Mit welcher Rente können Gastronomen rechnen?
Die Rentner profitieren derzeit „von einem starken Arbeitsmarkt und von einer guten wirtschaftlichen Entwicklung“, teilte die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund, Gundula Roßbach mit. Die DRV rechnet bis zum Jahr 2030 mit einem jährlichen Anstieg der Renten um zwei Prozent. Dennoch wird das Rentenniveau weiterhin kontinuierlich sinken. Von Verdi-Chef Frank Bsirske kommen deshalb Forderungen nach zusätzlichen Milliardenausgaben für eine Stabilisierung der gesetzlichen Rente.
Wie viel Rente gibt es?
„Hätten wir heute schon das Rentenniveau, das von den politischen Mehrheiten bis 2030 billigend in Kauf genommen wird, dann hätte jemand, der in seinem Arbeitsleben 2.500 Euro brutto pro Monat verdient hat, nach 40 Betriebsjahren einen Rentenanspruch von 809 Euro pro Monat“, sagte Bsirske. Allerdings würden über 50 Prozent der deutschen Arbeitnehmer nicht auf 2.500 Euro monatlich kommen, auch 40 Betriebsjahre würde nicht einmal die Hälfte aller Angestellten schaffen, so der Verdi-Chef. Daher gäbe es extrem viele Menschen, die nicht einmal mit 809 Euro rechnen könnten, sondern nur mit der Grundsicherung, die momentan bei 794 Euro liegt.
Im konkreten Leben leiden Rentner schon jetzt unter dem niedrigen Rentenniveau. Frau Gabriella Madrea (68) hat 33 Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet. „Die Rente ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Ich muss zweimal die Woche arbeiten, damit ich mit meinem Geld zurechtkomme“, sagt sie gegenüber der AZ. Sogar als Arbeitnehmer mit 3.000 Euro brutto pro Monat und einem Renteneinstieg im Jahr 2040 kann man nur mit 1.170 Euro Brutto-Kaufkraft rechnen – wer in der Gastronomie kann schon ein solches Gehalt vorweisen.
Was muss sich ändern?
Verdi-Chef Bsirske kritisiert vor allem, dass heute viele Dinge nicht sachgerecht aus dem Rententopf mit Beitragsmitteln bezahlt würden. Beispielsweise die Mütterrente (zu 100 Prozent) oder die geplante Ost-West-Angleichung der Rente würde zu großen Teilen aus der Rentenkasse finanziert. Bsirske fordert: „Das muss aus Steuermitteln erfolgen.“ Zudem müsse der Beitragssatz angehoben werden. Bsirske rechne damit, dass die Bundeszuschüsse bis Mitte der 2040er Jahre zwischen 10 und 20 Milliarden zusätzlich kosten werden.
Wie der Tagesspiegel berichtet, fordert der Arbeitgeberverband BDA eine Fixierung der 40-Prozent-Grenze für die Sozialabgaben. Bereits heute würden Steuern und Sozialabgaben zusammen über 50 Prozent liegen, womit man eine weltweite Spitzenposition einnehme. Irgendwann würde dadurch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigt. „Die erreichte Rente sinkt nicht. Das ist gesetzlich ausgeschlossen. Aber in der Zukunft gibt es einen geringeren Anstieg der Renten als der Löhne,“ sagt DRV-Präsidentin Roßbach. Sie hofft auf einen parteiübergreifenden Konsens nach der Bundestagswahl im Herbst dieses Jahres. „Es gibt Bedarf an Schritten gegen Altersarmut. Hier sind die Parteien derzeit noch unterschiedlich aufgestellt. Über den Minijob alleine kann man keine auskömmliche Rente erwirtschaften“, so Roßbach. (Tagesspiegel/AZ/hotelling.net/MJ)