Nur wer den Nachwuchs kennt, kann ihn auch überzeugen
Wir verspüren auch in unserer Branche einen klaren Effekt der Akademisierung: das Interesse an dualen Studiengängen wächst. Daher bieten wir in Zusammenarbeit mit bekannten Hochschulen in Deutschland attraktive BA-Programme mit unterschiedlichen Schwerpunkten an.
Wie werden sich die Suche und die Förderung des Nachwuchses in Zukunft weiter verändern, bzw. verändern müssen?
Als Ausbildungsunternehmen und Arbeitgeber ist es unsere Aufgabe, genau zu verstehen, was der Nachwuchs von uns erwartet. Denn die junge Generation ist einiges vom aktuellen Schulsystem gewohnt, so zum Beispiel E-Learning-Optionen oder die bundesweite Vernetzung über gemeinsame Sharepoints. Zusätzlich ist der jungen Generation ein authentisches, ehrliches Interesse des gesamten Managements wichtig. Der Spieß hat sich also umgedreht: Unternehmen können den Nachwuchs nicht länger als selbstverständlich ansehen, sondern müssen seine Erwartungen treffen und ihm zuhören.
Wie versuchen Sie Vapiano attraktiv für junge Bewerber zu machen und haben diese Maßnahmen Erfolg?
Wir haben 47 Prozent mehr duale Studenten eingestellt als im Vorjahr und verzeichnen über die Ausbildungsspektren hinweg sehr großen Zulauf. Dabei setzen wir auf echtes Interesse am Nachwuchs, eine erstklassige Ausbildungsbetreuung und eine große internationale Familienkultur.
Für uns ist wichtig, jedem Einzelnen zuzuhören, Respekt auf Augenhöhe entgegenzubringen und nah am Nachwuchs zu sein. Das gelingt uns etwa mit unserem Senior Manager Young Talents, der selbst vor sieben Jahren als Vapianisti in unseren eigenen Reihen gestartet ist, und unseren Nachwuchs nun mit einer 360-Grad-Betreuung unterstützt. Oder über Vorbereitungskurse für Prüfungen und das Mentorship der Bachelorarbeiten, das unsere Fachabteilungsleiter und Direktoren anbieten.
in erfolgreiches Beispiel für den Einbezug unseres Nachwuchs’ über alle Länder und Abteilungen hinaus sind auch unsere Talent Days, bei denen Mitglieder der Geschäftsleitung und des Vorstands in einer lockeren Atmosphäre den direkten Dialog mit unseren Auszubildenden und Studierenden suchen.
Was können in Ihren Augen auch kleinere Betriebe tun, um Gehör beim Nachwuchs zu finden?
Sich darauf besinnen, was sie tatsächlich Positives zu bieten haben und keinen Trends hinterherlaufen. Nicht umsonst heißt unsere Branche „die Branche der Chancen“. Gerade in kleinen Betrieben kann man im Bereich Betreuung glänzen und auch in Kooperationen mit Verbänden und Partnern außerhalb des eigenen Betriebs fundierte Weiterbildung und Förderung bieten. Ich halte viel von Verbandsarbeit und Kooperationen, die leider viel zu selten ernsthaft in ihrer Vielfalt genutzt werden.
Wie wichtig schätzen Sie die derzeit heiß diskutierten Themen „flexible Arbeitszeitgestaltung“ und „Gleiche Steuern für Essen“ hinsichtlich der Branchenzukunft ein?
Bedarfsgerechte Arbeitszeitmodelle sind ein Kernthema der zukünftigen Personalarbeit, jedoch in unserer Branche stark durch die geltende Dokumentationspflicht und Arbeitszeitgesetzgebung eingeschränkt. Hier sind Reformen für die Gastronomie dringend notwendig und ein wichtiges Thema in der Bundestagswahl 2017: Änderung der maximalen Tagesarbeitszeiten auf das EU-Modell der maximalen Wochenarbeitszeiten und mehr Flexibilität hinsichtlich der Ruhezeit sind wichtig, denn die derzeitigen gesetzlichen Richtlinien passen nicht mehr in unsere Zeit.
Das Thema der gleichen Besteuerung für Essen halte ich dagegen nicht für ein starkes Mittel zum Schutz der klassischen Gastronomie. In anderen EU-Nachbarsländern hat es in der Besteuerung der Waren nie Unterschiede gegeben und auch dort muss sich die klassische Gastronomie den gleichen Herausforderungen stellen. Hier müssen zusätzlich andere Wege eingeschlagen werden.
Welchen Rat möchten Sie jungen Menschen, die über eine Ausbildung in der Gastronomie nachdenken, persönlich mit auf den Weg geben?
Es gibt keine vergleichbare Branche mit solchen Möglichkeiten: Wir verzeichnen stetiges Wachstum, die Karrierewege sind divers und wir schenken den Gästen täglich Freude. In der Gastronomie steht jedem die Welt offen – es gibt keine Grenzen. (MJ)