Praxistipps

19 % MwSt. – das können Gastronomen jetzt tun

Rechnung Restaurant
Eine echte Herausforderung: Wie gehen Gastronomen in der Praxis am besten mit der bevorstehenden Mehrwertsteueranhebung um? (Foto: © Salomon FoodWorld)
Mit Beginn des neuen Jahres wird die Mehrwertsteuer für Betriebe im Außer-Haus-Markt wieder mit 19 % berechnet. Wie können Gastronomen sich hierauf vorbereiten? HOGAPAGE sprach mit einem Gastroprofi über kalkulierte Preisanpassungen, die Rolle der Transparenz und Kommunikation.
Mittwoch, 06.12.2023, 08:38 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Für viele Gastronomen erfordert die Mehrwertsteueranhebung eine erneute Kalkulation und Anpassung ihrer Preise. Vor allem werden sie die Preiserhöhungen auch gegenüber ihren Gästen rechtfertigen müssen. Salomon FoodWorld gibt sieben Praxistipps, mit denen sich Betriebe bestmöglich vorbereiten:

1. Kalkulation der Speisenpreise: Gastronomen müssen zunächst prüfen, wie viele ihrer Speisen von der MwSt.-Erhöhung betroffen sind. Während die MwSt. für das Liefergeschäft bei 7 % bleibt, müssen Preise für den Restaurantbesuch mit 19 % MwSt. angepasst werden.

Bei einem hohen Anteil des Liefergeschäfts könnte es sinnvoll sein, zwei Speisenkarten mit unterschiedlichen Preisen anzubieten. Falls dieselben Preise für beide Verzehranlässe gelten, muss der Gastronom berechnen, wie viel Prozent des Umsatzes durch Lieferungen generiert wird. Die Preiserhöhung ergibt sich dann aus der Mischkalkulation für beide Verzehranlässe.

2. Möglichkeiten zur Kosteneinsparung: Bei der Kalkulation sollten Gastronomiebetriebe ermitteln, ob es Möglichkeiten gibt, in anderen Geschäftsbereichen zu sparen. Falls noch nicht geschehen, kann eine Anpassung von Portionsgrößen oder eine Reduzierung des Speisenangebots in  Betracht gezogen werden. Weiteres Einsparpotential findet der Gastronom ggf. auch bei seinen Energiepreisen. Einige Preise sind bzw. werden zumindest kurzzeitig sinken oder umgesetzte Maßnahmen der Energieeinsparung zeigen erste Wirkung.

Darüber hinaus findet sich zusätzliches Einsparpotential vereinzelt auch im Einkaufspreis der Zutaten. So hat Salomon FoodWorld konnte beispielsweise seit Ende 2022 den Preis für Beefprodukte senken können. All diese Faktoren könnten helfen, Erhöhungen nicht in vollem Umfang an den Gast weitergeben zu müssen.

3. Preisgestaltung: Das Marktforschungsinstitut Circana empfiehlt, bei der Preisanpassung eine Erhöhung  von ca. 5 % nicht zu überschreiten. Eine langfristige Denkweise kann hier hilfreich sein und möglicherweise lässt sich die Preisveränderung zeitlich strecken. Eine genaue Prognose zur Akzeptanz beim Gast ist schwierig zu treffen.

Es gibt Meinungen, die davon ausgehen, dass Gäste die Preiserhöhung akzeptieren könnten, da die Bedeutung des Restaurantbesuchs und das damit verbundene Socializing seit der Pandemie an Bedeutung gewonnen haben. Salomon empfiehlt, sich im Vorfeld direkt mit Gästen auszutauschen, um das Meinungsbild herauszufinden.

4. Karten- und Systemanpassung: Nach Festlegung der Preise, müssen die Speisenkarten angepasst werden. Diese Situation zeigt erneut, wie wichtig es ist, bei Preisen schnell und unkompliziert reagieren zu können. Warum nicht mal auf digitale Speisekarten umstellen? So können Preise leichter und ohne Druckkosten angepasst werden. Zusätzlich zur Speisekarte empfiehlt sich auch eine Umstellung des Kassensystems.

5. Kommunikation zum Gast: Die Preiserhöhung könnte sich negativ auf die Gästewahrnehmung auswirken, da viele die Preiserhöhung als erneuten Gewinnversuch der Gastronomen interpretieren könnten. Daher ist es entscheidend, transparent zu kommunizieren.

Gastronomen sollten ihre Gäste z. B. über Tischaufsteller, Plakate/Aushänge, Website oder Social Media darüber informieren, dass die Preiserhöhung aufgrund der MwSt.-Änderung erfolgt und nicht aus eigenem Profitstreben.

6. Umsetzung schon in diesem Jahr? Um eine negative Gästewahrnehmung zu vermeiden, raten Experten bei kleineren Preiserhöhungen eine Anpassung schon in 2023 vorzunehmen. In den meisten Fällen dürfte dies nicht auffallen.

Wenn im neuen Jahr weitere mediale Diskussionen entstehen, könnten Gäste auch kleinere Anpassungen wahrnehmen und ggf. negativ darauf reagieren. Sollten deutlichere Preiserhöhung nötig sein, wird empfohlen, diese schon in 2023 anzukündigen und vorab zu erklären.  

7. Schulung des Personals: Unerlässlich ist auch die Schulung des Personals. Gastronomische Betriebe sollten sicherstellen, dass alle Mitarbeiter auf Gästeanfragen professionell reagieren und Rückfragen beantworten können. 

 (Salomon FoodWorld/KAGI)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Gereon Haumann
Appell
Appell

Gereon Haumann fordert mehr Unterstützung für das Gastgewerbe

Die Corona-Pandemie hat tiefe Spuren hinterlassen. Steigenden Kosten und Bürokratie belasten die Betriebe zusätzlich. Gereon Haumann, Präsident des Dehoga Rheinland-Pfalz, fordert deshalb konkrete Maßnahmen zur Entlastung und Unterstützung der Gastronomie und Hotellerie.
Zwei Gastronomen bei der Abrechnung
Umsatzsteuer
Umsatzsteuer

Dehoga-Umfrage zeigt die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung

Die Gastronomie hat monatelang für eine Beibehaltung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer gekämpft – ohne Erfolg. Seit Anfang des Jahres gilt wieder der normale Steuersatz von 19 Prozent. Eine Umfrage des Dehoga gibt nun Aufschluss über die Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung.
Pizza essen die Deutschen immer. (Foto: © L'Osteria)
Gastronomie
Gastronomie

Pizza und Burger sind Kassenschlager – besonders in Krisenzeiten

Viele Gastronomen haben die erhöhte Mehrwertsteuer an ihre Gäste weitergegeben. Welche Restaurants nun Sorge um ihre Zukunft haben müssen und welche auf die Loyalität der Kundschaft vertrauen können, zeigt eine Umfrage.
Seit dem 1. Januar 2024 gilt in der Gastronomie auch für Speisen wieder der normale Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. (Foto: © picture alliance/dpa | Jens Kalaene)
Umfrage
Umfrage

Trotz regulärem Mehrwertsteuersatz ist die Lage nicht hoffnungslos

Seit Jahresbeginn müssen Gäste in Restaurants wieder den regulären Steuersatz zahlen. Eine Befragung in Rheinland-Pfalz zeigt deutliche Rückgänge bei Umsätzen und Gästezahlen, dennoch bleibt der Dehoga zuversichtlich.
Jens und Désirée Manzel
Mehrwertsteuer-Aktion
Mehrwertsteuer-Aktion

Ein Monat mit gesenkten Preisen: Restaurant Schuback am Park zieht erste Bilanz

Aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung haben viele Restaurants mittlerweile ihre Preise erhöht. Anders dagegen das Schuback am Park: Die Gastronomen Jens und Désirée Manzel entschieden sich sogar dafür, ihre Preise im Januar zu senken. Wie verlief der erste Monat nach ihrer Entscheidung?
Dr. Marcel Klinge
Umsatzsteuer-Kampagne
Umsatzsteuer-Kampagne

„7 Prozent Mehrwertsteuer wären möglich gewesen“

Die Beibehaltung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer wäre auch kurzfristig noch möglich gewesen – so lautet zumindest das Ergebnis einer neuen Analyse der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG). Die DZG sieht vor allem deutliche Schwachstellen in der Umsatzsteuer-Kampagne des vergangenen Jahres. Was sollte beim nächsten Mal besser laufen?
Christian Bau
Victor’s Fine Dining
Victor’s Fine Dining

So reagiert Christian Bau auf die Mehrwertsteuererhöhung und No-shows der Gäste

Das Victor’s Fine Dining by Christian Bau im Victor’s Residenz-Hotel Schloss Berg ist in die neue Saison gestartet. Damit gehen auch zwei wichtige Neuerungen einher, mit denen das Drei-Sterne-Restaurant auf die aktuellen Entwicklungen in der Gastronomie reagiert.
Schweriner Landtag
Landtag in Schwerin
Landtag in Schwerin

Hitzige Debatte um Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Zum Abschluss seiner dreitägigen Plenarsitzung hat der Landtag in Schwerin ein für das Gastgewerbe wichtiges Thema aufgerufen. Entfacht ist eine emotionsgeladene Debatte um die Anhebung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf 19 Prozent.
Christian Lindner
Statement
Statement

Christian Lindner schließt Rückkehr zur 7-Prozent-Mehrwertsteuer aus

Im vergangenen Jahr hatte Christian Lindner noch Sympathie für die 7-Prozent-Mehrwertsteuer in der Gastronomie gezeigt. Nachdem die Mehrwertwertsteuer nun aber wieder auf 19 Prozent angehoben wurde, scheint diese Sympathie verloren. In der Talkrunde Maischberger begründet der Finanzminister, warum er eine Rückkehr zur 7-Prozent-Mehrwertsteuer ausschließt.