„Zu bequeme soziale Hängematte“
Zahlreiche ausgeschriebene Stellen bleiben in der Gastro unbesetzt, beispielsweise bei Karl Riepl, Bezirksvertrauensmann der Wirte. Er kocht seit November vergangenen Jahres selbst. „Ich suche seit Februar 2016 einen Koch“, sagte er gegenüber dem Portal noen.at. Arbeitsbedingungen wie flexible (Wochenend-)Arbeitszeiten seien eben einfach ein Beziehungskiller und würden viele abschrecken, vor allem für Familien seien derartige Faktoren ein No-go. „Vergattern wird man niemanden können“, so Riepl.
Nicht die Bezahlung ist das Problem
Im Punkt Vergütung sei in den vergangenen Jahren Einiges angepasst worden, das sehe Riepl nicht als ausschlaggebend für die derzeitige Personalsituation. Jedoch sei die Differenz zwischen den Sozialleistungen und den Löhnen eventuell zu gering. In den vergangenen Jahren seien die Erhaltungskosten für Gastronomen so stark gestiegen, dass es schlicht unmöglich sei, zehn Prozent des Umsatzes als Gewinn zu erwirtschaften.
Auch andere Wirte, wie der frühere Haubenkoch Christoph Schüller bestätigt gegenüber noen.at, dass es definitiv Personalprobleme gibt: „Obwohl sich der Ruf der Branche gebessert hat, wollen viele keinen Job am Wochenende und an Feiertagen.“ Allerdings hat Schüller auch schon unzählige Beschwerden über unschöne Gäste gehört. „Nur weil sie dreimal am Tag eine Mahlzeit zu sich nehmen, glauben viele, sie sind Experten bei der Zubereitung von Speisen“, so Schüller zu noen.at. Zudem würden Gäste ausbleiben, weil es immer weniger inländisches Personal gebe. Die meisten Gäste wollen in ihrer Muttersprache bedient werden, so Schüller.
Mehr Anerkennung für die Arbeitskräfte
„Man muss die Mitarbeiter hegen und pflegen. Das sind oft Kleinigkeiten, ein Blumenstrauß zum Valentinstag zum Beispiel“, erklärt Harald Pollak, Obmann der NÖ Wirtshauskultur. Auch er weiß um die teilweise schwierige Arbeit mit unangenehmen Gästen: „Wir müssen uns schon oft sehr viel gefallen lassen. Viele sagen: Ich bin nicht der Trottel vom Dienst.“ Bei der derzeit gravierenden Personalsituation innerhalb der Branche, sei Anerkennung für die Arbeitskräfte extrem wichtig. Außerdem müsse auch die Qualität der Ausbildung erhöht werden, so Pollak. (noen.at/MJ)