Kolumne: Wahl(k)rampf

Unfreundliche Behörden: Respekt und Kompetenz oft Mangelware

Ein Mann im Hemd schreit einen Koch mit einem Megafon an
Statt jeden Wirt per se wie einen Schwerverbrecher zu behandeln, sollten „Staatsdiener“ endlich auch für den Gastronomen eine gewisse Dienstleistungsmentalität an den Tag legen. (© Jonas Glaubitz/inesbazdar/Fotolia/Montage:TH)
Zoll, Hygiene, Steuerfahndung – kaum ein Wirt hat noch keine schlechten Erfahrungen mit eifrigen Staatsdienern machen müssen, die oft ganz überraschend anrücken und den Betrieb auf den Kopf stellen. Nicht selten fühlt sich der Unternehmer in solchen Momenten wie ein Schwerverbrecher. Was er angestellt hat? Vermutlich hat er sich lediglich für die falsche Branche entschieden.
Montag, 17.09.2018, 15:45 Uhr, Autor: Thomas Hack

Es ist eine traurige Tatsache, dass Gastronomen wesentlich häufiger als andere Branchen mit Betriebsprüfungen aller Art rechnen müssen. Als Grund wird z.B. gerne angeführt, dass das Gastgewerbe eine bargeldintensive Branche sei. Die behördlichen Schikanen, denen die Unternehmer allzu oft ausgesetzt sind, rechtfertigt dies nicht. Im Gegenteil.

Wer weiß, wie personalintensiv das Betreiben einer Gastwirtschaft ist, und wie wenig die Gäste heutzutage bereit sind, für ihre Speisen zu bezahlen, der kann sich leicht selbst ausrechnen, wie klein die Margen in der Gastronomie ausfallen. So mancher Mittelständler kommt, wenn er seinen Gewinn auf seine geleisteten Arbeitsstunden umrechnet, nicht einmal auf den Mindestlohn. Zugleich hat er mit hohen Kosten und Steuerbelastungen zu kämpfen, die so manchen Gastronomen früher oder später zum Aufgeben zwingen. Ohne eine gewaltige Portion Idealismus wird niemand mehr Wirt!

Staatsdiener brauchen mehr Dienstleistungsmentalität
Dass die Gastronomiebranche dennoch noch immer unter Generalverdacht steht, ist nicht nur ein Beleg für den fehlenden Realitätssinn bei Politikern und Behörden. Es zeigt auch, wie wenig Wertschätzung die Behörden unserer hart arbeitenden Branche entgegenbringen. Respekt ist Mangelware, wenn es darum geht, Steuern aus dem kleinen Unternehmer herauszupressen.

Leider wird sich das kaum ändern, solange die Politik der Behördenwillkür in Deutschland keinen Riegel vorschiebt. Beamte sollten sich für Fehlverhalten und mangelnde Kompetenz ebenso rechtfertigen müssen, wie jeder andere Bürger. In der Theorie müssten sie das auch. In der Praxis gilt jedoch allzu oft das Motto: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“. Warum auch? Wehren wird sich der Gastronom in der Regel ohnehin nicht – viel zu groß ist die Angst vor weiteren Repressalien. Klingt ein bisschen wie im Mittelalter? Ja, das finden wir auch…

Es wird deshalb höchste Zeit, dass bei den Behörden neue Zeiten anbrechen: Statt jeden Wirt per se wie einen Schwerverbrecher zu behandeln, fordern wir von den sogenannten Staatsdienern, dass sie endlich auch für den Gastronomen eine gewisse Dienstleistungsmentalität an den Tag legen. Das bedeutet: kompetente Beratung und Hilfestellung statt Vorverurteilung! Schließlich muss auch in der Gastronomie konsequent das Prinzip der Unschuldsvermutung gelten. In einem Rechtsstaat sollte das nicht zu viel verlangt sein. Nur wer diese Voraussetzungen endlich schaffen kann und will, ist für unsere Branche am 14. Oktober die richtige Wahl! (DM)

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