Anlageform Aktien: Das Wichtigste zu Börsenplätzen und ETF‘s
Unser Autor Willi Froschauer lehrt seit mehr als zehn Jahren an der Hotelfachschule München, an der er auch Projekte, wie Rentenplanung für Gastronomen, anbietet.
Im Teil 2 der Miniserie wurden die wesentlichen Elemente aktiv gemanagter Aktienfonds beleuchtet. In diesem Teil – Teil 3 – werden ETF‘s auf Aktien (inklusive der für ihre Konstruktion unabdingbaren Aktienindices) sowie Unterschiede und Gemeinsamkeiten von ETF`s und aktiv gemanagten Aktienfonds beschrieben.
Was sind ETF´s und welche Rolle spielen Aktienindices?
ETF´s sind börsengehandelte Indexfonds und eine Variante der Investmentfonds. Ein ETF auf Aktienindices bildet einen Aktienindex ab.
Was ist ein Aktienindex?
Ein Aktienindex bildet die Kurse ausgewählter Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt ab, um die Aktienkursentwicklung für eine bestimmte Branche oder einen Gesamtmarkt national oder international darzustellen.
Aktien werden an verschiedenen Börsenplätzen weltweit (wie dem weltgrößten Börsenplatz New York) gehandelt. Um die Entwicklung an diesen Börsenplätzen auszudrücken, entscheidet irgendeine Institution oder ein Unternehmen, welche Aktien für diesen Börsenplatz repräsentativ sind. So gibt es für die größten Börsenplätze weltweit mindestens einen Aktienindex, in Deutschland sogar eine ganze „DAX-Familie“:
- DAX: Die 30 größten und liquidesten Aktiengesellschaften/Unternehmen des deutschen Aktienmarktes (die Aktien des DAX werden auch als „Large Caps“ oder „Blue Chips“ bezeichnet).
- MDAX: Aktiengesellschaften, die dem DAX auf den Rängen 31-90 folgen („Mid Caps“).
- SDAX: die auf den Rängen 91-160 folgenden Aktiengesellschaften („Small Caps“).
- TECDAX: die 30 größten Technologieaktien.
Die Rangfolge richtet sich bei allen Indices in Deutschland nach der Marktkapitalisierung der frei gehandelten Aktien, also der Aktien, die sich nicht in den Händen von Großinvestoren befinden und dem Börsenumsatz (s. Teil 2 der Miniserie).
Will man als Anleger an einem Aktienkorb partizipieren, aber sich nicht darauf verlassen, ob der Fondsmanager eines aktiv gemanagten Fonds ein glückliches Händchen bewiesen hat und besser abschneidet als der Markt bzw. Marktindex, dann kann es ratsam sein, gleich den Markt, also den Index selbst, zu kaufen. In den 70er Jahren hatte ein gewisser Bogle in den USA genau diese Idee: „Warum nach der Nadel im Heuhaufen suchen und stattdessen nicht gleich den ganzen Heuhaufen kaufen?“ Genau das ist das Prinzip eines ETF.
Die wichtigsten Börsenplätze der Welt (Stand 2020) und ihre Rolle bei der Auswahl von ETFs bzw. Aktienfonds
Die Rangliste zeigt, an welchen Börsenplätzen weltweit am meisten Aktien gehandelt werden, in welche Länder also viel Kapital für Aktienkäufe strömt. Wenn z.B. viele amerikanische Aktien an der Wallstreet gekauft werden, wird das als Beweis für die wirtschaftliche Stärke dieser Unternehmen und damit des ganzen Landes gesehen. Und das wiederum spielt für die Auswahl eines aktiv gemanagten Aktienfonds und eines ETF`s, der einen Index abbildet, eine zentrale Rolle. Seit einigen Jahren holen vor allem die asiatischen Börsenplätze massiv auf.
- Platz 10: Der deutsche Aktienmarkt. Obwohl Deutschland das wirtschaftlich stärkste Land Europas ist, steht sein Aktienmarkt, gemessen an Marktkapitalisierung und Börsenumsatz, im internationalen Vergleich nur auf Rang 10. Das zeigt, wie der Aktienmarkt des viertgrößten Landes der Welt bezüglich der Wirtschaftsleistung (nach den USA, China und Japan) im Vergleich zu den anderen internationalen einstuft wird.
- Platz 9: Euronext – seit 2000 ein Zusammenschluss der (relativ) kleinen Börsen der Niederlande, Frankreichs, Belgiens und Portugals.
- Platz 8: Der größte europäische Aktienmarkt ist, trotz Brexit, die London Stock Exchange mit ihrem Leitindex Financial Times Stock Exchange All-Share-Index (FT-SE All Share).
- Platz 7: Die Korean Stock Exchange mit dem Gesamtindex KOSPI.
- Platz 6: Die Hongkong Stock Exchange mit dem Leitindex Hang Seng.
- Platz 5: Die japanische Börse in Tokyo mit den Leitindices Topix und Nikkei.
- Platz 4: Die Shenzen-Stock Exchange mit dem Shenzen Composite Index
- Platz 3: Die Shanghai-Stock Exchange, der größte asiatische Börsenplatz, mit dem Shanghai Composite Index.
- Platz 2: Die Nasdaq, die High-Tech-Börse der USA, an der v.a. Technologiewerte und Aktien der „New Economy“ gehandelt werden.
- Platz 1: Die NYSE (die New York Stock Exchange) in der Wall Street, an der noch überwiegend Werte der „Old Economy“ wie Konsumgüteraktien wie Procter & Gamble, Ölfirmen, Nike, Cater Pillar, Banken wie Morgan Stanley sowie Energieversorger, Einzelhandel wie Wall Mart etc. gehandelt werden. Die Bedeutung dieses Börsenplatzes Wallstreet zeigt sich am besten in der gängigen Börsenweisheit: „Wenn an der Wallstreet jemand hustet, kriegt man in Europa einen Schnupfen!“ So werden die Aktienkurse in Deutschland oft mehr von der Arbeitslosenquote in den USA beeinflusst als der Arbeitslosenquote in Deutschland selbst.
Viele Börsenexperten rechnen damit, dass früher oder später die Chinesen aufgrund ihrer Kapitalkraft (die meisten der größten Banken weltweit sind chinesische Banken, die meist staatlichem Einfluss unterliegen) an den US-Börsen vorbeiziehen werden. Natürlich bedeutet die Wahl eines ETF`s, der sich an einem der aufsteigenden asiatischen Börsenplätze orientiert, keine Erfolgsgarantie, da gerade im kommunistisch regierten China plötzlich verordnete staatliche Maßnahmen eine Wende herbeiführen können, ebenso wie das Handelsverbot von manchen chinesischen Aktien z.B. an den US-Märkten (wie das aktuell der Fall ist). Aber da die Asiaten natürlich auch daran interessiert sind, ausländisches Kapital ins Land zu locken, wird sich wohl auf absehbarer Zeit nichts an dieser Rangfolge ändern. Europäische Aktienindices geraten demnach immer mehr ins Hintertreffen, was aber nicht bedeutet, dass einzelne europäische Aktien keine Topwerte sind.
Die gute Nachricht: Man muss sich ja nicht unbedingt für einen nationalen Index entscheiden, es gibt auch Indices, die internationale Aktien mischen, der bekannteste ist der MSCI World Index, der von dem amerikanischen Finanzdienstleister Morgan Stanley Capital International gebildet wird. Dieser auch als „Weltindex“ bezeichnete Index bildet Aktien von ca. 2.600 Aktien großen und mittelgroßen Aktiengesellschaften in 23 Industrieländern ab. Dieser Index startete 1969 bei 100 Punkten, im Jahr 2020 stand der MSCI bei ca. 2.670 Punkten. Das heißt: Hätte man 1969 1.000 € in einen Fonds investiert, der den MSCI World Index abbildet, wäre dieser Anteil heute 26.700 € wert, das entspricht durchschnittlichen Rendite von über 6,5 % pro Jahr, in den letzten 20 Jahren stieg sogar auf 10 % pro Jahr.
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