Arbeitsklima Index Tourismus

„Viele Vorgesetzte sind nicht beziehungsfähig“

Koch weist junge Mitarbeiterin wütend zurecht
Die Gewerkschaft prangert oft zu starre autoritäre Hierarchien im Gastgewerbe an. (© JackF/stock.adobe.com)
Aktuelle Zahlen, die die Gewerkschaft in Österreich erhoben hat, stellen vielen Vorgesetzten in Gastronomie und Hotellerie ein schlechtes Führungszeugnis aus.
Freitag, 22.11.2019, 09:15 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Bereits zum 15. Mal hat das IFES Meinungsforschungsinstitut im Auftrag der Gewerkschaft vida die Zufriedenheit von Mitarbeitern im österreichischen Gastgewerbe erhoben, diesmal mit besonderem Fokus auf das Verhältnis mit den jeweiligen direkten Chefs.

Generell kam bei dieser Umfrage unter 322 Mitarbeitern des Gastgewerbes zum Vorschein, dass lange Arbeitszeiten, großer Stress und schlechte Planbarkeit der Arbeitszeiten für viele Mitarbeiter zu den größten Problemen führen, aber auch bei Themen wie Bezahlung oder Aufstiegschancen gäbe es laut vida Handlungsbedarf. Positiv würden dagegen die generellen Arbeitsmarktchancen in dieser Branche gesehen – allerdings von jüngeren Arbeitnehmern mehr als von älteren. „Verglichen mit anderen Branchen sind die Beschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie mit ihrem beruflichen Umfeld deutlich unzufriedener. Der ohnehin schon niedrige Zufriedenheitswert des vergangenen Jahres ist heuer noch einmal dramatisch gesunken“, so vida-Vorsitzender Berend Tusch.

Unzufriedenheit mit Vorgesetzten im letzten Jahr gestiegen

Immer mehr Mitarbeiter hätten dabei Probleme mit ihren Vorgesetzten bzw. deren Führungsstil. So würden 16 Prozent der Befragten angeben, wenig bis gar nicht zufrieden mit ihren Vorgesetzten zu sein. 2018 lag dieser Wert noch bei sechs Prozent. Umgekehrt geben zwar 60 Prozent an, mit ihren Vorgesetzten zufrieden bis sehr zufrieden zu sein, doch lag dieser Wert im Vorjahr auch noch bei 78 Prozent. Interessanter Aspekt dabei: Je kleiner der Betrieb, je flacher die Hierarchie, desto zufriedener sind die Mitarbeiter meist mit dem Arbeitsklima.

Gute Führung sollte den Weg dafür ebnen, dass die Arbeitnehmer länger in der Branche bleiben. „Die Branche muss es schaffen, die Menschen mit sozialer Kompetenz an sich zu binden“, so Tusch. „Beschäftigte, die mit ihrem Vorgesetzten zufrieden sind, sind auch im Beruf glücklicher. Leider sind viele Vorgesetzte nicht beziehungsfähig. Ich fordere die Unternehmen daher auf, in ihre Führungskräfte zu investieren. Fairer und guter Umgang mit Menschen ist lehr- und lernbar. Wenn wir es schaffen, die Verweildauer der Beschäftigten auszudehnen, lösen wir mit einem Schlag viele Probleme im Tourismus.“

„Ich schaffe an, du arbeitest“-Mentalität hat ausgedient

Dagegen müsse sich die „Ich schaffe an, du arbeitest“-Mentalität ändern. Die Arbeitnehmer wünschten sich mehr Handlungsspielraum bei Entscheidungen, außerdem ein partnerschaftliches Agieren auf Augenhöhe. Tusch: „Sie wollen sich einbringen. Ein gutes Arbeitsklima entsteht nicht, wenn Vorgesetzte die verbale Keule auspacken und eine Befehlsstruktur an den Tag legen.“ Ein gutes Arbeitsklima, passende Arbeitszeitregelungen und attraktive Sozialleistungen hätten zudem positive Effekte auf die Führungszufriedenheit. Auffällig sei laut der Gewerkschaft, dass das Einkommen keinen Effekt auf die Zufriedenheit mit dem Chef habe.

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