Weshalb Fachkräfte im Gastgewerbe die perfekten Allrounder sind
Jeden Tag neue Menschen kennenlernen und unterschiedliche Sprachen sprechen: „Das macht mir Spaß“, erzählt Ishaq Shabak Khel. Der 19-Jährige absolviert im Victor’s Residenz-Hotel München in Unterschleißheim eine zweijährige, duale Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe. Erst war er im Frühstücksbereich tätig, dann im Housekeeping und nun im Spätdienst. Die Arbeit im Restaurant gefalle ihm bisher am besten. „Zuerst begrüße ich die Gäste und frage, wo sie sitzen möchten. Ein paar Minuten später komme ich wieder vorbei und frage, ob sie etwas trinken möchten“, erzählt er. Die Ausbildungen zur Fachkraft im Gastgewerbe umfasst die Bereiche Service, Hauswirtschaft und Küche. Ob es um das Einchecken an der Rezeption, die Zimmerreinigung oder die Zubereitung von einfachen Speisen geht – die Aufgaben sind vielseitig.
Die Vielseitigkeit als größtes Plus der Branche
„Das ist das größte Plus, das dieser Beruf mit sich bringt“, erklärt Edwin Brader, Fachpraxislehrer am Oberstufenzentrum Gastgewerbe in Berlin. Viele Betriebe bilden inzwischen nur noch Hotelfachleute und Köche aus, erzählt er. Aber gerade in kleinen Familienbetrieben oder Cafés würden die Fachkräfte im Gastgewerbe wegen der flexiblen Einsatzmöglichkeiten geschätzt. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und ist für alle geeignet, denen eher die Praxis liegt. Ein bestimmter Schulabschluss ist rechtlich nicht vorgeschrieben. Auch für Interessenten, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, bietet die Branche Chancen. 2017 hatten laut einer Statistik des Bundesinstituts für Berufsbildung mehr als ein Drittel der Ausbildungsanfänger im Bereich der Fachkraft im Gastgewerbe keine deutsche Staatsbürgerschaft.
„Der beste Weg, schnell Deutsch zu lernen“
Vor fast fünf Jahren ist Ishaq Shabak Khel als Flüchtling aus Afghanistan gekommen, hat einen Sprachkurs absolviert und dann zwei Jahre eine Integrationsklasse an der Beruflichen Oberschule besucht. „Am Anfang war es schwer, Deutsch zu lesen und zu schreiben“, erzählt der Azubi, der inzwischen fließend Deutsch spricht. Sehr viel habe er durch die Kommunikation mit Gästen gelernt. Diese Erfahrung hat auch Veronika Karyuk gemacht. „Ich glaube, im Hotel zu arbeiten, ist der beste Weg, schnell Deutsch zu lernen“, sagt die 19-Jährige, die vor zwei Jahren aus Russland gekommen ist und eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Leonardo Hotel Berlin macht. Ihre Ausbildung dauert ein Jahr länger als die zur Fachkraft im Gastgewerbe und umfasst auch die Planung von Arbeitsabläufen, der Einsatz von Personal, Buchhaltung und Marketingmaßnahmen. Veronika Karyuk möchte nach ihrer Ausbildung an der Rezeption arbeiten.
Positiver Eindruck für junge Azubis
Wer sich als Fachkraft zum Hotelfachmann weiterbilden möchte, kann ein drittes Ausbildungsjahr dranhängen. Über ein Praktikum haben Ishaq Shabak Khel und fünf Mitschüler seiner Integrationsklasse das Victor’s Residenz-Hotel München kennengelernt. „Wir haben innerhalb der Woche einen überraschend positiven Eindruck bekommen können“, erzählt Sabine Eiternick, die als Direktionsassistentin Logis im Hotel tätig ist. Später hat sich Ishaq Shabak Khel einen Ausbildungsplatz beworben. Mit Erfolg. Die Bereitschaft, in der Gastronomie zu arbeiten, sei extrem gesunken, sagt Edwin Brader. Das liege vor allem an den niedrigen Löhnen und den Arbeitszeiten. „Wenn jemand seine berufliche Zukunft in der Gastronomie sieht, sollte er sich klarmachen, dass das in der Regel nicht in einem Nine-to-five-Job geht“, sagt Sandra Warden. Trotzdem sei es eine tolle Aufgabe, im Tourismus oder in einem Restaurant Menschen eine schöne Zeit bereiten zu können. „Die Leute, die Spaß daran haben, für Menschen und mit Menschen zu arbeiten, für die ist es keine Alternative, irgendwo am Band zu stehen.“
Arbeitsmöglichkeiten auf der ganzen Welt
Wer eine Ausbildung in Europa abgeschlossen habe, könne auf der ganzen Welt Arbeit finden, sagt Brader. Neben Englischkenntnissen sei vor allem Offenheit wichtig. „Man sollte sich trauen, mit Menschen zu kommunizieren.“ Fachkräfte im Gastgewerbe können ein oder zwei Ausbildungsjahre in anderen gastronomischen Berufen anhängen – und etwa Koch werden. Andere Weiterbildungen stehen ihnen ebenso offen, erklärt Sandra Warden. Dazu zählen zum Beispiel Meisterlehrgänge, der Fachwirt im Gastgewerbe oder der Besuch einer Hotelfachschule. Ishaq Shabak Khel möchte nach seiner Ausbildung im Beruf bleibenn. Aber vorher muss er die Theorieprüfungen bestehen. „Mein Ziel ist es, einen guten Abschluss zu machen“, betont er. (dpa/TH)
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