Coronakrise

Mögliche Maßnahmen für das Gastgewerbe bei Wiedereröffnung

Ein Koch im Restaurant
Die Wiedereröffnung der Gastronomie und Hotellerie kann nicht an mangelnden Hygienemaßnahmen scheitern – davon gibt es inzwischen zahlreiche. (© bernardbodo/stock.adobe.com)
Zaghaft öffnen nun Einzelhandel und Schulen nach dem Corona-Shutdown – unter Einhaltung strenger Hygieneregeln. Die gäbe es inzwischen auch für das Gastgewerbe, geschlossen bleiben die Betriebe trotzdem.
Dienstag, 21.04.2020, 14:36 Uhr, Autor:Kristina Presser

Der wochenlange Corona-Shutdown wird zurückgefahren: Seit diesem Montag greifen die ersten vorsichtigen Lockerungen, unter anderem für den Einzelhandel und Schulen. Unter Einhaltung strenger Hygiene- und Schutzauflagen, versteht sich. Vom Bundesministerium für Arbeit wurde dafür inzwischen der Arbeitsschutzstandard COVID 19 herausgegeben – ein Maßnahmenkatalog, dessen Anwendung Mitarbeiter und Kunden bzw. Schüler schützen soll. Der vor allem aber öffentliches Leben und ein Stück Normalität schrittweise wieder zulassen soll. Was die Öffnungen betrifft, so kocht jedes Bundesland sein eigenes Süppchen. Worin sich jedoch alle eins zu sein scheinen: Gastronomie und Hotellerie bleiben länderübergreifend erst mal vollständig geschlossen.

Dabei gibt es auch für das Gastgewerbe inzwischen vielfach Überlegungen zu wirkungsvollen Hygienemaßnahmen sowie Anregungen aus der Branche, wie eine langsame Wiederaufnahme des regulären Betriebs aussehen und ermöglicht werden kann.

„Wiedereinstig muss diskutiert werden“

Wie wichtig diese für die Branche ist, betonte nun noch einmal Andrea Belegante, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Systemgastronomie (BdS): „Die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter hat natürlich höchste Priorität. Angesichts der enormen wirtschaftlichen Folgen, Umsatzeinbrüchen von 50 Prozent und mehr, bei Komplettschließungen sogar 100 Prozent, muss aber auch über den sogenannten ‚Wiedereinstieg‘ diskutiert werden.“ Ein erster Schritt könne und müsse zeitnah sein, die Öffnungszeiten wieder behutsam, aber wirtschaftlich tragbar auszuweiten sowie über den Tag zu verteilen, sodass das Gästeaufkommen entzerrt wird. Grundvoraussetzung dafür seien klare behördliche Regelungen, wie Belegante sagte, die Verfügbarkeit von Hygieneschutzartikeln (z.B. Schutzmasken, Desinfektionsmittel) sowie betriebswirtschaftlich sinnvolle und praktisch umsetzbare Lösungen, die möglichst bundesweit einheitlich geregelt werden.

Konkrete Schutzmaßnahme könnten, laut BdS-Hauptgeschäftsführerin, wie folgt aussehen:

  • „Für Gäste sind Abstandsregelungen, z.B. durch Abstandsmarkierungen oder Sperren einzelner Tische (wie dies in der Systemgastronomie vor dem „Shutdown“ gehandhabt wurde) umsetzbar.
  • Eine Reduktion, z.B. in Form eines reduzierten Prozentsatzes an Sitzplätzen, ist grundsätzlich machbar, allerdings wird sich das auf die Wirtschaftlichkeit auswirken.
  • Der Bundesverband der Systemgastronomie hat sich bei der Erarbeitung eines Eckpunktepapiers des Lebensmittelverbands Deutschland eingebracht („ECKPUNKTE ZUM CORONA-INFEKTIONSSCHUTZ Hygiene bei Abgabe von Lebensmitteln in Bedienung, Selbstbedienung und Take-Away“), das praxisnahe und abgestimmte Handlungsempfehlungen zur Umsetzung und Einhaltung von Hygienemaßnahmen gibt.“

Denkbare Maßnahmen bei einer Wiedereröffnung

Ausführliche Anregungen (ohne Gewähr auf Vollständigkeit), wie Mitarbeiter und Gäste in der der Hotellerie und Gastronomie das Infektionsrisiko minimieren können, hat auch der Dehoga Baden-Württemberg auf seiner Webseite zusammengestellt. Für nahezu jeden Bereich – ob am Eingang, im Restaurant, beim Frühstück, in den Toilettenräumen, auf der Terrasse, in der Küche, an der Rezeption usw. – finden sich nutzwertige Ideen, die Gastronomen und Hoteliers je nach Art und Umfang ihres Betriebes annehmen bzw. abwandeln könnten.

In einem Positionspapier plädierte der Dehoga-Landesverband außerdem für „eine sinnvolle Beschränkung auf medizinisch begründete Schutzmaßnahmen, die betriebsartübergreifend Anwendung finden sollten, also z.B. auf

  • Abstandsregelungen mit einer Distanz von 1,50 Meter,
  • Regelungen für den Einsatz von Schutzmasken
  • Personenzahl-Beschränkungen, sofern sich diese nicht aus den Abstandsregelungen ohnehin ergeben
  • Einhaltung der Hygienestandards.“

Die Konzentration auf die medizinisch entscheidenden Punkte erlaube außerdem auch wieder die Beherbergung von touristisch motivierten Gästen, wie es weiter in dem Papier heißt.

Wann genau nun Gastronomie und Hotellerie wieder öffnen werden, ist für jedes Bundesland noch offen. Während zum Beispiel Bayerns Ministerpräsident Markus Söder Pfingsten als mögliches Datum ins Auge fasst, arbeiten Baden-Württembergs Politiker an Strategien zur Öffnung ab 4. Mai.
(KP)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

V. l. n. r.: Markus Söder (CSU), Ministerpräsident Bayern, Friedrich Merz (CDU), Bundesvorsitzender, Lars Klingbeil (SPD), Bundesvorsitzender, und Saskia Esken (SPD), Bundesvorsitzende
Bewertung
Bewertung

Das sagen Branchenverbände zum Koalitionsvertrag

Nach wochenlangen Verhandlungen steht der Koalitionsvertrag von Union und SPD. Für das Gastgewerbe enthält er viele wichtige Verbesserungen. Branchenverbände zeigen sich erfreut, sehen aber auch einige Kritikpunkte.
Conrad Clemens (CDU), Kultusminister von Sachsen, teilt während eines Pressetermins der Dehoga Sachsen zur Trend(Job)Tour in einem Restaurant auf dem Neumarkt einen Smoothie aus. Im Rahmen der Trend(Job)Tour treffen sich Fachkräfte aus Schule, Berufsorientierung und Arbeitswelt, um die Gastronomie und Hotellerie zu erleben
Aktion
Aktion

Mehr Azubis für Sachsen

Aktuell ist die Lage auf dem sächsischen Ausbildungsmarkt entspannt. Die Betriebe haben im letzten Jahr genügend motivierte Lehrlinge finden können. Damit das auch in Zukunft so bleibt, startet der Dehoga eine Werbekampagne für das Gastgewerbe und erneuert eine Kooperation für den Tourismusbereich.
Leeres Restaurant
Umsatzrückgänge
Umsatzrückgänge

Gastgewerbe in Brandenburg: „Die Leute halten ihr Geld zusammen“

Gestiegene Kosten und Umsatzrückgänge belasten aktuell das Gastgewerbe. Laut dem Dehoga in Brandenburg sparen die Menschen besonders bei Hotelaufenthalten und Restaurantbesuchen. Hoffnung auf Entlastung machen ein paar Wahlprogramme. 
Hotelmitarbeiterin mit Tablet
Tipps und Praxisbeispiele
Tipps und Praxisbeispiele

Leitfaden für Umweltschutz im Gastgewerbe

Tipps und Praxisbeispiele für den betrieblichen Umweltschutz: Der Umwelt- und Klimapakt Bayern hat in Zusammenarbeit mit dem Dehoga Bayern einen neuen Leitfaden für das Gastgewerbe entwickelt. Dieser soll gastgewerblichen Betrieben helfen, ihre Umweltbilanz zu verbessern und gleichzeitig Sparpotenziale aufzeigen.
v.l.n.r. die Mitglieder des Dehoga Bayern: Christopher Riemensperger (Schatzmeister), Andreas Brunner (2. Vizepräsident), Michaela Schmitz-Guggenbichler (Vorsitzende des Fachbereichs Gastronomie), Angela Inselkammer (Präsidentin), Tourismusministerin Michaela Kaniber, Dr. Thomas Geppert (Geschäftsführer), Thomas Förster (1.Vizepräsident).
Aufruf
Aufruf

Kaniber fordert politische Wende für das Gastgewerbe

Die Tourismusministerin Michaela Kaniber hat sich auf dem diesjährigen Gastgebertag des Dehoga Bayern zur aktuellen Lage der Branche geäußert. In einem Statement fordert sie unter anderem die Rückkehr zum niedrigeren Mehrwertsteuersatz.
Gereon Haumann
Appell
Appell

Gereon Haumann fordert mehr Unterstützung für das Gastgewerbe

Die Corona-Pandemie hat tiefe Spuren hinterlassen. Steigenden Kosten und Bürokratie belasten die Betriebe zusätzlich. Gereon Haumann, Präsident des Dehoga Rheinland-Pfalz, fordert deshalb konkrete Maßnahmen zur Entlastung und Unterstützung der Gastronomie und Hotellerie.
BdS-Hauptgeschäftsführer Markus Suchert im Portrait
Gastronomie
Gastronomie

Nach Nichteinigung: BdS appelliert an die NGG

Der Hauptgeschäftsführer Markus Suchert hat sich zum derzeitigen Stand der Tarifverhandlungen mit der NGG geäußert. Da die beiden Verhandlungspartner bisher keine Einigung erzielen konnten, fordert der Verband jetzt ein Einlenken seitens der Gewerkschaft. 
Frau schaut auf Abrechnung im Restaurant
Umfrage
Umfrage

Herausforderungen im Gastgewerbe halten an

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland beklagen Umsatzeinbußen und Gewinnrückgänge. Auch von der Fußball-EM konnten nur wenige Betriebe profitieren. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband) hervor.
Eine Hand steckt einen Wahlzettel in einen Karton, im Hintergrund die Fahne der EU
Gastronomie
Gastronomie

Dehoga veröffentlicht Positionen der Parteien zur Europawahl

Der Verband für die Gastronomie ruft die Branche zum Wahlgang auf. Im Vorgang hatte er gemeinsam mit dem IHA die Parteien zu ihrem Programm, insbesondere bezüglich des Gastgewerbes, befragt. Nun wurden die Antworten bekannt gegeben.