Gewinnbringer oder Erfolgskiller?
Vier Tage arbeiten, drei Tage frei – was für manchen Arbeitnehmer wie ein Traum klingt, wird im 25 hours Hotel ab November im Rahmen eines Pilotprojekts Wirklichkeit. Nach zwei Jahren der Krise, Lockdowns und Kurzarbeit reagiert die Hotelgruppe hiermit auf die schwierige Personallage. In beiden Hamburger Hotels haben die Mitarbeiter dann die Möglichkeit ihre Wochenarbeitszeit auf vier Tage zu verteilen. Wenn das Projekt erfolgreich ist, soll ab Januar 2022 die Option der Vier-Tage-Arbeitswoche allen zur Verfügung stehen. Das Ziel? Durch eine zeitgemäßere Work-Life-Balance soll die Attraktivität der Arbeitsplätze gesteigert werden.
Ein Blick nach Island
In Island wurde die Vier-Tage-Woche bereits in zwei großangelegten Experimenten von 2015 bis 2019 getestet. 2.500 Arbeitskräfte haben die Wochenarbeitszeit von 40 auf 35 oder 36 Stunden verkürzt – bei gleichbleibender Bezahlung. Neben dem verbesserten Wohlbefinden der Mitarbeiter sind durch optimierte Arbeitsabläufe und effizienter genutzte Arbeitszeiten neue Strategien entstanden. Produktivität und Leistung seien überwiegend gleichgeblieben oder hätten sich verbessert. Auch das Privatleben sei positiv beeinflusst worden, da natürlich mehr Zeit für private Verpflichtungen oder die Familie blieb.
Vorteile vs. Nachteile
Die Vorteile einer Vier-Tage-Woche liegen also klar auf der Hand: mehr Freizeit, längere Erholungsphasen, höhere Gesundheit, gesteigerte Motivation, erhöhte Produktivität und die Attraktivität des Unternehmens steigt. Jedoch gibt es natürlich auch Nachteile. So kann dieses Modell schnell zu Überforderung führen und damit sämtliche Arbeitsabläufe gestört werden. UND: es ist nicht für jede Branche umsetzbar. Jeder Betrieb muss individuell abwägen, ob eine Testphase sinnvoll wäre. Denn sobald Arbeits- oder Produktionsprozesse ins Straucheln geraten, kann es für den Arbeitgeber teuer werden. Was bleibt ihm dann anderes übrig, als noch mehr Mitarbeiter einzustellen?
Fakt ist: die Lebensmodelle unserer Gesellschaft haben sich grundlegend verändert. Viele Frauen sind erwerbstätig, Männer bleiben häufiger für die Kinderbetreuung zu Hause und auch die Anforderungen ändern sich in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung ständig. Diese Veränderungen machen es nötig, Arbeitszeiten flexibler anzupassen und Arbeitsabläufe anders zu strukturieren. Eine Vier-Tage-Woche ist dabei nur eine Möglichkeit von vielen. Aber: Wer die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens garantieren will, kommt an flexiblen Arbeitszeitmodellen nicht mehr vorbei.