Fachkräftemangel

„Zu bequeme soziale Hängematte“

Küchenhilfe und Köche in Küche
Personalmangel ist nach wie vor ein großes Thema in der österreichischen Gastronomie. (Foto: © JackF/fotolia)
Viele bekannte Wirte haben bereits geschlossen. Der Grund: Wieder einmal der Fachkräftemangel. Die Hollabrunner NÖN geht der Situation im Bezirk auf den Grund.
Mittwoch, 26.07.2017, 10:29 Uhr, Autor: Markus Jergler

Zahlreiche ausgeschriebene Stellen bleiben in der Gastro unbesetzt, beispielsweise bei Karl Riepl, Bezirksvertrauensmann der Wirte. Er kocht seit November vergangenen Jahres selbst.  „Ich suche seit Februar 2016 einen Koch“, sagte er gegenüber dem Portal noen.at. Arbeitsbedingungen wie flexible (Wochenend-)Arbeitszeiten seien eben einfach ein Beziehungskiller und würden viele abschrecken, vor allem für Familien seien derartige Faktoren ein No-go. „Vergattern wird man niemanden können“, so Riepl.

Nicht die Bezahlung ist das Problem
Im Punkt Vergütung sei in den vergangenen Jahren Einiges angepasst worden, das sehe Riepl nicht als ausschlaggebend für die derzeitige Personalsituation. Jedoch sei die Differenz zwischen den Sozialleistungen und den Löhnen eventuell zu gering. In den vergangenen Jahren seien die Erhaltungskosten für Gastronomen so stark gestiegen, dass es schlicht unmöglich sei, zehn Prozent des Umsatzes als Gewinn zu erwirtschaften.

Auch andere Wirte, wie der frühere Haubenkoch Christoph Schüller bestätigt gegenüber noen.at, dass es definitiv Personalprobleme gibt: „Obwohl sich der Ruf der Branche gebessert hat, wollen viele keinen Job am Wochenende und an Feiertagen.“ Allerdings hat Schüller auch schon unzählige Beschwerden über unschöne Gäste gehört. „Nur weil sie dreimal am Tag eine Mahlzeit zu sich nehmen, glauben viele, sie sind Experten bei der Zubereitung von Speisen“, so Schüller zu noen.at. Zudem würden Gäste ausbleiben, weil es immer weniger inländisches Personal gebe. Die meisten Gäste wollen in ihrer Muttersprache bedient werden, so Schüller.

Mehr Anerkennung für die Arbeitskräfte
„Man muss die Mitarbeiter hegen und pflegen. Das sind oft Kleinigkeiten, ein Blumenstrauß zum Valentinstag zum Beispiel“, erklärt Harald Pollak, Obmann der NÖ Wirtshauskultur. Auch er weiß um die teilweise schwierige Arbeit mit unangenehmen Gästen: „Wir müssen uns schon oft sehr viel gefallen lassen. Viele sagen: Ich bin nicht der Trottel vom Dienst.“ Bei der derzeit gravierenden Personalsituation innerhalb der Branche, sei Anerkennung für die Arbeitskräfte extrem wichtig. Außerdem müsse auch die Qualität der Ausbildung erhöht werden, so Pollak. (noen.at/MJ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Screenshot der Wirtshaus-Seite
Mitarbeitermangel
Mitarbeitermangel

Wirt verlangt am Wochenende höhere Preise

Um den Mitarbeitern am Wochenende einen freiwilligen Zuschlag zahlen zu können, kosten Speisen und Getränke in einem Wirtshaus in Oberösterreich an Sonn- und Feiertagen 15 Prozent mehr. Für die Gäste kein Problem.
Lachende Gastro-Mitarbeiter verschiedener Nationalitäten
Arbeitsklimaindex
Arbeitsklimaindex

„Schwieriger Mitarbeiter zu akquirieren als Gäste“

Das Image der Tourismusberufe in Österreich hat noch Verbesserungspotential. Es herrscht vor allem eine hohe Diskrepanz zwischen Erwartungen und Erfüllungen.
Irene und Karl Schillinger
Fachkräftemangel
Fachkräftemangel

Vegan-Wirt Schillinger muss Stammhaus zusperren

Die Expansion in Wien läuft zwar weiterhin erfolgreich, es findet sich aber kein Personal, das am Wochenende und am Abend am Land arbeiten will. Gerade die jungen Leute seien zu wenig mobil.
Frau hält sich mit Zeigefingern die Ohren zu
Lehrlinge
Lehrlinge

Österreichs Gastro-Nachwuchs ist unzufrieden

Meistens sind Jugendliche dankbar und froh über ihren Ausbildungsplatz. Allerdings ist das nicht in allen Branchen so.
Jonas Grundner wird Chef de Cuisine im Gourmetrestaurant ice Q
Personalie
Personalie

Jonas Grundner wird Küchenchef im ice Q

Auf über 3.000 m zu kochen, ist sicherlich eine ganz eigene Herausforderung. Der gebürtige Vorarlberger Grundner freut sich aber über diese großartige Chance. Immerhin war auch schon James Bond zu Gast auf dem Gipfel des Gaislachkogls.
Gerasimos Koronaios
Personalie
Personalie

Sticks’n’Sushi: Vom Foodrunner zum General Manager

Es ist ein kleines Gastro-Märchen: Gerasimos Koronaios hat in nur fünf Jahren im Sticks’n’Sushi-Kosmos eine beeindruckende Karriere hingelegt. Der Liebe wegen ging der gebürtige Grieche einst nach London. Nun ist er der neue Restaurantleiter des Sticks’n’Sushi in der Berliner Kantstraße.
junge Frau kocht in einem Restaurant
Ausbildung
Ausbildung

Tiefstwerte bei Gastro-Lehrlingszahlen in Österreich

Nicht nur hierzulande bleiben zahlreiche Lehrstellen unbesetzt, auch in unserem Nachbarland ist es schwierig für Betriebe Azubis zu finden. Jetzt fordert die Gewerkschaft Vida eine bessere Ausbildungsqualität, damit der Branche wieder mehr Attraktivität gewinnt. 
Andreas Senn und sein Team
Nächtliches Dinner
Nächtliches Dinner

So spät kocht kein zweiter Spitzenkoch!

Einzigartig in Österreich: Das Salzburger Zwei-Sterne-Restaurant Senns nimmt Reservierungen bis nach Mitternacht entgegen. Was ist der Hintergrund?
Christian Marent in seinem Restaurant
Aktion
Aktion

Christian und Alexander Marent brechen alte Grenzen auf

Mit Mut voran! Die beiden Brüder und Geschäftspartner wagen einen ungewohnten Vorstoß. Schon Mitte August öffnen sie das Gourmetrestaurant „Bruderherz Fine Dine“ in Fiss. Und das in Zukunft als Ganzjahresbetrieb. Damit wollen sie unter anderem den Tourismus in der Nebensaison unterstützen.