieht die Generation Z gute Chancen bei der Automatisierung und Digitalisierung für die Zufriedenheit von Mitarbeitern (26 Prozent) und Gästen (23 Prozent).
Generation Z würde die Preise erhöhen
Unter der Annahme „wenn es mein Unternehmen wäre“ würde die Generation Z die Wertschöpfung zukünftig wie folgt verändern bzw. neugestalten: Die Preise würde sie deutlich erhöhen. Diese Einnahmen würde sie dann in Form von deutlich steigenden Ausgaben für soziale/ökologische Maßnahmen, Gehalt, Lieferanten und Gewinn sowie in Form von eher schwach steigenden Ausgaben für „Investoren und GF“ (Pacht, Banken, etc.) einsetzen. Gewinne können dabei aus Sicht der Generation Z „gern“ für Mitarbeiter und Klimaschutz verwendet werden.
Der Generation Z sind zudem folgende Werte, die durch Unternehmen geschaffen werden wichtig: Maßnahmen für gesunde Mitarbeiter, soziale Integration, regionaler/saisonaler Einkauf, Tierwohl, ökologische Nachhaltigkeit, gesunde Gäste, Innovation und Gewinne. Die Generation Z ist außerdem offen für eine Selbstbeteiligung an effizienteren Prozessen zur Kosteneinsparung (50 Prozent), zeigt jedoch seltener Bereitschaft für ein variables Gehalt (10 Prozent).
„Die Generation Z scheint mutig zu sein, die Wertschöpfung zu verändern"
„Positiv ist, dass es eher selten berufliche Pläne gibt, die Branche zu verlassen“, kommentiert Prof. Dr. Markus Zeller, Professor für Hospitality Management an der Jade Hochschule, die Studie. Allerdings müssten die Zahlen vor dem Hintergrund der Stichprobe vorsichtig interpretiert werden.
„Die Generation Z scheint mutig zu sein, die Wertschöpfung zu verändern. So würde sie zum Beispiel höhere Preise durchsetzen wollen, von denen dann Mitarbeiter und Lieferanten profitieren können, die aber auch zur Gewinnerzielung verwendet werden könnten“, erläutert Prof. Dr. Markus Zeller.
Allerdings müssten die wirtschaftlichen Risiken zu den Vorschlägen der jungen Talente bewertet werden. So sei beispielsweise die Idee zu umfassenden Preiserhöhungen in der Hotellerie nicht immer 1:1 und kurzfristig umsetzbar. Der Stichprobenumfang der Studie müsse hier ebenfalls berücksichtigt werden.
„Es geht darum, die Ziele aller Beteiligten an der Wertschöpfungskette zu berücksichtigen“
„Grundsätzlich sollte sich die Hospitality-Branche wie auch andere Branchen mit Werteveränderungen bei den Mitarbeitern, aber auch bei den Gästen beschäftigen“, betont Prof. Dr. Markus Zeller. Letztlich müssten insbesondere Gäste bereit sein, die ggf. veränderten Produkte und Leistungen zu bezahlen.
Ebenso benötigte das System weiterhin Kapital, das gewisse Kriterien bei der Verzinsung erfüllen muss. „Es geht also darum, die Ziele aller Beteiligten an der Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Die Verfügbarkeit von motivierten Mitarbeitern ist auf jeden Fall ein zentrales Element für die Zukunft der Branche“, sagt Prof. Dr. Markus Zeller abschließend.
(SAKL)