Trendthema

Betriebe sehen Vier-Tage Woche kritisch

Grafik zur 4-Tage Woche
Vier-Tage-Woche für die meisten Betriebe derzeit keine Option (Foto: © Randstad)
Die verkürzte Arbeitswoche wird gerne als Lösung für viele Probleme vorgeschlagen. Der Personalmangel soll so eingedämmt und die Motivation und Effizienz der Mitarbeiter gesteigert werden. Eine Studie zeigt jetzt, dass Arbeitgeber dem Modell zwiespältig gegenüberstehen.
Dienstag, 03.09.2024, 08:18 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Randstad hat sich in den Betrieben umgehört und kommt zu der Erkenntnis: Die Vier-Tage-Woche wird viel diskutiert, doch nur selten umgesetzt. Lediglich 11 Prozent der deutschen Unternehmen bieten dieses Arbeitszeitmodell aktuell an. Bedenken gegen die verkürzte Arbeitswoche hegen viele Betriebe vor allem aufgrund des Personal- und Organisationsaufwands. Wo Unternehmen ansetzen können, um mehr Flexibilität zu bieten, erklärt Randstad-Expertin Verena Menne.

Für Arbeitgeber keine Option

Weniger Arbeitszeit bei gleichem Gehalt, dafür höhere Produktivität und mehr Work-Life-Balance – das ist das Versprechen der Vier-Tage-Woche, die unter deutschen Arbeitnehmenden zumindest in der Theorie hohe Konjunktur hat.

Doch wie blicken Arbeitgeber auf das Thema? Halten sie das Konzept für genauso vielversprechend? Die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung Q2 2024 (https://www.randstad.de/hr-portal/personalmanagement/randstad-ifo-pe
rsonalleiterbefragung/) zeigt: Die meisten Unternehmen schenken der Idee entweder keine Aufmerksamkeit oder bewerten eine Einführung als nicht möglich.

Derzeit bieten nur 11 Prozent der Betriebe die Vier-Tage-Woche an und lediglich zwei Prozent planen, sie einzuführen. In 38 Prozent der Unternehmen ist das Modell aktuell kein Thema. Etwa ein Drittel (30 Prozent) der Befragten hält die Einführung aus betrieblichen Gründen für nicht möglich. Immerhin setzt sich knapp ein Fünftel (19 Prozent) intern zumindest gedanklich mit den Möglichkeiten und Grenzen der verkürzten Arbeitswoche auseinander.

Gleiches Gehalt bei weniger Stunden ist eher selten

Von jenen Betrieben, die die Vier-Tage-Woche anbieten, setzt knapp die Hälfte auf eine Stundenreduktion bei weniger Gehalt. 43 Prozent teilen Vollzeitstellen auf vier statt auf fünf Tage auf. Nur ungefähr ein Zehntel der Firmen reduziert die Stunden bei gleichem Gehalt. Der Branchenvergleich zeigt, dass Handelsunternehmen häufiger bereit sind, eine Stundenreduktion bei gleichem Gehalt anzubieten (19 Prozent).

Eine Aufteilung von Vollzeit auf vier statt auf fünf Tage können sich mit 51 Prozent am häufigsten Dienstleistungsunternehmen vorstellen. „Die Vier-Tage-Woche ist ein umstrittenes, aber wichtiges Modell, weil sie die zunehmende Bedeutung von Flexibilität und Produktivität beim Arbeiten verdeutlicht. Den passenden Mix aus beidem zu entwickeln, bleibt eine zentrale Herausforderung für Unternehmen“, betont Verena Menne, Director Group HR von Randstad Deutschland.

Zu hoher bürokratischer Aufwand

Die Vier-Tage-Woche bietet aus Sicht einiger Unternehmen durchaus Potenzial für das Employer Branding. Mögliche positive Effekte der Vier-Tage-Woche sehen die Befragten in der Mitarbeiterbindung (35 Prozent) sowie der Mitarbeitermotivation (32 Prozent).

Doch die Bedenken überwiegen: 59 Prozent der Betriebe berichten, dass für die Umsetzung mehr Personal nötig wäre. Ferner befürchten 52 Prozent einen hohen Organisationsaufwand und 40 Prozent einen gesamtwirtschaftlichen Wohlstandsverlust. Besonders hoch ist der Anteil derjenigen, die mit einer Verschärfung des Arbeitskräftemangels durch verkürzte Arbeitszeiten rechnen – fast zwei Drittel (61 Prozent) der Umfrageteilnehmer teilen diese Ansicht.

Ergänzend meint Verena Menne: „Diese Sorgen sind nicht unberechtigt. Schließlich kommt es immer auf die praktische Umsetzbarkeit an. Genau hier sollten Unternehmen ansetzen und Optionen für mehr Flexibilität und Produktivität entwickeln.“

„Die Vier-Tage-Woche kann als Inspiration dienen, um über Schicht-Modelle allgemein nachzudenken. Dazu gehören gleitende Arbeitszeiten, Arbeiten in Teilzeit, aber auch Jobsharing und das Modell der Jahresarbeitszeit. Gemeinsam den Rahmen setzen, in dem Mitarbeitende ihre Arbeitszeit flexibel gestalten, das braucht einen offenen und kontinuierlichen Austausch“, so Verena Menne.

Das Randstad Arbeitsbarometer Pulse Survey „Flexibility@Work“ aus 2023 zeigte zuletzt: 18 Prozent der deutschen Arbeitnehmenden sind an einem flexiblen Wochenarbeitsmodell interessiert. Für 58 Prozent ist Arbeitszeitflexibilität mindestens genauso wichtig oder sogar wichtiger als das Gehalt.

(Randstad/CHHI)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Lächelnde Hotelmitarbeiterin
Ratgeber
Ratgeber

Top-Talente für die Hospitality durch Benefits gewinnen

Qualifizierte, motivierte und loyale Mitarbeiter zu finden – und auch zu halten – ist keine leichte Aufgabe. Entscheidend kann es sein, seinen Angestellten zusätzlich zu ihrem Gehalt ein überzeugendes Paket an Mitarbeitervorteilen zu bieten – auch in der Hospitality-Branche.
Kellnerin schaut auf Tablet
Umfrage
Umfrage

Personalmangel in der Gastronomie: Digitalisierung als Lösung?

Der Mangel an Fachkräften stellt die Gastronomiebranche derzeit vor große Herausforderungen. Doch könnte die fortschreitende Digitalisierung die wachsende Unzufriedenheit und den Personalmangel in der Gastronomiebranche lindern? 
Ein Mann sitzt im Vorstellungsgespräch bei einer jungen Frau.
Recruiting
Recruiting

Mit Guerilla-Marketing zu den richtigen Mitarbeitern

Im Wettbewerb um die besten Köpfe haben es kleine und mittelständische Unternehmen zunehmend schwerer. Dies gilt auch für Betriebe in der Gastronomie und Hotellerie. Aber wie kommt man zu Mitarbeitern, die zu einem passen?
Ein Bewerbungsgespräch. (Symbolbild)
Recruiting
Recruiting

Wie gewinnt man mit dem richtigen Marketing Mitarbeiter?

In Gastronomie und Hotellerie ist ein Wettbewerb um die besten Fachkräfte entbrannt: Was müssen Arbeitgeber tun, um als Sieger aus diesem Wettbewerb hervorzugehen?
Happy waiter serving coffee to young women in a cafe.
Dehoga
Dehoga

In 14 Prozent der gastgewerblichen Betriebe arbeiten Ukrainer

Ob als Aushilfen in Minijobs oder auch als Teil- und Vollzeitbeschäftigung – in Hessen arbeiten nach Angaben des Branchenverbandes Dehoga in rund 14 Prozent der gastgewerblichen Betriebe Ukrainer. Dies stellt für beide Seiten eine Win-Win-Situation dar.
Cervo Mountain Resort in Zermatt
Pilotprojekt
Pilotprojekt

Dem Fachkräftemangel in der Hotellerie entgegentreten

Das Cervo Mountain Resort startet mit „Beyond Talent“ ein innovatives Pilotprojekt, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Dabei will das Zermatter Resort seinen Fokus auf nachhaltiges HR Management legen.
Moritzburg in Sachsen mit Touristen
Mitarbeitersuche
Mitarbeitersuche

Tourismus in Sachsen erfolgreich

Dem Bereich Reisewirtschaft geht es im östlichen Bundesland eigentlich gut, er befindet sich im Aufwärtstrend. Aber die Branche klagt über einen starken Mangel an Mitarbeitern. Das verursacht zunehmend Probleme. 
In der Auslandsbehörde
Fachkräftemangel
Fachkräftemangel

Baden-Württemberg bekommt Agentur für ausländische Fachkräfte

Überall fehlen Fachkräfte – auch im Gastgewerbe. Künftig sollen vermehrt Menschen aus dem Ausland diese Lücken schließen. Baden-Württemberg geht jetzt neue Wege, um diese Kräfte schneller in den Arbeitsmarkt zu bringen.