„Hygiene und Desinfektion muss sich nicht verstecken“
Herr Haake, Corona hat unser Hygienebedürfnis auf ein neues Level gehoben. Glauben Sie, dass wir auch nach Corona, das heißt, wenn die Pandemie überstanden ist, weiterhin verstärkt Wert auf Hygiene im Alltag und in der Öffentlichkeit legen werden?
Ich glaube generell, dass uns Corona noch eine ganze Weile begleiten wird, wenn auch hoffentlich mit deutlich weniger Restriktionen und Verhaltensvorgaben. Wir sehen seit dem Ausbruch der Pandemie einen deutlich gesteigerten Bedarf an Hygiene und Desinfektion in allen Bereichen und Sektoren, und vor allem eine deutlich höhere Bereitschaft, sich viel intensiver mit dem Thema Hygiene auseinanderzusetzen. Das wird bestimmt etwas abflachen, aber insgesamt wird das Thema Hygiene in unser aller Alltag eine deutlich größere Rolle spielen. So wie für die meisten Menschen mittlerweile eine jährliche Grippeimpfung völlig normal ist – so werden wir zukünftig auf jeder öffentlichen Toilette einen Händedesinfektionsspender als ganz selbstverständlich ansehen.
Wie unterstützen Sie Hoteliers und Gastronomen mit Ihren Produkten bei der gesteigerten Gästeerwartung in puncto Hygiene?
Wir haben sehr schnell auf den Corona-Ausbruch reagiert und unseren Kunden über verschiedene Plattformen umfangreiche Informationen zur Verfügung gestellt, welche regelmäßig aktualisiert wurden und werden. Dabei haben wir selbst auf die verschiedenen Sektoren angepasste Hygienekonzepte erarbeitet. Ein großes Thema war, insbesondere in den ersten Wochen, die Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln und -spendern. Der Bedarf dieser ist weltweit extrem angestiegen, was einen einschneidenden Einfluss auf die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Komponenten hatte. Dadurch haben wir mit vielen Kunden im Einzelnen gesprochen und versucht alle Anfragen zu befriedigen, gegebenenfalls mit Alternativen. Inzwischen ist die Produktverfügbarkeit wieder auf normalem Niveau und wir können mit jedem Kunden individuelle Hygienekonzepte nach seinen Bedürfnissen und Vorstellungen erarbeiten. Wir haben unsere eigenen Mitarbeiter intensiv geschult und sehen einen Schwerpunkt in der Beratung, im Training der Mitarbeiter unserer Kunden und in der schnellen Hilfe, falls es zum Beispiel zu einem Ausbruch in einem Objekt kommt.
Was kann man tun, um seinen Gästen auch weiterhin ein sicheres Gefühl zu geben?
Meine wichtigste Empfehlung ist “Zeigen Sie, was Sie tun”, Hygiene und Desinfektion muss sich nicht verstecken. Der Kunde wird sich wohler fühlen, wenn er sieht, dass Oberflächen im Restaurant zwischendurch desinfiziert werden. Er wird Verständnis haben, dass sich ein Mitarbeiter zwischen den Bedienvorgängen die Hände wäscht und desinfiziert und er wird auch bereit sein, dafür eine Minute länger zu warten. Generell sind wir in Deutschland in Hygiene und Desinfektion in der professionellen Küche bereits relativ vorbildlich unterwegs. Zu diesem Thema gibt es Vorgaben entsprechend der Hygienevorschriften und HACCP Konzepte. In allen anderen Bereichen sollten auch zukünftig alle Flächen, die regelmäßig mit den Händen berührt werden, dementsprechend oft desinfiziert werden – Touchscreens, Türklinken und im Hotel denke ich immer sehr gerne an die Fernbedienung.
Zusätzliche Reinigung und Hygienekonzepte sind oft eine Kostenfrage. Wie können auch kleinere Hotels und Restaurants wirksam für mehr Hygiene sorgen?
Eine sehr gute Frage – leider wurde Reinigung und Hygiene in der Vergangenheit viel zu oft als reiner Kostenfaktor betrachtet. Weil der Gastronom oder der Hotelier in seiner Gewinn- und Verlustrechnung hier erstmal nur ein Minus sieht. Der Wert liegt im Schutz der Marke, in immer wiederkehrenden Kunden und auch in zufriedenen Mitarbeitern. Mittlerweile bieten alle großen Hersteller in diesem Bereich komplette Sortimente, mit verschiedensten Dosiersystemen und auf die Kunden zugeschnittene Hygienekonzepte an. Hierdurch wird Reinigung und Hygiene ein einfach umsetzbarer Aspekt der täglichen Routine, flankiert von Trainingsunterlagen für die Mitarbeiter und angepassten Reinigungsplänen. Das Hotel oder Restaurant kann wählen was zu ihm, zu seiner Größe und zum Beispiel auch einer nachhaltigen Außendarstellung passt. Ich empfehle, sich immer direkt vom Hersteller beraten zu lassen und im Idealfall das komplette Sortiment von einem Anbieter zu beziehen. So ist sichergestellt, dass der Kunde die beste Beratung und Unterstützung erhält und mögliche Interaktionen zwischen unterschiedlichen Desinfektionsmittel können verhindert werden.
Desinfektionsmittel für Oberflächen und Hände ist aktuell gefragter denn je. Sollte man hierbei auf etwas Bestimmtes achten – hinsichtlich des Mittels selbst, aber auch seine Anwendung? Oder ist jedes Desinfektionsmittel gleich?
Das wäre zu einfach … Bei den Oberflächen gibt es sehr viele unterschiedliche Desinfektionsmittel, Wirkstoffe und Anwendungen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Produkt entsprechend den geltenden EN-Normen geprüft und zugelassen ist. Je nach Einsatzbereich muss zusätzlich auch die Einwirkzeit beachtet werden, diese kann in Bereichen zwischen 15 Sekunden und über 60 Minuten liegen. Auf eine Wiederbenutzung der Oberfläche soll in dieser Zeit verzichtet werden, um die Wirksamkeit des Desinfektionsmittels zu gewährleisten. Außerdem ist vor allem in dieser Branche die Materialverträglichkeit ein wichtiges Thema, um die Oberflächen möglichst nicht zu beschädigen. So haben alle Wirkstoffe ihre Vor- und Nachteile. z.B. weist Wasserstoffperoxid optimale Materialverträglichkeiten (für einen Großteil der Oberflächen) und kurze Einwirkzeiten auf. Die meisten Oberflächen im Küchenbereich können zum Beispiel auch mit einem Desinfektionsreiniger auf QAV-Basis (Quartäre Ammoniumverbindungen) gereinigt und desinfiziert werden, dabei sind jedoch die Einwirkzeiten zu beachten, welche meist etwas länger sind. Für Flächen mit Lebensmittelkontakt empfehlen wir die Verwendung einer Schnelldesinfektion auf Alkoholbasis ohne Nachwischen. Für den Einsatz des Desinfektionsmittels existieren unterschiedliche Möglichkeiten. Die meisten Desinfektionsmittel können als Konzentrat, gebrauchsfertige Flüssigkeit oder vorgetränkte Tücher bezogen werden. Der Einsatz von vorgetränkten Desinfektionstüchern ist relativ einfach und schnell, was die Desinfektionskonformität meist steigert und die Anwendung relativ gefahrenfrei und einfach macht. Um das Produkt möglichst optimal auf den Einsatzbereich abzustimmen, empfehlen wir Ihnen, den Hersteller zu konsultieren und dies eingehend zu besprechen.
Auch bei der Händedesinfektion gibt es unterschiedliche Anwendungen. Neben unterschiedlichen Vorgehensweisen existieren auch unterschiedliche Wirkstoffe. So gibt es den zweistufigen Prozess, welcher zuerst eine Reinigung der Hände mit Seife und das darauffolgende Desinfizieren der Hände beinhaltet oder den einstufigen Prozess, wobei die Hände direkt mit einer dekontaminierenden Seife gewaschen werden. Für den Mitarbeiter ist meistens das einstufige Verfahren deutlich angenehmer und zeitsparender. Dabei ist jedoch zu beachten, dass mittels EN-Normen geprüfte Mittel und Anwendungen eingesetzt werden, um eine entsprechende Wirksamkeit sicher zu stellen. Die Mitarbeiter sollten das Produkt als angenehm empfinden und es gerne benutzen, nur so wird die Einhaltung der Händehygiene möglichst sichergestellt. Achten Sie auf rückfettende Inhaltsstoffe und stellen Sie zusätzlich Pflegecremen zur Verfügung. Bei Unverträglichkeit gewisser Produkte oder Wirkstoffe existieren unterdessen unterschiedliche Möglichkeiten und mittlerweile sogar viele nachhaltige Produkte. Kontaktieren Sie auch hier den Hersteller Ihrer Produkte und lassen Sie sich bei Bedarf beraten.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Ihren Produkten?
Nachhaltigkeit liegt bei uns in der DNA. Als Hersteller sind wir verpflichtet, diesem Thema die höchste Priorität zuzuordnen. Nachhaltigkeit wird über verschiedenste Wege erreicht, bereits bei der Produktentwicklung wird überlegt, wie durch Zusammensetzung und Einsatz entsprechender Rohstoffe ein möglichst nachhaltiges Produkt entsteht, welches trotzdem den hohen Erwartungen unserer Kunden gerecht wird. Bei der Verpackung achten wir auf nachhaltige Lösungen. Durch den Einsatz von hochkonzentrierten Produkten verringern wir den CO² Ausstoß. Durch Trainings vor Ort bei unseren Kunden sichern wir die richtige Dosierung und Anwendung unserer Produkte. Ansporn und Verpflichtung werden durch regelmäßige Anerkennung bestätigt: In 2020 wurden wir mit dem Nachhaltigkeitspreis unseres Partners Nord-West Handel ausgezeichnet und haben für unsere komplett auf nachhaltigen Rohstoffen basierende SURE-Produktreihe das Cradle-to-Cradle Gold-Zertifikat ausgestellt bekommen.
Wir danken für das Gespräch.