Interview

„Was wir brauchen ist Solidarität auf ganzer Linie“

Marion Freddy Krämer, Head of Human Resources ACHAT Hotels
Marion Freddy Krämer, Head of Human Resources ACHAT Hotels, plädiert für eine offene und ehrliche Kommunikation über alle Hierarchieebenen hinweg. (Foto: ©ACHAT Hotels)
Marion Freddy Krämer, Head of Human Resources ACHAT Hotels, erklärt im Interview, auf was es in der Mitarbeiterbetreuung während der Krise ankommt, und warum Arbeitgeber auch Zweifel und Unsicherheiten zeigen dürfen.
Dienstag, 09.02.2021, 08:42 Uhr, Autor: Kristina Presser

Marion Freddy Krämer, Head of Human Resources ACHAT Hotels, arbeitet seit 20 Jahren im Personalwesen. Die aktuelle Corona-bedingte Situation stellt sie jedoch vor täglich neue Herausforderungen. Auf was es dabei besonders ankommt, vor allem in der Betreuung der rund 1.100 Mitarbeiter in den 35 ACHAT-Hotels, erklärt sie im Interview.

Frau Krämer, viele Mitarbeiter in der Hotellerie sind aufgrund der aktuellen Lage besorgt. Was können Arbeitgeber tun?
Unsere Hotels, als berufliche und menschliche Heimat vieler Menschen, dürfen sich nicht von all den Belastungen und Schwierigkeiten zerreiben lassen. Wir müssen täglich daran arbeiten, einer hoffentlich baldigen, positiven Zukunft entgegenzuschauen, die wieder Zuversicht verspricht. Das heißt Mut machen, Resignation vorbeugen und vor allem eines: neben all dem Ungewissen auch Fakten zu liefern. Das fängt bei der unverändert pünktlichen Auszahlung der Gehälter an. Und bei ACHAT haben wir zudem klar kommuniziert, dass es generell keine pandemiebedingten Kündigungen oder Vertragsaufhebungen geben wird – auch nicht für befristete Verträge.

Wie funktioniert gute Mitarbeiter-Kommunikation?
Auch wenn die Lage für die Hotelbranche als Ganzes tatsächlich kritisch ist: Bei der internen Kommunikation ist es wichtig, aufrichtig zu sein. Wir bei ACHAT nennen auch ungeschönte Tatsachen beim Namen. Nichts ist schlimmer, als ein unkontrolliertes Hintergrundrauschen, das irgendwann zum Nährboden für wilde Spekulationen wird – was dabei gerüchtetechnisch ins Kraut schießt, kann unheimlich viel kaputt machen. Zugleich darf man jedoch niemanden verunsichern – das ist dann oft eine Frage der Art und Weise, wie man harte Fakten kommuniziert. Das ist manchmal ein Balanceakt, der jedoch notwendig ist, um Vertrauen und Loyalität zu erhalten und neu zu schaffen.

Das heißt, es geht vor allem um Transparenz. Dürfen dann auch mal Zweifel und Unsicherheit von Arbeitgeberseite durchscheinen?
Ob das die Kommunikation mit Hoteldirektoren anbelangt oder ob es sich um das Gespräch mit dem Housekeeping handelt: Man muss offen kommunizieren, ehrlich und authentisch. Wir wollen alle unsere Mitarbeiter an dem teilhaben lassen, was gerade geschieht, was uns Sorgen bereitet und was wir planen. Wir wollen dabei nichts kaschieren. Dabei dürfen auch die eigene Frustration über die Unplanbarkeit, vielleicht auch die Anspannung und Zweifel, eventuell nicht 100-prozentig sicher zu sein, das Richtige zu tun, gezeigt werden. Nur wenn wir das preisgeben, was uns selbst bewegt, können wir gemeinsam etwas bewegen. Was wir brauchen ist Solidarität auf ganzer Linie – das setzt Verständnis und Vertrauen voraus. Ehrlichkeit ist hierfür das Fundament. Wir holen unsere Mitarbeiter dort ab, wo sie stehen und nehmen sie mit dorthin, wohin wir in Zukunft gemeinsam gehen wollen.

Wie kommunizieren Sie bei ACHAT?
Wir haben unsere Kommunikation diversifiziert und so flexibel wie möglich gemacht. In Team-Meetings und im individuellen Dialog werden aktuelle Entwicklungen, Strategien und Entscheidungen erklärt und besprochen. Wir legen großen Wert auf einen echten Austausch, bei dem alle Probleme auf den Tisch kommen, Lösungen und kreative Ideen gemeinsam erarbeitet werden. Die Kommunikation findet natürlich größtenteils per Telefon, Videokonferenz, Chat oder E-Mail statt – sofern es die aktuelle Situation hergibt aber auch face-to-face. Persönliche Präsenz zu zeigen, schafft ein besonderes Maß an Vertrauen und Wertschätzung.

Was kann man, abgesehen von offener Kommunikation, noch konkret tun, um die Stimmung der Mitarbeiter in dieser Pandemie-Phase möglichst hoch zu halten?
Auch hier heißt unser Grundsatz: Zusammenarbeiten in der Krise. Auch wenn wir räumlich nicht mehr so intensiv miteinander agieren können wie früher, erarbeiten wir per Telefon- oder Videokonferenz, Chat oder E-Mail immer noch gemeinsame Lösungen für aktuelle Probleme und Fragestellungen. Diese setzten wir dann nach Möglichkeit kurzfristig um. So zum Beispiel in einem unserer ACHAT Hotels: Hier hatten die Housekeeping-Damen große Probleme zur Arbeit zu kommen, da die Kitas geschlossen sind. Daher haben wir direkt im Hotel einen „ACHAT-Kindergarten“ eingerichtet, in dem die Mütter in Eigenregie die Betreuung übernehmen. Auch Entscheidungen auf wirtschaftlicher Ebene treffen wir in offener Absprache zwischen Hoteldirektoren und dem Head of Operations – beispielsweise, ob sich ein Haus bei den gegenwärtigen Marktbedingungen für flexiblere Öffnungszeiten entscheidet. Bisher haben wir bei ACHAT mit den beschriebenen Maßnahmen und Verfahrensweisen sehr gute Erfahrungen gemacht.
(ACHAT Hotels/max.Board/KP)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Kampagnenbild von Klüh mit Arbeitnehmern
Recruiting
Recruiting

Klüh startet Employer Branding-Kampagne

Auf der Suche nach Mitarbeitern hat der Multiservice-Anbieter eine innovative Recruiting-Offensive geschaltet. Das Unternehmen rückt die Vielfalt seiner Arbeitnehmer in den Mittelpunkt, um die eigene Attraktivität für Bewerber zu steigern. 
Ina Wilhelm
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Posthotel Achenkirch bietet Rundum-Glücklich-Paket für Hotelangestellte

Das Posthotel Achenkirch ist nicht einfach nur ein luxuriöses Fünf-Sterne-Hotel in Tirol. Inmitten einer wunderschönen landschaftlichen Umgebung ist es auch ein attraktiver Arbeitsplatz, der Mitarbeitern viel Raum für ihre persönliche Entfaltung bietet. Im Interview mit HOGAPAGE spricht HR-Leiterin Ina Wilhelm über die Vorzüge des Hotels und gibt Einblicke in das Arbeitsklima. 
Martina Sand und Louis März bilden die Führungsspitze im Hotel Riessersee in Garmisch.
HOGAPAGE Interview
HOGAPAGE Interview

Dynamische Doppelspitze: Das Riessersee Hotel als Arbeitgeber

Martina Sand und Louis März leiten gemeinsam das Riessersee Hotel in Garmisch-Partenkirchen. HOGAPAGE hatte die Gelegenheit das motivierte Zweiergespann auf dem HDV-Branchentag 2023 kennenzulernen und wollte wissen, was ihr Haus so besonders macht. 
Ein Bewerbungsgespräch. (Symbolbild)
Recruiting
Recruiting

Wie gewinnt man mit dem richtigen Marketing Mitarbeiter?

In Gastronomie und Hotellerie ist ein Wettbewerb um die besten Fachkräfte entbrannt: Was müssen Arbeitgeber tun, um als Sieger aus diesem Wettbewerb hervorzugehen?
Autobiographie von Wiesn-Gastronom.
Wiesn-Inspiration
Wiesn-Inspiration

Eigeninitiative in der Krise aus Sicht eines Gastronomen

Gastronom und Wiesnwirt Michael Käfer gewährt Einblicke in Wünsche und Anregungen in Bezug auf sein bisheriges Leben, aber auch die Zukunft. Am 6. September 2022 erscheint seine Autobiographie „Der geliehene Freund: Mein Leben als Gastgeber“.
Enrico Ungermann
Interview
Interview

Aufatmen in der Hamburger Hotelbranche?

Fachkräftemangel, steigende Energiekosten sowie die Gefahr neuer Corona-Maßnahmen stellen die Hotellerie und Gastronomie vor weitere Herausforderungen. Als Direktor des Hotels Hafen Hamburg sowie des Hotels Empire Riverside Hotel zeigt sich Enrico Ungermann dennoch vorsichtig optimistisch. Im Interview verrät er u. a., wie er potenziellen Problemen in Zukunft begegnen will.
Azubis in einem Hotel
Interview
Interview

So finden Hoteliers und Gastronomen Mitarbeiter

Ein Unternehmen ist nur so erfolgreich wie seine Mitarbeiter. Qualifiziertes Personal ist daher unerlässlich für eine gelungene Unternehmensführung. Wie Gastronomen und Hoteliers geeignete Fachkräfte finden und langfristig binden können, erläutert Muila Swele, CEO von Clearstone-Recruiting, im Interview mit HOGAPAGE.
Lounge Mintrop Hotels
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Gast- und Arbeitgeber mit Leib und Seele

Mit kreativem Charme und jeder Menge Herzblut betreibt die Mintrop-Familie im Ruhrgebiet drei Hotels der besonderen Art. Das selbsterklärte Ziel: Gemeinsam mit ihrem Team die Häuser ganz an die Spitze bringen. Mitarbeiter genießen daher im hier breit gefächerten Beschäftigungsangebot ganz individuell auf sie zugeschnittene Konzepte. 
Außenaufnahme der Alten Posthalterei in Zusmarshausen
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Arbeiten hinter historischen Mauern

Mit fairem Gehalt bei einer Vier-Tage-Woche, einer Open door policy und umfangreichen Förderungen bei der Aus- und Weiterbildung punktet das Vier-Sterne-Hotel Alte Posthalterei als attraktiver Arbeitgeber. Dabei lässt das Beschäftigungsfeld im Romantik Hotel mit seinem Event- und Tagungsbereich, großer Gastronomie und einem komplett neuen Hotel keine Wünsche offen.