Wintersaison

Arbeitskräfte gesucht

Kellner in Action
In wenigen Wochen startet wieder die Hochsaison in Österreichs Tourismus. Noch suchen die meisten Betriebe Mitarbeiter. (© fotolia.com/Mark Umbrella)
Entspannung im Gastgewerbe ist weiterhin nicht in Sicht. Noch immer fehlen Mitarbeiter für die kommende Wintersaison in Österreich. ÖHV und Gewerkschaft sehen allerdings unterschiedliche Ursachen.
Dienstag, 22.10.2019, 11:25 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Eine aktuelle Umfrage der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) lässt Optimismus für die kommende Wintersaison aufkommen. 52,9 Prozent der befragten Hoteliers sehen sich in der Wintersaison 2019/20 auf Vorjahresniveau, exakt 33,3 Prozent erwarten sogar Steigerungen. „Das sind gute Aussichten, wenn wir genug Mitarbeiter finden“, sieht ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer Licht und Schatten. Denn: 81,6 Prozent der Hotels haben noch offene Stellen: „Entweder werden die rechtzeitig besetzt oder das Angebot zurückgefahren“, hält die Branchensprecherin fest. Sie pocht daher gegenüber der künftigen Regierung auf Vorschläge wie den Ausbau der Kinderbetreuung, Förderungen für Mitarbeiterhäuser und befristete Feststellungsbescheide. Bis die Maßnahmen greifen, sollten die Mangelberufsliste, die Rot-Weiß-Rot-Karte, der Mobilitätsbonus und Umschulungen die gröbsten Probleme abfedern.

Lohndumping befürchtet

Widerspruch kommt postwendend von Seiten der Gewerkschaft. Es sei bedauerlich, dass noch vor dem Saisonauftakt die Jammerei um Arbeitnehmer beginne. „Wir haben genug Jobsuchende, aber viel zu wenig gute Jobs“, so Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida. „Auch heuer ertönt wieder der gebetsmühlenartige Ruf nach Nachschärfungen bei der Rot-Weiß-Rot-Card und der Mangelberufsliste. Beides wird aber nicht mehr Personal in die Tourismusregionen bringen. Das zeigt sich auch an den Bewilligungszahlen des heurigen Jahres“, betont Tusch. „Wenn wir den heimischen Arbeitsmarkt im Tourismus für Menschen aus Drittstaaten noch mehr öffnen, dann rollen wir Lohndumping den roten Teppich aus. Lohnerhöhungen werden so wirksam verhindert“, meint der Gewerkschafter. Er vermisst das selbstständige Bemühen der Branche, die Situation für die Arbeitnehmer nachhaltig zu verbessern. Es gehe um Schritte, die gesetzt werden müssen, um die Arbeits- und Lebenssituation der Arbeitnehmer im Tourismus zu verbessern. Nur dann werde es langfristig gelingen, jene Zahl an Beschäftigten zu bekommen, die die Branche braucht.

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