Personalmangel

Not bei Großveranstaltungen

Personal Service
Branchenexperten befürchten Mangel an Personal für bevorstehende Großevents. (Foto: © Sergei Domashenko via Getty Images)
Der Dehoga Branchenverband in Hessen blickt bevorstehenden Großevents mit Sorge entgegen: Es fehlt dem hiesigen Gastgewerbe an Personal und auch Lehrplätze bleiben unbesetzt.  
Dienstag, 20.07.2021, 09:14 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Zuerst musste das Gastgewerbe die Corona bedingten monatelangen Schließungen verkraften. Nach der Wiedereröffnung hat es nun mit Personalmangel zu kämpfen. „Der Fachkräftemangel ist in der Branche zwar kein neues Thema, aber Corona hat wie ein Motor gewirkt“, sagt Julius Wagner vom Branchenverband Dehoga in Hessen. In Hessen hätten seit 2020 rund zwölf Prozent der Beschäftigten die Branche gewechselt. Abstriche beim Gehalt während der Dauer der Kurzarbeit und Unsicherheit um ihren Arbeitsplatz hätten sie in vermeintlich sicherere Branchen abwandern lassen. „Andere Sektoren wie etwa der Online-Versandhandel haben zugleich aggressiv um sie geworben“, so Wagner.

Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt

Auch die Probleme, Auszubildende zu finden, hätten sich verschärft. „Bei der Entscheidung für einen Job im Gastgewerbe ist die Sorge vor Einschränkungen durch die Pandemie sehr präsent“, berichtet der Hauptgeschäftsführer des Verbandes mit rund 4.000 Mitgliedsbetrieben. Entsprechend gebe es ein Überangebot an Ausbildungsplätzen. Auch Aushilfen fehlten. Sie zu finden, sei schon vor der Krise schwierig gewesen. Während der Pandemie seien dann viele abgesprungen, weil es für Minijobber keine finanzielle Unterstützung wie Kurzarbeitergeld gibt. „Jetzt ist es schwierig, sie zurückzuholen“, berichtet Wagner.

Zwar erscheine der Personalmangel in der Branche nach außen noch nicht ganz so eklatant, weil seit der Wiedereröffnung noch mit angezogener Handbremse gearbeitet werde. „Aber die Sozialen Medien sind gepflastert mit Suchanfragen“, betont Wagner. Viele Betriebe machten inzwischen einen dritten Ruhetag, um den Personalmangel aufzufangen. „Auch mit Blick auf Großereignisse macht uns das natürlich Sorge.“

Großveranstaltungen werden eine Herausforderung

Ein solches Großereignis ist die Kunstausstellung documenta 15, die im kommenden Jahr in Kassel stattfinden soll. Wenn dann zahlreiche Besucher in der nordhessischen Stadt versorgt und beherbergt werden wollen, könne sich die Lage vieler der 1.000 Mitgliedsbetriebe der Dehoga-Geschäftsstelle Nord- und Osthessen noch zuspitzen, fürchtet dessen Geschäftsführer Oliver Kasties. Bereits jetzt seien die Personalsorgen groß, auch wenn sich das in den Statistiken noch nicht so deutlich zeige. Das bestätigt auch Ekkehard Passolt  vom Jobcenter der Stadt Kassel. „In den Stellenanzeigen und den gemeldeten offenen Stellen schlägt sich der Personalmangel in Kassel und Umgebung zwar bislang noch nicht eindeutig nieder, aber gefühlt vermehren sich die Anfragen deutlich“, sagt der Pressesprecher.

Um die Situation zu entschärfen, müssten besonders Arbeitszeit und Gehalt besser werden, sagt Julius Wagner vom  Verband Dehoga. Von der Politik fordert er die Verlängerung der befristeten Mehrwertsteuerabsenkung auf Speisen in der Gastronomie über den 31. Dezember 2022 hinaus, um mehr Spielraum für Investitionen zu schaffen. „Das ist ein Riesenthema für die Branche.“ Gleiches gelte für die Anhebung der Verdienstgrenze von 450 Euro von Minijobbern. „Wir nähern uns einem Mindestlohn von zwölf Euro. Es wäre viel gewonnen, wenn die Grenze an diese Entwicklung angepasst und auf 600 Euro erhöht werden würde.“

(dpa/KG)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Gastronomie Geschehen
Corona-Pandemie
Corona-Pandemie

Dehoga klagt über Mitarbeitermangel

Wie aus einer Umfrage des Dehoga unter knapp 1.500 Mitgliedsbetrieben in Baden-Württemberg hervorgeht, haben vier von zehn Restaurants, Cafés und Bars während des Lockdowns Mitarbeiter an andere Branchen verloren.
Älterer Mann backt Brot
Studie
Studie

Ältere Mitarbeiter länger im Berufsleben halten

Im Jahr 2030 wird es in Deutschland voraussichtlich mehr Erwerbspersonen im Alter von 65 bis 74 Jahren als im Alter unter 20 Jahren geben. Damit sollten sich Betriebe schon heute auseinandersetzen. Wie also können ältere Arbeitnehmer länger gehalten werden?
Älterer Mann mit Kellner-Schürze in einem Restaurant
XING Diversity-Studie 2024
XING Diversity-Studie 2024

Menschen wollen arbeiten – auch im Alter

Eine aktuelle Umfrage des Jobs-Netzwerks zeigt, dass mehr als die Hälfte der Beschäftigten über 50 deutlich über das Rentenalter hinaus arbeiten kann und vor allem auch will. Dieses Potenzial ungenutzt zu lassen, schadet nicht nur der Gesellschaft, sondern vor allem auch der Wirtschaft. 
Julian Mannott im Portrait
Recruiting
Recruiting

Dank Mitarbeiter-Empfehlung zu neuem Personal

Neue Mitarbeiter zu finden, kann sich recht schwierig gestalten. Der Experte Julian Mannott empfiehlt, das eigene Team zum Sprachrohr für das Unternehmen zu nutzen. Gerade durch das persönliche Gespräch kann das Interesse für einen Betrieb geweckt werden.
Gruppenfoto der Azubis und des Hoteldirektors
Mitarbeiter
Mitarbeiter

Ahorn Harz Hotel ist ein „Top-Ausbildungsbetrieb"

Dass sich die jungen Nachwuchskräfte im Haus wohlfühlen, bestätigt die jetzt verliehene Auszeichnung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. Der Standort ist schon der zweite des Unternehmens, mit dieser Ehrung.
Bernhard Patter und Steffen Schock von diavendo
Zukunft
Zukunft

Gen Z ist eine Bereicherung für die Hotel-Branche!

Einen neuen und durchaus erfrischenden Blick wirft Personalexperte Bernhard Patter auf die oft kritisch betrachtete Generation Z. Er zeigt auf, welche Fähigkeiten diese Menschen für die Hotellerie geradezu prädestinieren. Und wie Betreiber diese Young Talents ins Boot holen können. 
Bild mit verschiedenen illuminierten Kästen mit Richtungsweisern des Hotels McDreams
Personalentlastung
Personalentlastung

McDreams führt 100 Prozent KI-gesteuertes Telefonsystem ein

„Lisa“ ist der wohlklingende Name des KI-Systems, das bei der deutschen Hotelgruppe für eine deutliche Entlastung der Mitarbeiter sorgt. Die Technologie soll dem Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich mehrere hunderttausend Euro einsparen. 
Die Gewinner der Landesjugendmeisterschaft (Foto: © Dehoga RLP)
Dehoga
Dehoga

Die Sieger der Landesjugendmeisterschaften in Rheinland-Pfalz

Am Montag durften sich in Mainz wieder die besten Azubis des Bundeslandes miteinander messen. In dem Wettstreit wurde um den Titel der Landesmeister in den gastgewerblichen Ausbildungsberufen gewetteifert.
Das Bildungszentrum Arbeit-von-morgen, ist ein TÜV-zertifizierter und gesetzlich anerkannter Bildungsträger. (Foto: © Bildungszentrum Arbeit-von-morgen)
Arbeitswelt
Arbeitswelt

Die Möglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes

Neue Technologien und automatisierte Prozesse – der Wandel der Arbeitswelt betrifft branchenübergreifend sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber und stellt sie vor neue Herausforderungen. Das Qualifizierungschancengesetz könnte die Antwort sein.