Mitarbeiter dringend gesucht
Langsam wird es kritisch für Österreichs Gastronomie und Hotellerie, der Personalmangel nimmt bedrohliche Formen an. Derzeit sind 9000 Stellen in der Branche nicht besetzt, wie aus aktuellen Zahlen der Wirtschaftskammer Österreich hervorgeht. Die meisten davon vor allem in den Skiregionen im Westen. Wegen der Personalknappheit müssen Betriebe schon zusätzliche Ruhetage einführen. Und was vor einigen Jahren noch als guter Witz durchgegangen wäre, ist heute Realität: denn selbst auf den ersten Skihütten soll es in der kommenden Wintersaison bereits Ruhetage geben. Und wenn nicht bald etwas passiert, werden vielleicht schon bald die ersten Hotels Ruhetage einführen. Ok, man wird die Gäste an diesem Tag vielleicht nicht gleich ausquartieren, aber lediglich eine Notbesetzung an der Rezeption, kein Küchen- und Barbetrieb und keine Zimmerreinigung werden an solchen Tagen vielleicht tatsächlich bald Realität.
Was soll man noch bieten?
Das Paradoxe: Die Branche wächst enorm. Im Juli 2018 sind 238.000 Menschen in Hotels und Gaststätten tätig gewesen. Seit 2009 hat die Branche 40.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Alleine viele Arbeitslose gehen anscheinend nach wie vor lieber stempeln. Welche Verrenkungen selbst Top-Hotels in den Ferienregionen heute aufführen müssen und trotzdem zu wenig Personal haben, zeigt ein Blick auf die HOGAPAGE Jobbörse. Nur ein Beispiel von vielen: Ein Tiroler 5-Sterne-Haus hat aktuell gleich 26 Jobs ausgeschrieben – trotz Bezahlung über dem KV, 5-Tage-Woche, kostenloser Verpflegung an 7 Tagen der Woche (Frühstück, Mittag und Abend) – und trotz Unterbringung in einer top-modernen Mitarbeiter-Lodge in Zimmern oder Wohnungen samt Balkon oder Terrasse, mit Dachterrassenpool, Sauna, Infrarotkabine, Fitnessstudio, Tischtennis- und Billardtisch, kostenlosem WLAN, plus noch einigen anderen Benefits. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das ist nicht die Ausstattung des Hotels sondern die der Mitarbeiter-Unterkunft. Da gibt es 4-Sterne-Hotels mit weniger Komfort. Irgendwann stellt man sich die Frage, was man denn noch bieten soll, um potentielle Mitarbeiter anzulocken.
Nicht Work-Life-Balance kompatibel?
Vielleicht liegt die türkis-blaue Regierung doch nicht so falsch, wenn sie jetzt versucht, mit der Neuregelung von Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und Mindestsicherung den Druck auf die Arbeitslosen ein wenig zu erhöhen – speziell auf junge Arbeitslose, die noch wenig oder gar nichts in das System eingezahlt haben. Wenn ein 25-jähriger Koch lieber zu Hause im Waldviertel sitzt, bevor er auf Saison nach Salzburg oder Tirol geht, stimmt etwas nicht. Und für einen Job als Kellner braucht es in der Regel nicht mal eine abgeschlossene Berufsausbildung. Da genügen Fleiß, Freundlichkeit und Stressresistenz, für die nötigen Basics sorgen die meisten Betriebe dann ohnehin selbst. Aber vielleicht ist die Gefahr einfach zu groß, dass die von vielen Jungen angestrebte Work-Life-Balance bei so einem Job aus dem Gleichgewicht geraten könnte…