Arbeitsklimaindex

„Schwieriger Mitarbeiter zu akquirieren als Gäste“

Lachende Gastro-Mitarbeiter verschiedener Nationalitäten
Um dem Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe Herr zu werden sind viele Betriebe auf Mitarbeiter anderer Nationalitäten angewiesen. Wie viel Spaß das Team bei der Arbeit aber tatsächlich hat, ist in hohem Maß von der Unternehmenskultur selbst abhängig. (© fotolia.com/Andrey Popov)
Das Image der Tourismusberufe in Österreich hat noch Verbesserungspotential. Es herrscht vor allem eine hohe Diskrepanz zwischen Erwartungen und Erfüllungen.
Montag, 25.02.2019, 11:28 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Trotz hervorragender Rahmenbedingungen und besten Zukunftsaussichten steht es um die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten in der Tourismus- und Freizeitindustrie in Österreich nicht zum Besten. Laut aktuellem Arbeitsklimaindex des Meinungsforschungsinstituts IFES schneidet die Branche schlechter ab als etwa Handel, Gewerbe und Industrie. Insbesondere in den Bereichen Status, Sozialleistungen, Zeiteinteilung, Einkommen und Karrierechancen gibt es Luft nach oben. Vor allem Unter-29-Jährige würden ihre Zukunft daher in anderen Branchen suchen, erklärte IFES-Forscher Georg Michenthaler kürzlich bei einer Diskussion des Travel Industry Club Austria im Wiener Modul.

„Heute ist es schwieriger Mitarbeiter zu akquirieren als Gäste“, sagte TIC-Präsident Harald Hafner zur Begrüßung. Die anschließende Präsentation der jüngsten Zahlen untermauerte die Problematik. Obwohl ein extrem interessantes Berufsbild stellt sich der Tourismus am Ende oft eher als „Abenteuer“ dar, vergleicht man die Erwartungen mit den tatsächlichen Gegebenheiten – wie v.a. stehende Tätigkeiten, anstrengender Kundenkontakt, fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie viel Stress und Überstunden bei geringer Kompensation und Anerkennung. Das sei auch der Grund, warum die Branche händeringend nach Fachkräften suche, die es im Inland gar nicht mehr gibt.

Ausländische Arbeitskräfte als Lösung
Sabine Riedel, zuständig für das Personalwesen bei EUREST, mit 100 Betriebsrestaurants und 3300 Beschäftigten österreichweit einer der größten Gastronomie- und Reinigungsdienstleister, arbeitet mit 54 Nationalitäten und gibt ganz offen zu, dass die meisten Jobs mit Arbeitskräften österreichischer Herkunft gar nicht mehr zu besetzen seien, insbesondere in Salzburg und Tirol sei die Situation „sehr ernst“. Und das obwohl das Unternehmen in der glücklichen Lage ist, sehr arbeitnehmerfreundliche Bedingungen zu bieten, wie geregelte Arbeitszeiten, freie Abende wie Wochenenden und Feiertage.

Michenthaler vom IFES räumte dabei mit dem Missverständnis auf, dass Kundenzufriedenheit (Trinkgeld, Lob durch den Gast) gleich Mitarbeiterzufriedenheit bedeutet. In vielen Fällen komme es sogar vor, dass Beschäftigte trotz Kundenlob total unzufrieden mit ihrem Job sind. Fehlende Wertschätzung oder Anerkennung des Dienstgebers können dafür auch verantwortlich sein. „Mit mehr Schmerzensgeld kann man die Schmerzen eben nicht beseitigen“, sagte der Meinungsforscher. Ganz allgemein müssten Gastrobetriebe jedenfalls ein Minimum an zeitgemäßen Arbeitsbedingungen bereitstellen, sonst hätten sie keine wirtschaftliche Existenzberechtigung mehr.

Marke des Arbeitgebers inspiriert
Jutta Altschuh von der Gastrostellenbörse Yourcareergroup Österreich hielt fest, dass der Tourismus europaweit eine Boombranche sei und dass es viel mehr offene Stellen gibt als in dem jeweiligen Land überhaupt besetzt werden könnten. Diese Personallücke bestehe auf allen Ebenen und betreffe alle Unternehmen. Kleinere Betriebe seien im Kampf um Bewerber daher nicht benachteiligt. Die Inspiration zu einem Jobeinstieg werde definitiv durch die Marke des Arbeitgebers kommuniziert, im Internet etwa durch Bewertungen, Mitarbeiteransprache und Employer Branding Maßnahmen.

Zur Frage, was Mitarbeiter eigentlich zufrieden macht, äußerte sich Altschuh differenziert. Einerseits gehe es darum, welche Werte und Ideen Mitarbeiter in den Betrieb einbringen dürfen und können, andererseits für welche Werte und Zukunftsvision der Betrieb selbst steht. Oft gehe es gar nicht darum, in welcher Region ein Betrieb steht, sondern was er dem potenziellen Einsteiger bringt. Die Bewerber seien heute viel mobiler und flexibler. Es gehe um den „persönlichen Nutzen“ für die berufliche Weiterentwicklung, sagte Altschuh. Für die Betriebe gehe es im Wettbewerb um Mitarbeiter hingegen darum, die Dinge besser sichtbar zu machen, die im Hintergrund vielleicht ohnehin schon gemacht werden. (pte/CK)

Mitarbeiter suchen kann man erfolgreich auf der HOGAPAGE Jobbörse: /jobs/arbeitgeber/anzeigen-und-preise

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Christian Marent in seinem Restaurant
Aktion
Aktion

Christian und Alexander Marent brechen alte Grenzen auf

Mit Mut voran! Die beiden Brüder und Geschäftspartner wagen einen ungewohnten Vorstoß. Schon Mitte August öffnen sie das Gourmetrestaurant „Bruderherz Fine Dine“ in Fiss. Und das in Zukunft als Ganzjahresbetrieb. Damit wollen sie unter anderem den Tourismus in der Nebensaison unterstützen. 
Erlebnis-Dinner mit Daniel Mild
Erlebnis-Dinner
Erlebnis-Dinner

Daniel Mild kocht wieder im Goldenen Hirsch

Österreichische Haute Cuisine trifft auf familiäre Atmosphäre: 2023 gehen die beliebten „Mild kocht“-Events im mit zwei Hauben ausgezeichneten Restaurant Goldener Hirsch in die dritte Runde.
Junge Dame mit Maske kontrolliert Gäste beim Einlass in das Restaurant
Reaktion auf Omikron
Reaktion auf Omikron

Österreich verschärft Corona-Regeln

Von einem erneuten Lockdown hat Österreich vorerst abgesehen. Nun soll zunächst versucht werden mit einer FFP2-Maskenpflicht und schärferen Kontrollen in der Gastronomie das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen.
Schild: Willkommen zurück
Infektionsschutz
Infektionsschutz

Österreich beendet Lockdown

Die vierte Corona-Welle hat in Österreich dank Lockdown an Wucht verloren. Am Wochenende soll dieser daher beendet werden. Die Lockerungen kommen jedoch erstmal nur für Geimpfte und Genesene. 
Aufsteller: Closed
Österreich
Österreich

„Das gebetsmühlenartige Vertrösten fährt Branchen an die Wand“

In Österreich steht die geplante Wiedereröffnung von Hotellerie und Gastronomie auf den Spiel. Nun warnen die Fachverbände vor den Folgen für die Branche, sollte das Weihnachtsgeschäft wieder ausfallen. Österreich erlitte dadurch einen enormen Imageschaden.
Gastronom schließt das Lokal
Österreich
Österreich

Kommt nach dem Lockdown der Lockdown light?

Der Lockdown in Österreich wurde um weitere zehn Tage verlängert. Anschließend könnte es einen Lockdown light und damit weiter anhaltende Einschränkungen für Hotellerie und Gastronomie geben.
Impfnachweis, der auf dem Smartphone geöffnet ist
Österreich
Österreich

Ungeimpfte bald ausgeschlossen?

Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich nehmen die Neuinfektionen mit dem Corona-Virus rasant zu. Nun bringen österreichische Politiker sogar einen Lockdown für Ungeimpfte ins Spiel.
Schild auf dem der Zutritt zum Restaurant nur Geimpften und Genesenen gestattet wird
Österreich
Österreich

2G mit Ausnahmen für Beherbergungsbetriebe

Ab sofort gilt in ganz Österreich die 2G-Regel. Es gibt jedoch Ausnahmen für Beherbergungsbetriebe und Arbeitnehmer.
Managerin weist das personal in die zu erledigenden Aufgaben ein
Fachkräftemangel
Fachkräftemangel

Neue Wege im Personalwesen

Corona hat den Fachkräftemangel in Hotellerie und Gastronomie verstärkt. Umso wichtiger ist es nun, mit neuen Ansätzen Mitarbeiter für die Branche zu begeistern. Mrp Hotels hat dafür einige Tipps parat.