Ausbildung

Tiefstwerte bei Gastro-Lehrlingszahlen in Österreich

junge Frau kocht in einem Restaurant
Die Ausbildung in der Gastronomie muss auch in Österreich überarbeitet werden, damit sich junge Menschen wieder für die Branche begeistern können. (Foto: © stock.adobe.com/Coffee Cafe Lover)
Nicht nur hierzulande bleiben zahlreiche Lehrstellen unbesetzt, auch in unserem Nachbarland ist es schwierig für Betriebe Azubis zu finden. Jetzt fordert die Gewerkschaft Vida eine bessere Ausbildungsqualität, damit der Branche wieder mehr Attraktivität gewinnt. 
Donnerstag, 29.08.2024, 09:48 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Ein aktueller Bericht des Arbeits- und Wirtschaftsministeriums bescheinigt der Lehrlingsausbildung in Österreich ein Langzeittief. Besonders auffällig ist die Entwicklung in der Tourismusbranche, wo sich die Zahl der Lehrlinge in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert hat. Mit nur mehr 7.189 Auszubildenden im Gastgewerbe ist dies ein verheerender Lehrlingseinbruch. Um diesem Trend entgegenzuwirken, fordert die Gewerkschaft Vida eine deutliche Verbesserung der Ausbildungsqualität sowie Maßnahmen, um die Branche an sich attraktiver zu machen. 

Branche hat Nach­hol­be­darf

Für den Vorsitzenden des Vida-Fachbereichs Tourismus, Berend Tusch, ist klar, dass die Branche bei der Qualität der Ausbildung einiges aufzuholen hat: „Es braucht ausreichend Ausbilder, die einerseits die Zeit zum Ausbilden haben und andererseits immer wieder in fachlicher und sozialer Kompetenz geschult werden müssen“. Das sei wichtig, um die Lehrzeit auch entsprechend lehrreich zu gestalten.

„Weiters brauchen wir eine verpflichtende Ausbildungsdokumentation und eine Regelung, die gewährleistet, dass Betriebe bei erstmaliger Lehrlingsaufnahme mehr als bloß einmal überprüft werden. Damit können wir sicherstellen, dass Lehrlinge nicht nur als Arbeitskräfte fungieren, sondern tatsächlich eine fundierte berufliche Grundlage erhalten“, ist Tusch überzeugt. 

Anreize schaffen

Ein Grund für die niedrigen Lehrlingszahlen liegt auch in der Gastronomie- und Tourismusbranche an sich, die von hoher Fluktuation gezeichnet ist. Unternehmen sollten laut der Gewerkschaft Vida mit Anreizen wie etwa Öffi-Tickets, Kinderbetreuungsangeboten und günstigen Dienstwohnungen für mehr Nachwuchs sorgen.

„Wir müssen den Beruf selbst attraktiver machen. Das bedeutet, Perspektiven nach der Lehre zu bieten, Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern,“ ergänzt Berend Tusch. Auch ein breiteres Spektrum des Berufsbildes und der Ausbildung könnte laut dem Gewerkschafter einen wichtigen Beitrag leisten.

„Die Vielfalt der Gastronomie muss sich in den Ausbildungsberufen widerspiegeln. Zum Beispiel sollten auch gehobene indische, asiatische oder Fischrestaurants die Möglichkeit haben, neue Fachkräfte auszubilden,“ so der Vida-Gewerkschafter weiter.

Fortschritte werden gemacht

Trotz der Herausforderungen zeigt sich die Gewerkschaft Vida erfreut über die Fortschritte, die im Tourismus-Kollektivvertrag im Mai 2024 zusammen mit der Wirtschaftskammer erzielt wurden. Dazu zählen unter anderem die Anhebung des Lehrlingseinkommens auf über 1.000 Euro sowie die Einführung zusätzlicher freier Sonntage und Feiertagsregelungen.

Zudem kommt im November eine weitere rahmenrechtliche Verbesserung, die unter anderem einen neuen Nachtarbeitszuschlag umfasst. „Diese Maßnahmen sind ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist aber entscheidend, dass die Branche weiterhin konsequent daran arbeitet, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Attraktivität für Lehrlinge zu steigern“, betont Tusch.

(Vida/CHHI)

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