Sozialverhalten am Arbeitsplatz

Flirten mit Kollegen kann positiv sein

Mann und Frau im Büro, die sich freundlich unterhalten
Ein Flirt unter Kollegen kann sich positiv auf das Arbeitsklima auswirken – trotzdem bleibt es in der heutigen Zeit ein Minenfeld. (© Drobot Dean – stock.adobe.com)
Die aktuell in vielen Unternehmen herrschende Null-Toleranz-Richtlinie gegen sexuelle Belästigung sind laut Wissenschaftlern manchmal eher überzogen.
Freitag, 24.01.2020, 12:10 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Ein wenig Flirten unter Kollegen kann helfen, Stress zu mindern. Das hat eine Studie unter Leitung der Washington State University ergeben. Nicht alles, wo ein sexueller Unterton mitschwingt, ist demnach gleich Belästigung, sondern womöglich Teil eines ganz normalen Sozialverhaltens. Die Forscher stellen daher infrage, ob gerade moderne Null-Toleranz-Richtlinien nicht eigentlich über das Ziel schießen – betonen aber auch, dass sich speziell Vorgesetzte eher zurückhalten sollten.

Flirten ist nicht gleich Belästigung

In der Studie hat sich das amerikanisch-kanadisch-niederländische Team mit relativ harmlosen sexuellen Anklängen im Sozialverhalten am Arbeitsplatz, wie eben dem Flirten, befasst. Dazu wurden Arbeitnehmer in den USA, Kanada und auf den Philippinen befragt. Eben das Flirten scheint demnach im Allgemeinen eher gutartig, so Studienleiterin Leah Sheppard. „Selbst wenn Studienteilnehmer das Verhalten nicht mochten, hat es nicht die Grenze zu sexueller Belästigung überschritten“, erklärt sie. Denn es führt nicht zu mehr Stress, was für Belästigung absolut typisch wäre.

„Wir haben festgestellt, dass Flirten, wenn es gefällt, Vorteile haben kann: Die Leute fühlen sich besser, was sie vor Stressoren schützen kann“, so Sheppard. Eine Teilbefragung zeigte insbesondere, dass bei Personen, die mit Ungerechtigkeit am Arbeitsplatz konfrontiert sind, das Flirten den Stress abzubauen und gegen Schlaflosigkeit zu helfen scheint. Die meisten Arbeitnehmer sind der Studie zufolge dem Flirten gegenüber auch eher positiv eingestellt. Das hebt es auch positiv von leicht schlüpfrigen Witzen ab, zu denen eine eher neutrale Einstellung vorherrscht.

Unter Kollegen ja, Manager nein

Dementsprechend sehen die Forscher zunehmend verbreitete, extrem strenge Unternehmensrichtlinien, die Belästigung verhindern sollen, etwas kritisch. „Null-Toleranz-Regeln können Unbehagen bedeuten, etwa bei ziemlich natürlich vorkommendem Verhalten in etablierten Freundschaften“, erklärt Sheppard. Allerdings sollten Manager solches Verhalten auch nicht fördern und sich selbst mit dem Flirten eher zurückhalten. Denn der Studie zufolge schätzen Arbeitnehmer dies deutlich weniger, wenn es von Vorgesetzten kommt. „Sobald es ein Machtungleichgewicht gibt, riskiert man in den Bereich dessen abzugleiten, was als sexuelle Belästigung empfunden wird“, warnt daher die Studienleiterin. (pte/CK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Arthur Jaeger
Personalie
Personalie

Adagio mit Neuzugang im Management

Adagio hat Arthur Jaeger zum Chief Development & Real Estate Officer und Mitglied im Management Komitee ernannt. Er bringt fundierte Erfahrungen in der Hospitality- und Immobilienbranche und ein ausgeprägtes Interesse an strategischer Entwicklung mit. 
Bernhard Patter und Steffen Schock von Diavendo (Foto: © Diavendo)
Unterstützung
Unterstützung

Entwicklung der Mitarbeiter gerät in den Hintergrund

Der anhaltende Personalmangel in der Gastronomie und Hotellerie führt immer mehr dazu, dass die Personalentwicklung zunehmend auf der Strecke bleibt. Das führt zur Demotivation der Mitarbeiter. Dem wollen die Personalexperten von Diavendo entgegenwirken.
Laura Vanessa Hofmann ist neuer Director of Affiliations bei Swiss Hospitality Collection.
Personalie
Personalie

Swiss Hospitality Collection mit Neuzugang

Geschäftsführerin Corinne Balz wechselt ihre Rolle. Sie übernimmt einzelne Projekte für SHC-Mitglieder. Doch eine Hotelexpertin mit internationaler Erfahrung verstärkt ab sofort das Management-Team.
Rücken alle auf neue Positionen innerhalb der Louvre Hotels Group (v.l.n.r./v.o.n.u.): François Delattre, Daniel Stranninger, Bart Beerkens und Christoph Schüller
Louvre Hotels Group
Louvre Hotels Group

Vierfacher Personalwechsel

Das Louvre Hotels Group Management befindet sich im Umbruch. Vier Stellen wurden nun neu besetzt.
Business-Meeting
Inputs von außen gefragt
Inputs von außen gefragt

Familienfirmen brauchen Außenseiter als Chefs

Unabhängige Mitglieder in der Führung treffen als Nachfolge oftmals bessere Entscheidungen, wie eine aktuelle Studie der Harvard University belegt.
Mann kreuzt hinter seinem Rücken die Finger
Mit gespaltener Zunge
Mit gespaltener Zunge

78 Prozent der Jobbewerber sind Lügner

Die Unwahrheit wird bei vielen Arbeitgebern allerdings stillschweigend geduldet. Nur jedes dritte Unternehmen würde einen Bewerber deswegen nicht einstellen.
Screenshot der Wirtshaus-Seite
Mitarbeitermangel
Mitarbeitermangel

Wirt verlangt am Wochenende höhere Preise

Um den Mitarbeitern am Wochenende einen freiwilligen Zuschlag zahlen zu können, kosten Speisen und Getränke in einem Wirtshaus in Oberösterreich an Sonn- und Feiertagen 15 Prozent mehr. Für die Gäste kein Problem.
Hoteldirektor Mario Pabst mit den Hoteliers Ernst und Florian Mayer
Dachsteinkönig NewPay
Dachsteinkönig NewPay

Fairpay und Transparenz bei der Entlohnung

Ein selbstentwickeltes Entlohnungsmodell soll Mitarbeiter in der Region fördern und Vorbild für eine neue Entlohnungskultur in der Hotellerie sein. 
Chefin zeigt ihrem Mitarbeiter "Daumen hoch"
Aufrichtig bleiben
Aufrichtig bleiben

So gibt man gutes Feedback

Die meisten wollen es, aber den wenigsten gelingt es: im Arbeitsleben konstruktives Feedback geben. Zu schnell kochen die Emotionen hoch. Wie geht’s besser? Eine Anleitung in fünf Schritten.