Azubi-Report: Wie viel Nachwuchs wird es geben?
Generell kann man sagen, dass die Situation auf dem Ausbildungsmarkt gut ist. „Top Chancen auf Ausbildung“, so das positive Fazit der Bundesregierung. Doch nackte Zahlen spiegeln eben nicht immer das gesamte Bild wieder. In manchen Branchen – beispielsweise in der Gastronomie – bleiben zahlreiche Lehrstellen unbesetzt. Die Anreize für eine Ausbildung in diesem Sektor sind viel zu schwach. Laut dem Berufsbildungsbericht der Bundesregierung sind „Passungsprobleme“ der Hauptgrund.
Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist relativ konstant. Auf den gesamten Ausbildungsmarkt bezogen sank die Zahl im vergangenen Jahr um nicht einmal 2.000 Verträge (520.300), das ist ein Minus von 0,4 Prozent. 2011 waren es allerdings noch 569.000 unterschriebene Ausbildungsverträge. Schuld an dieser Entwicklung sind unter anderem der demografische Wandel und der enorme Trend hin zum Hochschulstudium.
„Passungsprobleme“
Unter dem Begriff „Passungsprobleme“ versteht man Situationen und Rahmenbedingungen auf dem Ausbildungsmarkt, die entweder für Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberseite nicht „passen“. Wenn Bewerber mit ihren erreichten Schulabschlüssen beispielsweise nicht den Anforderungen der Firmen entsprechen, passt es eben nicht. Wie die BILD berichtet, ließen Unternehmen 2016 insgesamt 43.500 Ausbildungsplätze unbesetzt, das ist ein Plus von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf der Gegenseite blieben 20.600 Jugendliche ohne Vertrag.
Bei den Schulabschlüssen der potentiellen Azubis gab es in den letzten Jahren eine deutliche Entwicklung. So hat sich seit 2009 der Wert an Azubis, die über eine Hochschulberechtigung verfügen, auf 28 Prozent erhöht. Demnach gab es 2016 mehr Abiturienten im dualen Ausbilungssystem als Menschen mit Hauptschulabschluss. Der Drang an die Universitäten ist also leicht rückläufig. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Jugendliche mit Hauptschulabschluss weniger Chancen auf eine Anstellung haben.
Für die Gastronomie sind das nicht unbedingt gute Nachrichten, denn Absolventen mit höherem Schulabschluss erwarten von einer Berufsausbildung mehr. Doch das Gastgewerbe hat seit Jahren ein enormes Imageproblem. Im alljährlichen Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) schneidet die Branche stets extrem schlecht ab. Die häufigsten Kritikpunkte: Lange Arbeitszeiten, Überstunden, minderwertige Ausbildungsqualität und schlechte Bezahlung seien nicht nur Ärgernisse, sondern gehörten schon zum Ausbildungsinhalt. Acht Überstunden pro Woche sind absolut normal, wie der Ausbildungsreport 2016 berichtet.
Wenn man einmal einen Ausbildungsplatz hat, ist das Risiko arbeitslos zu werden sehr gering, zumindest im Süden Deutschland (unter 4,1 Prozent). In den neuen Bundesländern dagegen, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Brandenburg liegt die Wahrscheinlichkeit trotz Ausbildung arbeitslos zu werden bei über 13 Prozent. (BILD/MJ)