Wie eine positive Führungskultur gelingt
Vor 17 Jahren hat sich Alexander Scharf selbstständig gemacht und betreibt mit seinem Team Gastro Urban inzwischen ein Hotel, ein Apartmenthaus, drei Restaurants sowie einen Coffeeshop in Goslar. Neben der Funktion als Experte für den Landkreis Goslar im Bereich der Berufsorientierung ist der 50-Jährige zusätzlich Geschäftsführer der Luchs Akademie, mit der er aktuell das ESF geförderte Ausbildungsprojekt „I love Gastro“ umsetzt. Ziel des Projekts ist es, mittels einer positiven Arbeitskultur Ausbildungsabbrüche zu verhindern und gegen den Fachkräftemangel anzutreten. Im Interview erklärt er unter anderem, was eine gute Mitarbeiterführung ausmacht und wie es gelingt die Jobs in der Branche attraktiv zu gestalten.
Herr Scharf, was macht in Ihren Augen eine gute Mitarbeiterführung aus?
Wir befinden uns derzeit in einem Strukturwandel des Arbeitsmarktes und haben die Chance, diesen positiv mitzugestalten. Dazu gehört es, einen ernsthaften Perspektivwechsel zu wagen und die Mitarbeiter mit ihren veränderten Lebensmodellen und Wirklichkeiten wahrzunehmen und diese zu akzeptieren. Zu einer positiven Arbeitskultur gehört es in Wertschätzung, Weiterentwicklung und faire Honorierung zu investieren. So vermitteln wir die gegenseitigen Erwartungen von Betrieb, Mitarbeitern und Berufseinsteigern.
Wie positioniere ich mich als positiver Arbeitgeber?
Wir haben mit einer Kampagne zur Markenidentifikation für Mitarbeiter begonnen. Vorab gehört es allerdings dazu, die eigene Identifikation zu finden. In gemeinsamen Workshops haben wir unser Playbook entwickelt, in dem steht, wer wir sind. In unserem Geben & Nehmen haben wir festgelegt, wofür wir antreten und wie wir miteinander umgehen wollen. Unserem Team Gastro Urban haben wir eine eigene Internetseite gewidmet, auf der diese Dokumente hinterlegt sind und wir ein wenig von unserem besonderen Teamsprit präsentieren.
Was zeichnet eine gute Führungskraft aus?
Eine gute Führungskraft zeichnet aus, dass sie sich selbst führen kann, ein klares Rollenverständnis hat und Methodenkompetenz besitzt.
Was ist Ihnen in Ihrem Berufsalltag besonders wichtig?
Mir persönlich ist es am wichtigsten, dass es mir gelingt, zweimal täglich durch alle Betriebe zu gehen und jeden Mitarbeiter zu begrüßen und ihm – wenn auch manchmal nur kurz – das Gefühl zu geben, dass ich ihn wahrgenommen habe und ich mich freue, dass er da ist.
Wie ist es Ihnen während der Pandemie ergangen?
Ich bin sehr stolz darauf, dass wir pandemiebedingt keinen Mitarbeiter verloren haben. Vielmehr konnten wir den Teamspirit steigern und meine Führungskräfte sind echte Führungskräfte geworden. Zudem konnten wir in unserem Unternehmen den Fachkräftemangel besiegen.
Wie gelingt es, gerade in der jetzigen Zeit, die Jobs in der Branche attraktiv zu gestalten?
Die Arbeitskultur und das Leadership müssen sich wandeln und sich der Umgang miteinander authentisch verbessern. Der Ruf eines Unternehmens ist dank digitaler Medien wesentlich transparenter und angreifbarer, sodass es auffliegt, wenn dort gut gemeinte Claims nur auf der Internetpräsenz landen, aber in Wahrheit nicht im Betrieb gelebt werden. Ich freue mich aber sehr darüber, dass ich immer mehr Betriebe kennenlerne, die dies begriffen haben und ebenfalls Freude und Sinnhaftigkeit an diesem Strukturwandel gefunden haben.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
(MK)