Das Wichtigste zur Wahl der „richtigen“ Aktienfonds und ETF‘s
Unser Autor Willi Froschauer lehrt seit mehr als zehn Jahren an der Hotelfachschule München, an der er auch Projekte, wie Rentenplanung für Gastronomen, anbietet.
In Teil 2 und Teil 3 unserer Miniserie „Rentenplanung“ wurden aktiv gemanagte Fonds und ETF’s dargestellt und miteinander verglichen. In Teil 4 soll es nun um Kriterien bei der Wahl des individuell „richtigen“ ETF’s bzw. Aktienfonds gehen.
Bei der Auswahl von ETF’s spielen v.a. folgende Kriterien eine Rolle:
- Soll der ETF einen bestimmten Aktienindex eines einzelnen Landes oder einen internationalen Index abbilden?
- Handelt es sich bei dem Aktienindex um einen nach Kurs- bzw. Preis-Index oder einen Performance-Index („Total Return Index“)? (Definitionen s. unten)
- Sollen bei der Wahl nationaler und internationaler Indizes auch bestimmte Branchen im Vordergrund stehen?
- Oder soll es ein ETF sein, bei dem weniger die Länder im Vordergrund stehen, sondern mehr einzelne Branchen?
Für die Wahl eines ETF sind also
- die Bevorzugung bestimmter Regionen,
- Branchen,
- die Unternehmensgröße (handelt es sich um Blue Chips bzw. Large Caps, Mid Caps oder Small Caps?)
- sowie die Risikobereitschaft des Investors
die zentralen Auswahlkriterien.
Was sind nun die weltweit wichtigsten Aktienindices, für die es ETF’s gibt?
I. INTERNATIONALE INDICES
Der MSCI World
Zusammensetzung (Stand 2020)
- Anzahl der Aktien, Unternehmensgröße und Regionen:
1.650 große und mittelgroße Aktiengesellschaften aus 23 Industrienationen, gut 60 % aus den USA, gefolgt von Japan, Großbritannien etc., Schwellenländer wie China, Brasilien, Russland, Indien sind nicht im MSCI World enthalten. - Branchen:
a. Finanzen (wie JP Morgan, Visa), Informationstechnologie (wie Apple, die Google-Mutter Alphabet, Facebook, Microsoft), Konsumgüter (wie Amazon, Coca-Cola, Procter & Gamble), Gesundheit (Johnson und Johnson), Lebensmittel (wie Nestle) u.a.
Vorteile:
- der Einbeziehung der wichtigsten Aktiengesellschaften weltweit der meist gehandelte und beliebteste Index.
- In den letzten 20 Jahren betrug die durchschnittliche Rendite rund 10 %.
Nachteil:
V.a. eine Schieflage der USA könnte zumindest kurzfristig zu Kursverlusten führen.
Der MSCI Emerging Markets
Zusammensetzung (Stand 2020)
- Anzahl der Aktien, Unternehmensgröße und Regionen:
Dieser Index der „aufstrebenden“ Märkte besteht aus knapp 1.200 Aktien in 26 Schwellenländern, v.a. China mit ca. 40 %, Taiwan und Südkorea (Samsung) mit je gut 10 %, Indien und Brasilien mit ca. 8 % bzw. 5 %, Südafrika, Russland. Es gibt den Emerging Markets Emerging als Gross Total Return Index (Performance-Index) und als Emerging Markets (Kurs-Index). - Branchen (nach Gewichtung):
Konsumgüter, Finanzen, IT, Chemie, Bergbau, Energie u.a.
Vorteile:
- Hohe Wachstums- und Renditechance aufgrund des Aufholpotenzials dieser Länder.
- Tätigen Großunternehmen aus Industrienationen in diesen Ländern Direktinvestitionen, dann treibt das die Kurse nach oben und erhöht das Einkommen für die Bevölkerung und damit den Konsum.
- Rendite in den letzten 5 Jahren mehr als 10 %.
Nachteile:
- Die Gefahr politischer Instabilität in manchen dieser Länder ist z.T. nicht unerheblich.
- Fehlendes Vertrauen der ausländischen Kapitalgeber kann zu einem Kapitalabfluss führen (siehe Asienkrise 1998/1999: Es entstand eine Kreditblase mit der Spirale Aktiencrash, Konjunktureinbruch, worauf ausländische Investorenzogen massiv Kapital abgezogen haben).
Der MSCI All Country World Index (MSCI ACWI)
Zusammensetzung (Stand 2020)
Dieser Fonds beinhaltet alle Aktien des MSCI World Index und des MSCI Emerging Markets Index. Er besteht also aus Aktien von 23 Industrienationen und 26 Schwellenländern und knapp 3.000 Aktien weltweit. Die Werte aus den Schwellenländern machen nur ca. 10 % aus.
Vorteile:
- Die Gewichtung der USA fällt damit von ca. 66 % im MSCI World auf hier ca. 58 %, was eine breitere Risikostreuung auf andere Länder bedeutet.
- Der Anleger ist z.T. auch an den Wachstumschancen der Emerging Market beteiligt.
- Rendite in den letzten 5 Jahren liegt bei gut 10 %.
Nachteil:
Die Nachteile im Gegensatz zum MSCI World liegen in den politischen und finanziellen Risiken mancher Schwellenländer.
Der MSCI Europe
Zusammensetzung (Stand 2020):
- Anzahl der Aktien, Unternehmensgröße und Regionen: Dieser besteht aus den ca. 450 größten Aktiengesellschaften (Aktien aus 15 europäischen Industrieländern) und deckt ungefähr 85 % der Marktkapitalisierung dieser Länder ab. Ländergewichtung: Großbritannien mit gut 20 %, Frankreich und die Schweiz mit ca. 15 %.
- Reihenfolge der Branchengewichtung: Finanzen (wie Allianz, AXA, HSBC), Gesundheitswesen (wie Novartis, Roche), Konsumgüter (wie Nestle, Britisch American Tobacco).
Vorteile:
- Bildet die wirtschaftliche Entwicklung der europäischen Länder ab und ist damit deutlich diversifizierter als der DAX mit seinen 30 Titel und seinen relativ wenigen Branchen.
- Es sind keine politisch und finanziell gefährdeten Länder wie beim Emerging Markets enthalten.
- d.R. sehr günstige Gesamtkostenquoten (TER), oft nur 0,2 %.
Nachteil:
Eine gesamteuropäische Krise (wie die Krise der Euroländer ab 2011 oder ein aufziehender Handelskrieg mit anderen Wirtschaftsmächten) würde sich negativ auf den Index auswirken, in dem Finanz- und Autotitel und andere Old-Economy-Werte wie Autowerte etc. stark vertreten sind. Ein Ausgleich durch boomende Märkte in den USA oder Asien könnte hier dann nicht stattfinden.
Der Euro Stoxx 50 (Stand 2020)
Als Kurs-Index (wie auch als Performance-Index) beinhaltet er die 50 Aktien der Eurozone mit der höchsten Marktkapitalisierung. Dominant sind französische Aktien (18) und deutsche Aktien (14).
Die Vorteile sind ähnlich wie beim MSCI Europe, allerdings entfällt das Wechselkursrisiko, da dieser Index nur Aktien aus der Eurozone enthält. Der zusätzliche Nachteil ggü. dem MSCI Europe liegt in der geringeren Anzahl an Aktien.
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