So finden Hoteliers und Gastronomen Mitarbeiter
Frau Swele, inwiefern hat sich Recruiting in der Gastronomie und Hotellerie im Laufe der vergangenen Jahre gewandelt?
Besonders für die neueren Generationen liegt ein größerer Fokus auf der Work-Life-Balance. In der Hotel- & Gastronomiebranche sind ungewöhnliche Arbeitszeiten und Überstunden recht weit verbreitet. Hinzu kommt, dass aufgrund von Corona die Fragilität der Branche und die Abhängigkeit von Tourismus deutlich geworden sind. Während dieser Zeit haben viele Mitarbeiter die Branche gewechselt. Diese gilt es zurückzugewinnen. Dazu wird es vollständige Konzepte brauchen, um den Ruf der Branche zu stabilisieren und ehemalige Mitarbeiter zurückzuholen.
Wie kann ein Gastronom oder Hotelier in kürzester Zeit qualifizierte Fachkräfte finden?
In der aktuellen Situation kann man „Glück“ haben, auf dem freien Markt auf Fachkräfte zu stoßen, die während der Pandemie ihren Job verloren haben. Diese werden allerdings unter Umständen noch größere Bedenken haben, in der gleichen Branche bei einem neuen Arbeitgeber wieder zu starten, vor allem wenn dort während der Pandemie auch Leute entlassen werden mussten. Klassische Wege über Stellenanzeigen, Xing und Linkedin können bei der Mitarbeitersuche Ergebnisse liefern. Wenn man schnell neue Mitarbeiter finden will, sollte man auf die Expertise und das Netzwerk von erfahrenen und spezialisierten Headhuntern und Personalberatern vertrauen. Auch das Zurückgreifen auf ausländische Fachkräfte, die beispielsweise durch den Angriffskrieg Russlands aus der Ukraine geflohen sind und nun dringend neue Arbeit suchen, kann die Chancen steigern, offene Stellen schnell zu besetzen.
Welche Kanäle sind für die Hospitality heutzutage geeignet, um Fachkräfte anzuwerben und wie spricht man als Gastronom/Hotelier seine Zielgruppe hier an?
Social Media boomt. Gastronomen und Hoteliers sollten daher dort sichtbar und ansprechend sein. Außerdem sollten sie auf gute Bewertungen achten – nicht nur von ihren Kunden, sondern sie sollten sich auch als Arbeitgeber platzieren. Auf das Social Recruitment sollte man sich über Plattformen wie Facebook, Instagram und Youtube fokussieren und Wert auf sein Employer Branding legen. Es braucht einen starken Auftritt und vor allem gute Bewertungen. Die Bewertungen sollte man nicht unterschätzen, denn die Transparenz wird sehr geschätzt. Als Arbeitgeber im Internet nicht auffindbar zu sein, ist kein Vorteil – im Gegenteil! Bewertungen, Preise und Testimonials sind wichtig; und zwar als Arbeitgeber und nicht nur als Hotel oder Restaurant. Jetzt, wo es wieder möglich ist, sollte man Messen und Hochschulauftritte nutzen, um sichtbar zu sein und sich als guter Arbeitgeber zu positionieren. Man sollte nicht nur in den aktuellen Stand, sondern auch in die Zukunft investieren.
Was können Gastronomen bzw. Hoteliers tun, um qualifiziertes Personal langfristig zu binden?
Es ist ganz einfach: Man muss ein guter Arbeitgeber sein! Geld ist nicht alles, aber es bildet die Basis. Daher ist es wichtig, eine angemessene Vergütung zu schaffen und das, was man nicht vergüten kann, mit angemessener Freizeit, extra Urlaub oder einer anderen Anerkennung auszugleichen. Man sollte zeigen, dass man wirkliches Interesse am Wohl der Mitarbeiter hat, dass man den Wert seiner Mitarbeiter kennt und in die Bindung investiert. Es ist ratsam, eine ausgewogene Kommunikationskultur zu etablieren. Gastronomen und Hoteliers sollten daher fragen, was ihren Mitarbeitern wichtig ist und die Bedürfnisse ernst nehmen. Man sollte auf die Anliegen eingehen. Ein Mitarbeiter, der sich verstanden, gehört und geschätzt fühlt, wird einem länger erhalten bleiben. Auch wenn es Zeit und zeitweise Geld kostet, lässt es sich aktuell abschätzen, was es kostet, wenn diese Mitarbeiter fehlen.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Swele.
(SAKL)